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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Moleküle, würde ich sagen. Aber mit der Masse von ganzen Bergzügen, vielleicht sogar ganzen Kontinenten. Wir wissen, daß die Amaltheaner über eine gewisse Kontrolle des Vakuums verfügen, und offenbar machen sie sich das zunutze, um schwarze Löcher in den Kern des Mars zu verpflanzen. Sobald sich die beiden Massen treffen, verschmelzen sie zu einer einzigen.«
    »Lieber Himmel!« Bill war so aufgebracht, daß er überall rot wurde – an Nase, Ohren und Kopf. »Warum sollten sie so etwas tun?«
    »Es ist unabdingbar«, brummte Angus, »auf lange Sicht.«
    Er warf Tony einen Blick zu, schien ihn zu fragen, ob er ihm den Wind aus den Segeln nehmen dürfe, und Tony nickte zum Zeichen, daß er einverstanden war. »Der phantastische Fortschritt, der in den Jahren erreicht wurde, seit wir hier sind, ist flüchtiger Natur, es sei denn, es geschehen ein paar grundsätzliche Veränderungen in der Geologie des Planeten«, sagte Angus. »Im Augenblick besitzt der Mars eine dichte Atmosphäre, aber er benötigt ausreichend Masse, um die Luft am Entweichen ins All zu hindern. Und er braucht genügend innere Wärme, um den Kohlenstoffkreislauf aufrechtzuerhalten. Ein schwarzes Loch im Kern löst beide Probleme. Es vergrößert die Masse des Planeten und heizt den Kern auf.«
    »Und wie macht es das?« fragte ich. »Den Kern aufheizen?«
    »Durch Strahlung.« Das war wieder Tony. »Je kleiner der Radius des Loches ist, desto größer sind paradoxerweise die Gezeitenkräfte am Schwarzschildradius – also dem Rand. Je größer die Gezeitenkräfte, desto größer auch die Strahlenmenge, die das Loch abgibt.«
    »Woher stammt die Strahlung?« fragte Marianne. »Ich dachte, im Innern eines schwarzen Loches ist nichts.«
    »Und aus eben diesem Nichts stammt die Strahlung«, erwiderte Tony. »Aus dem Vakuum wimmelt es nur so von Partikeln, die viel zu schnell auftauchen und wieder verschwinden, um entdeckt zu werden. Paare virtueller Teilchen – Protonen und Antiprotonen, Elektronen und Positronen, was weiß ich – blitzen augenblicklich – überall, ringsum, unablässig. Geschieht dies genau am Rand eines schwarzen Loches, kann ein Teil jedes Paares eingefangen werden. Und das andere entweicht als tatsächliche Strahlung.«
    »Und warum frißt dieses Loch den Planeten nicht einfach von innen heraus auf?« fragte Marianne.
    »Vielleicht tut es das«, warf Jo ein. »Aber es wird lange dauern, bis der ganze Planet Mars in einem Loch von der Größe eines Moleküls verschwunden ist.«
    »Gut, aber je mehr Masse das schwarze Loch aufnimmt, desto schneller wächst es doch, oder?« Mariannes angeborene Intelligenz war offenbar sichtlich durch diese Frage angeregt worden.
    »Richtig. Sobald eine bestimmte Masse verfügbar ist – der Kern des Mars – wird das Loch sich durch den Einfall vergrößern«, sagte Tony.
    »Aber die Strahlung, von der wir gesprochen haben, kompensiert diese Tendenz. Und tatsächlich strahlt ein so winziges Loch, wie der Schwerkraftmesser es angezeigt hat, eine ungeheure Menge Energie ab – so viel, daß es im Vakuum in kurzer Zeit verdampfen würde.«
    »Das soll vermutlich bedeuten, daß die beiden Tendenzen sich an einem bestimmten Punkt aufheben, und das System in eine Art Gleichgewichtszustand gerät.« Bill schien seine Zweifel zu haben.
    Tony nickte. »Wenn sie eine präzise Antwort darauf wollen, kann ich versuchen, es auszurechnen – was nicht einfach wäre. Aber im wesentlichen wird die Masse im Kern des Mars äußerst wirkungsvoll in Energie verwandelt – genug, um den Planeten ohne erkennbaren Masseverlust zumindest ein paar Milliarden Jahre aufzuheizen.«
    Wärme hing in der Luft, und Licht verweilte noch über dem Horizont, obwohl die Sonne längst untergegangen und der Wind, der in die Blätter der Olivenbäume gefahren war, sich gelegt hatte.
    Marianne stand auf, um die Lampen anzuzünden. Sie bewegte sich vorsichtig. Von irgendwoher aus den schattigen Dünen, die jetzt mit hartem Gras überwuchert waren, kam der klagende Ruf einer Wachtel.
    Ich tauschte einen Blick mit Angus. Seine düstere Behauptung, der Mars müsse gefrieren, war tatsächlich von den Amaltheanern vorausgeahnt worden, und zwar auf eine Weise, die keiner von uns hätte vorhersagen können.
    »Eine faszinierende Annahme«, sagte ich zu Tony. »Ich frage mich nur, warum Troy uns nicht darauf hingewiesen hat? Erst hält sie uns dazu an, bis jetzt all die wunderbaren Errungenschaften der Amaltheaner aufzuzeichnen, und dann

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