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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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versucht sie uns ihre größte Leistung vorzuenthalten.«

16
    01.01.15.03
    Mitternacht auf dem Mars – der 14. des Monats Marianne – und Bill und Marianne haben getan, was vernünftig war. Kurz nach Sonnenuntergang, in jener Stunde, wenn der Wind nachläßt und die Wärme des Tages noch in der Luft hängt, begannen die Feierlichkeiten mit Musik.
    Tony machte sich die meiste Mühe. Er spielte eine summende Melodie und einen vielleicht ein wenig verstimmten Baß auf seinem zusammengebastelten Synthecord. Jo begleitete ihn auf mit Polymer bespannten Tontrommeln. Angus klopfte einen beachtlichen Rhythmus auf Dingern, die wie übergroße Kastagnetten aus Eisen aussahen. Fackeln, die mit Öl aus einem Gewächs gespeist werden, das Tony Creosot nennt, flackerten rings um unseren kleinen Dorfplatz. Jeder hatte etwas zur Dekoration beigesteuert, die im Wesentlichen aus Girlanden bestand, die zwischen den Hütten und den jungen Bäumen aufgespannt waren.
    Bill trat schüchtern vor und stellte sich in die Mitte des kleinen Platzes, dort wo der Duft des im Herbst blühenden Weines schwer in der Luft hing und die Fackeln flackernd und warm ihr gelbes Licht abgaben. Er hatte seinen besten Anzug an – die sauber geschrubbten Reste einer Hose aus Köperstoff und ein weißes Baumwollhemd, das er vor unzähligen Jahren mit auf die Reise zum Ganymed genommen hatte. Sein helles Haar hatte er zurückgekämmt, dicht an seinen langen Kopf anliegend, und sein frisches englisches Gesicht strahlte im Licht der Fackeln rosig vor Verlegenheit und Glück. Hier war ein Mann, dem endlich ein lang ersehnter Wunsch erfüllt worden war, und dafür war er seinen Freunden vorbehaltlos dankbar.
    Marianne und ich warteten in der Kuppeltür, die wir als Werkstatt benutzten. Ich hatte die Tür einen Spalt breit geöffnet, lugte hinaus und wartete auf unser Zeichen. Es brannte kein Licht, aber ich hatte den Eindruck, das junge Glück strahlte hell genug, um dem Raum einen warmen Glanz zu verleihen. Marianne trug einen Plisseerock aus mehreren Schichten seidenfeinen Maulbeertapas, dazu die weißen Blüten des Weins als Diadem, und mehrere Lagen davon als duftige Halskette. Der Klang des kleinen Orchesters, verstärkt durch Streicher und Bläser aus dem Synthesizer, schallte jetzt lautstark in die nächtliche Wüste und hallte von den Sandsteinwänden der Felsspitzen wider. Nach einer Weile stellte Jo das helle Klackern der Keramiktrommeln ein – mittlerweile hatte Tony ihr Spiel kopiert und hielt ihre Rhythmen auf dem Synthecord in Gang, während sie ihren Platz an der Töpferbank einnahm, die man leergeräumt hatte, so daß sie als Altar dienen konnte.
    Es wurde Zeit, die Braut nach vorn zu führen. Die Musik verstummte, als ich Marianne die wenigen Schritte über die Trittsteine führte, bis sie vor dem ›Altar‹ stand. Tony hatte seinen Platz als Trauzeuge neben Bill eingenommen, und auch Angus stand bereit und versuchte, seiner Rolle als Ehrenjungfer mit einer Feierlichkeit gerecht zu werden, die komisch gewirkt hätte, wären wir nicht alle von diesem Augenblick so gerührt gewesen. Jo richtete das Wort an uns. Sie stand locker da, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und redete nicht förmlicher als auf einer Mannschaftssitzung. In der Luft lag jedoch genügend Erwartung, um all dem etwas Feierliches zu geben.
    »Wir sind hier, um mit Bill und Marianne zu feiern – nicht nur ihre Hochzeit, sondern auch den Auftrieb, den sie uns allen damit verschaffen. Wie es scheint, haben die beiden beschlossen, daß das Leben lebenswert ist.«
    »Hört, hört«, murmelte Angus ergriffen.
    »Und da wir nicht auf Förmlichkeiten stehen«, fuhr Jo fort, »ist es in Ordnung, denke ich, zu erwähnen, daß die beiden offenbar auch der Ansicht sind, daß das Leben wert ist, in die Welt gesetzt zu werden.«
    Woraufhin Marianne glücklich lächelte und Bill tief errötete – Reaktionen, die wir mit flegelhaftem Applaus begrüßten.
    »Wir waren mit Situationen konfrontiert, die niemand hatte voraussehen können.« Jo wurde ernst. »Wir haben uns gestritten, sind aufeinander losgegangen, sind uns gegenseitig zu nahe getreten. Manches Mal haben wir in verschiedene Richtungen gezogen. Aber wir haben uns ein Zuhause und ein gemeinsames Leben geschaffen. Und unser erstes wichtiges Ereignis als … Gesellschaft, so muß man es wohl nennen … ist nicht etwa ein Begräbnis, was durchaus möglich gewesen wäre. Niemand hat sich oder einen anderen ermordet. Statt

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