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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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dessen können wir eine Hochzeit feiern und ein Kind, das unterwegs ist. Vielleicht sind wir die einzigen Menschen an diesem Ort und zu dieser Zeit, aber wir haben einen Anfang gemacht. Vielen Dank also, Marianne, vielen Dank, Bill. Dafür, daß ihr es amtlich gemacht habt.« Sie nickte Tony zu. »Wo wir von amtlich reden, wenn ihr jetzt die Ringe findet, sage ich meinen Spruch auf.«
    Tony und Angus holten die schmiedeeisernen Ringe hervor, Joes Werk. Bill zitterte, als er versuchte, das ziselierte, schwarze Band Marianne über den Finger zu streifen. Sie mußte ihm helfen. Ihre Hand war ruhiger als seine, und sie hatte weniger Schwierigkeiten, den Ring über seinen verhornten Knöchel zu schieben.
    Jo sagte: »Willst du Bill als deinen dir rechtmäßig angetrauten Mann nehmen, um dir mit ihm zusammen ein Leben einzurichten, wie ihr beide es für richtig haltet?«
    »Ja.« Ihre Stimme war voller Überzeugung.
    »Und du, Bill, willst du Marianne als deine dir rechtmäßig angetraute Frau nehmen, ihr in allen Dingen, die zu einer Ehe gehören, ein Partner sein, und dich ansonsten um deinen eigenen Kram kümmern?«
    »Ja«, sagte Bill mit Nachdruck.
    »Dann erkläre ich Kraft der Autorität, die mir als Captain der Michael Ventris zukommt – und zu deren Mannschaft ich euch zwei aus Gründen zähle, die dieser Feier einen rechtmäßigen Anstrich verleihen sollen – zu Mann und Frau. Ihr dürft euch jetzt küssen.«
    Sie taten es, vorsichtig und sehr zärtlich.
    Schlicht, aber seltsam rührend. Vielleicht ist mir insgeheim sogar die eine oder andere Träne gekommen. Mit dem Alterwerden fällt es mir leichter, diese Dinge zuzugeben.
    Genau in diesem Moment erschallte der dünne, süße Klang einer Flöte aus der Wand der nächstgelegenen Felstürme. Wir blickten einander überrascht an. Das war nicht vorgesehen.
    Die Melodie dieser Flöte wiederholte aus der Ferne jene Weise, die Tony und die anderen zuvor gespielt hatten, eine respektlose, aber nette Version von Mendelssohns Mittsommernachtstraum. Die helle, klare Melodie schien wie Baumwollseide in der reglosen Wüstenluft zu schweben. Wir blickten hinaus in die Nacht, als wir sie hörten. Die Fackel machte es jedoch unmöglich, weit genug in die Dunkelheit zu blicken, um etwas sehen zu können. Außerdem lag unser kleines Dorf ein Stück tiefer als das Gelände ringsum, und selbst am Tag hätten wir nur einen schmalen Streifen der Dünen ringsum sehen können.
    Wir fühlten den Schatten, der sich vor die Sterne schob, eher, als daß wir ihn sahen. Eines der riesigen, halb durchsichtigen Medusenschiffe von Amalthea schob sich entlang der funkelnden Milchstraße und hielt über uns. Sein Inneres leuchtete schwach in violettem Glanz.
    Die Flötenmusik war verstummt. Troy und Redfield tauchten aus der Dunkelheit am Rande des vom Feuer beschienenen Kreises auf. Redfield war es gewesen, der die Flöte gespielt hatte. Auf einem Sandsteinfelsen in der Nähe hockend, bot er das perfekte Ebenbild Pans, mit nackten Armen und Beinen, von der Sonne tief gebräunt, und bekleidet nur mit einem Schurz um die Lenden. Sein glänzendes, kastanienbraunes Haar fiel ihm über Schultern und Brust bis fast auf die schmalen Hüften, doch trotz seiner schlanken Figur wirkte er, fand ich, eigentlich nicht mehr wie ein junger Mann. Er sah eher abgemagert und zäh aus, wie ausgedörrt oder in Salz konserviert. Seine Augen brannten dunkel unter den schwarzen Brauen. Lilafarbene Narben überzogen seitlich seinen Brustkorb, und für einen Augenblick erkannte ich nicht, was sie waren: seine Unterwasseratemorgane.
    Auch Troy sah nicht jung aus. Sie war genauso spärlich bekleidet wie Redfield und ebenso gebräunt. Ihr blondes Haar war von Sonne und Salz zur Farbe von Treibholz gebleicht und lang geworden. Es fiel über ihre muskulöse, wenig weibliche Brust. Die Kiemenschlitze an den Seiten ihres Brustkorbs, die früher kaum zu sehen waren, traten jetzt deutlicher hervor. Ohne Zweifel hatten sie sich durch ständigen Gebrauch weiterentwickelt. Wie parallele, violette Narben hoben sie sich ab, genau wie bei Redfield. Alles in allem wirkte ihr Äußeres wild und fremd – und schien nicht recht zu ihrem freundlichen Lächeln zu passen.
    Sie hatte ein in silbriges Tuch gewickeltes Bündel dabei. »Ein Hochzeitsgeschenk«, sagte sie.
    Mit einem klangvollen Triller beendete Redfield sein Spiel. Troy stieg die flachen Stufen zum Sandsteinplatz hinab und legte ihr Bündel auf den Altar. »Für die Eltern

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