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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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des ersten Marsmenschen.«
    Marianne zögerte und betrachtete Troy argwöhnisch. Redfield hatte sie kaum angesehen. Ich wußte, daß sie ihn vom ersteh Augenblick an nicht gemocht hatte. Ein Moment voller Spannung; es war uns allen ziemlich lange leichtgefallen, Troy die Schuld für unser Schicksal zu geben, oder sie und Redfield wenigstens abzulehnen, weil sie nicht wollten, daß wir an ihrem Programm teilhatten. Als Marianne endlich nach vorn trat und an der silbrigen Verpackung des Bündels zerrte, geschah dies, ohne daß sie durch ein Lächeln oder Nicken zu verstehen gab, daß sie die Anwesenheit der unerwarteten Gäste bemerkt hatte.
    In einem Nest aus weichem Silber lag ein Satz schwarzer Chips. Marianne betrachtete sie einen Augenblick lang verwirrt.
    »Es sind Bücher«, sagte Troy. »Aus dem Haus der Bücher. Zum Vorlesen, für das Kind. Und noch andere Bücher, Enzyklopädien und so weiter – ein paar Sachen, die es in der Bibliothek der Ventris nicht gibt – für die Eltern und ihre Freunde.«
    »Wo habt ihr sie her?« fragte Bill, und einen halben Herzschlag später fügte er hinzu: »Tut mir leid. Was ich sagen wollte … vielen Dank. Wir freuen uns sehr.«
    »Ja, vielen Dank«, murmelte Marianne, ohne die Augen vom Geschenk abzuwenden. Wir alle wußten, was sie dachte. Wenn die Chips bis zum vollen Fassungsvermögen bespielt waren, konnten sie durchaus mehr enthalten als die gesamte Bibliothek der Ventris. Bücher – das war es, was Marianne während ihres unfreiwilligen Exils mehr als alles andere vermißt hatte.
    Woher hatte Troy sie? Ich glaubte es zu wissen. Ich hatte darüber nachgedacht, was Joszef Nagy mir während unseres kleinen Interviews auf Ganymed über seine Tochter erzählt hatte. Sie hatte die Bibliothek aus ihrem eigenen Gedächtnisspeicher.
    Für einen Augenblick schien es, als könnte das Schweigen peinlich werden. Jo und ich gingen dazu über, murmelnde, schnalzende Laute abzugeben, deren Sinn, sofern sie einen hatten, mir entfallen ist. Tony fing wieder an, auf seinem selbstgebauten Synthecord zu spielen, schmachtende getragene Klänge zwischen Orgel und Baßflöte, dazu einen monotonen Rhythmus, der auch von den Indianern Nordamerikas hätte stammen können, wenn sie leise auf ihre Tom-Toms schlugen. Angus fiel mit seinen seltsamen Rasseln in den Rhythmus ein, und Redfield gesellte sich auf seiner Panflöte dazu.
    Marianne blickte von den Büchern auf; ihre grünen Augen glänzten vor Tränen. Troy betrachtete sie. Sie wirkte bleich und wußte Bescheid. Mit einem bewegten Flüstern sagte Marianne: »Danke, danke …«
    Doch als sie einen Schritt auf Troy zuging, vielleicht um sie zu umarmen, war Troy nicht mehr an ihrem alten Platz. Sie hatte sich mit einer Bewegung weiter nach hinten ins Dunkel zurückgezogen, die so fein und fließend war, daß ich sie kaum bemerkt hatte.
    Redfield spielte immer noch, hatte sich jedoch erhoben. Er nickte uns anderen mit glänzenden Augen zu, drehte sich um und sprang die Stufen mit einer federnden Leichtigkeit hinauf, die Pan zur Ehre gereicht hätte. Einen Augenblick später war er in der Dunkelheit verschwunden. Vielleicht hatte er absichtlich unsere Aufmerksamkeit auf sich lenken wollen, vielleicht besaß Troy auch die Gabe der Unsichtbarkeit, wie ein Wüstendschinn, denn als wir uns nach ihr umschauten, war sie nicht mehr da.
    Dann spürte ich, wie Finger leicht meine Schultern berührten. Ich drehte mich um und sah sie dicht neben mir, wie sie mir schweigend mit den Augen ein Zeichen gab. Ich blickte kurz zu den anderen hinüber. Sie lauschten wie gebannt der traurig-süßen Melodie aus Redfields Flöte, die aus den Dünen kam. Ich schlich mich von den anderen fort und folgte Troy tiefer in die Nacht, zwischen die Hütten. Sie war wie ein Hauch, ein Geist, der ganz nach Belieben kam und ging, und ich war mir nicht sicher, ob ihr Erscheinen Gutes oder Böses verhieß.
    »Wir wußten nicht, ob es klappen würde«, begann sie ohne Vorrede. Ihre Stimme klang seltsam in der dünnen Luft. Sie glich der Stimme eines Menschen, der langsam taub wurde und sich an den Klang der Worte in der Luft erinnert, obwohl er sie lange nicht auf diese Art gehört hatte. »Wenn es nicht funktioniert hätte, wäre es zu einer Katastrophe gekommen, die diesen Planeten in Stücke gerissen hätte.«
    »Also hat es funktioniert?«
    Aus der Nähe wirkte sie so ausgezehrt wie ein trockener Ocotillo, ein verdorrter Ast, der seit dem letzten Regen nicht mehr erblüht

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