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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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Flugabwehr.
    Elektronische Kriegführung ist unsichtbar. In der Einsatzzentrale oder an Bord der Hubschrauber konnte niemand sicher sein, dass der Prowler ihre Entdeckung durch pakistanische Jäger oder Boden-Luft-Raketen-Stellungen verhinderte. Die nächsten 90 Minuten lang flogen die Stealth Hawks und die beiden Chinooks weiter ihrem Rendezvous mit dem Schicksal entgegen.
    An Bord von Razor 1 prüften die Scharfschützen und Beobachter ihre Waffen und setzten die Nachtsichtbrillen auf. Statt von der relativ stabilen Plattform eines 150 Meter langen Zerstörers der Navy würden die SEALs diesmal bei fast völliger Dunkelheit aus einem fliegenden Hubschrauber schießen müssen. Um einen Treffer zu landen, würden sie aus der Tür des fliegenden Helikopters hängend mit Nachtsichtgeräten das Ziel mit Infrarotlasern erfassen, anvisieren und feuern müssen. An Bord von Razor 2 sagte der Scharfschütze, der die ersten Schüsse des Einsatzes abfeuern sollte, das Mantra aller SEAL-Scharfschützen auf. Don’t let me screw up. – Lass es mich nicht versauen.
    An Bord von Razor 1 und 2 herrschte drangvolle Enge. Damit ihnen Arme und Beine nicht einschliefen, mussten die Männer ihre Kameraden notgedrungen immer wieder anrempeln. Ein Mann schubste einen anderen, der gegen den nächsten fiel, und das setzte sich fort, bis der Rempler wieder zu dem zurückkam, der ihn ausgelöst hatte. In den Hubschraubern stapelten sich Schutzwesten, Waffen, Funkgeräte und die tödlichen Bündel hochexplosiven Sprengstoffs. Einem Crew Chief ging durch den Kopf, dass nichts übrig bliebe, um zu beweisen, dass sie überhaupt in Pakistan eingedrungen waren, wenn das C4 jetzt losging. Der Command Bird und die Geschützplattform hielten sich knapp zehn Kilometer hinter Razor 1 und 2, flogen tief und nutzten die Berge nördlich von Abbottabad, um das dumpfe Klopfen ihrer Rotoren zu dämpfen. Sie konnten nur hoffen, dass der Geräuschpegel der Chinooks auf dem Zielgelände nicht zu hören war, bevor die Stealth Hawks die ersten Angreifer abgesetzt hatten.
    56 Minuten nach Mitternacht, auf die Minute pünktlich, meldete Razor 1 über Funk „Palm Beach“. Der Pilot teilte Frank Leslie über die Bordsprechanlage mit, dass es noch drei Minuten waren. Der Führer des Red Squadrons trennte seine Kopfhörer von der Sprechanlage und schloss sich wieder an sein persönliches Funkgerät an.
    Im stickigen Dunkel der Kabine des Stealth Hawks stieß er die Umstehenden an und hielt drei Finger hoch. Die SEALs zogen sich auf die Füße. Sie lehnten aneinander, kauerten und hielten sich fest, so gut sie konnten. Die Scharfschützenzelle kämpfte sich zu den Back-und Steuerbordtüren des Hubschraubers vor und machte ihre Waffen schussbereit. Manche der Männer klatschten mit der Hand auf eingeschlafene Gliedmaßen, andere zogen am Kragen ihrer Schutzwesten und fühlten, wie ihnen der Schweiß den Rücken hinunter perlte. Waffengurte wurden geprüft und Holster justiert. Die Teampartner beugten sich über andere hinweg und schalteten die am Rücken getragenen Funkgeräte ihrer Kameraden ein. In den Kopfhörern zwitscherte es, als sich die Transmitter auf sichere Frequenzen aufschalteten, über die die Schützen miteinander kommunizierten.
    Das Gleiche vollzog sich an Bord von Razor 2. Die Sturmtrupps machten sich bereit, klappten ihre Nachtsichtbrillen herunter, prüften die Sprengladungen und schalteten die Nachtsichtgeräte ein.
    An Bord von Razor 1 verdrehte sich Frank Leslie den Hals, um zwischen den Piloten durch die Windschutzscheibe zu schauen. Er konnte weder den Boden erkennen noch den Horizont. Durch sein Nachtsichtgerät sah er nur grünes Rauschen. Er musste dem Piloten unbesehen glauben, dass sie sich dem Zielobjekt näherten.
    Frank sah, wie der Pilot die linke Hand vom Höhensteuer des Hubschraubers nahm und ein V zeigte. Noch zwei Minuten. An Bord von Razor 1 und Razor 2 entriegelten und öffneten die SEALs die Türen auf beiden Seiten der Helikopter. Die schwülwarme Nachtluft drang in die Kabinen ein. Der Durchzug zerrte an Uniformärmeln und Hosenbeinen. Die SEALs konnten Landluft und Kiefernduft riechen, als Razor 1 von den Hügeln herab auf sechs Meter Flughöhe sank. Sie passierten Felder und Obstgärten und hielten direkt auf das Zielobjekt zu.
    Als die Türen von Razor 2 aufgingen, stellte sich Mel Hoyle an Steuerbord hinter den Piloten. Sein Beobachter kauerte neben ihm. Über Kopfhörer war er durch die Sprechanlage des Hubschraubers mit

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