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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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zwar bekannt, galten aber als zu gut gesichert, um sie anzugreifen. Jahrzehnte vor Saddam Husseins „menschlichen Schutzschilden“ sperrten die Nordvietnamesen Dutzende amerikanischer Kriegsgefangener in ihr größtes Kraftwerk, um eine Bombardierung zu verhindern. Hanois Gefängnisse waren von Luftstützpunkten, Boden-Luft-Raketen und radargesteuerten Flugabwehrgeschützen umringt. Nicht so Son Tay. Es lag einsam, hatte keine nennenswerte Flugabwehr in der Nähe und bot sich als Angriffsziel förmlich an.
    Rasch wurde ein Einsatz geplant, bei dem das Lager überfallen, die Wachmannschaften neutralisiert, die Gefangenen befreit und ausgeflogen werden sollten.
    Kommandiert wurde diese Rettungsaktion von einem bärbeißigen, zigarrenkauenden Colonel der Special Forces namens Arthur D. „Bull“ Simons. Simons war mit Leib und Seele bei der Army und bestand darauf, dass sich seine Sturmtruppen aus Green Berets zusammensetzen sollten. Seinem Wunsch wurde entsprochen und es wurden sofort die ersten Übungen angesetzt.
    Unter dem Codenamen Barbara wurde das Lager in einem entlegenen Winkel der Offutt Air Force Base in Florida originalgetreu nachgebaut. Unter strengster Geheimhaltung trainierte Simons seine Männer und trieb die Einsatzplaner in den Wahnsinn, weil er ständig Vorkehrungen für alle möglichen Eventualitäten forderte. Anfang November wurde die Truppe auf den CIA-Stützpunkt in Thailand verlegt und wartete auf den Einsatzbefehl.
    Gegen 1 Uhr früh am 21. November setzten vier Hubschrauber vom Typ HH-53 „Jolly Green Giant“ der Air Force die Einsatzkräfte am Lager von Son Tay ab.
    Sie haben die Nordvietnamesen vollkommen überrumpelt.
    Der erste Helikopter, der das Ziel erreichte und das Rufzeichen Apple 3 hatte, erschien über den Baumwipfeln und eröffnete das Feuer mit vier gekoppelten Vulcan Miniguns. Die bis dahin ruhige Nacht verwandelte sich in ein Inferno aus Leuchtspurgeschossen. Hoch über dem Gefängnis setzte eine C-130 E Combat Talon jede Menge Magnesiumgeschosse ab, die die ganze Umgebung taghell ausleuchteten. Ein zweiter Jolly Green mit dem Rufzeichen Apple 2 nahm die Gebäude ebenfalls unter Beschuss und überzog sie mit Garben konzentrierter, tödlicher Feuerkraft. Innerhalb von 15 Sekunden hatten zwei Hubschrauber über 5.000 Schuss abgefeuert, die Wachtürme und die Kommandozentrale der Wachmannschaften durchsiebt und Teile des Gebäudes in Schutt und Asche gelegt. Die Wachsoldaten rannten um ihr Leben und schossen blind aufeinander. Der Angriff kam für sie völlig überraschend.
    Doch dann ging etwas schief.
    Der Hubschrauber mit der ersten Rettungsmannschaft mit dem Rufzeichen Blue Boy 1 pflügte direkt durch zwei 30 Meter hohe Kiefern. Die Bäume waren auf den Karten der Amerikaner zwar eingezeichnet gewesen, doch die Jungs von der Fotoaufklärung hatten ihre Höhe auf sechs Meter geschätzt. In Wirklichkeit waren sie 24 Meter höher.
    Überlebende erzählten über den Absturz von Blue Boy 1, es sei gewesen, als fegte ein Wirbelsturm über einen Campingplatz. Die riesigen Rotoren zerhackten Baumstämme und wirbelten Rinde und Zweige in einen gewaltigen Zyklon. Der Hubschrauber schlug gleich vor der Gefängnismauer auf unbefestigtem Boden auf und zerbrach in drei Teile. Ein Wunder, dass er nicht in Flammen aufging und nur ein einziger Mann verletzt wurde – ein Maschinengewehrschütze der Air Force, dessen Bein brach, als ein Rotorblatt den Rumpf der Maschine durchschlug.
    An Bord des abgestürzten Hubschraubers löste Richard Meadows, Captain der Special Forces, ruhig seinen Sicherheitsgurt, erhob sich und befahl seinem Sturmtrupp, das Wrack zu verlassen.
    Als seine Männer das Gefängnis stürmten, tönte Meadows’ unaufgeregte Stimme durchs Megafon. Er sagte: „Wir sind Amerikaner. Zieht die Köpfe ein. Legt euch flach auf den Boden. Wir sind gleich bei euren Zellen.“
    Meadows und seine Männer schwärmten schnell aus und durchtrennten die Strom- und Kommunikationsleitungen des Lagers. Während einer seiner Sturmtrupps die Wachen angriff, schickte Meadows eine andere Gruppe los, die sich 100 Meter vor dem Tor an der Straße auf die Lauer legen sollte.
    Über ihren Köpfen ertönte Gewehrfeuer. Manche Wachen verteidigten jeden Zentimeter des Lagers bis aufs Blut. Meadows suchte Deckung und erwiderte das Feuer. Er schaute zum Himmel, der jetzt von Dutzenden von Geschossen erleuchtet wurde. Sein Hubschrauber war ein rauchender Trümmerhaufen. Er hatte es mit einer

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