Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden
gab.
Das JSOC befasste sich unverzüglich mit der Koordinierung der Spezialeinsatzkräfte des US-Militärs. Es wurden zusätzliche Mittel freigemacht für Delta Force, das SEAL-Team 6 der Navy und die Task Force 160 – die Luftwaffenkomponente der wichtigsten amerikanischen Einheiten zur Terrorismusbekämpfung. All diese Einheiten operierten geheim und setzten sich aus handverlesenen Freiwilligen zusammen. Budget, Personalausstattung, Befehlsstruktur und sogar der Standort von Stützpunkten und der Leitstelle des JSOC unterlagen strengster Geheimhaltung. Mission und Mandat des JSOC sind global. Es ist die Hauptwaffe der Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Terrorismus. Eine seiner inoffiziellen Devisen lautet: „Anywhere, anytime.“ Überall, jederzeit.
Die Auswahl für SEAL-Team 6, Delta und TF-160 erfolgt in hartem Wettbewerb und nur auf persönliche Einladung. Lediglich die besten SEAL-Einsatzkräfte, Soldaten und Luftkämpfer dürfen sich auch nur nach dem Programm erkundigen . Nach ausführlichen Bewerbungsverfahren wird den erfahrensten und anerkanntesten Kämpfern die Teilnahme an den harten „Auswahlkursen“ gestattet – strapaziöse Ausbildungsprogramme, die nur die fähigsten, geschicktesten und engagiertesten überstehen.
Beim Militär gab es einen Beinamen für alle, die SEAL-Team 6 und Delta Force angehörten. Man nannte sie „Jedis“.
DIE JEDIS
DAS SEAL-TEAM 6 WURDE 1980 von Dick Marcinko gegründet, damals Stabsoffizier des SEAL-Teams 2. Amerikas führende Einheit zur Terrorismusbekämpfung entstand aus einem einzigen Zug des SEAL-Teams 2. Wer sich freiwillig meldete, erfuhr, dass er für eine „maritime Eingreiftruppe“ ausgebildet werde. Auf den Organigrammen wurde Marcinkos Organisation zunächst als „6. Platoon“ bezeichnet und ein paar Monate später in „Mobility Six“ umgetauft. Das wurde bald zu Mob Six abgekürzt – „Mob“ stand dabei für „Mobility“ und deutete ziemlich unverblümt auf die Schlagkraft hin, die Marcinko da konzentrierte. Seine Methoden erinnerten mitunter an den Paten . Dick Marcinko baute sich ein waschechtes Imperium auf. In kürzester Zeit schmiedete er aus 17 Männern einen globalen Konzern zur Terrorismusbekämpfung.
Marcinko war zur rechten Zeit am richtigen Ort. Delta Force war gerade ins eigene Schwert gestürzt. Das Debakel von Desert One zwang die militärischen Planer, von der Konzentration der Terrorabwehr in einer einzigen Hand – nämlich bei der Army – abzukommen. Die SEAL-Teams hatten durch die Bekämpfung von Aufständen in Vietnam einen beispiellosen Ruf erworben. Marcinko hatte als Marineoffizier im Antiterroreinsatz im Pentagon Dienst getan. Dort bearbeitete er den sogenannten E-Ring, sprach Admiräle an und sicherte sich Unterstützung. Und er brachte den Leiter der Naval Operations, Admiral Thomas B. Hayward, tatsächlich dazu, ein einsatzspezifisches Terrorbekämpfungsteam der Navy zu schaffen, handverlesen aus den besten SEALs. Marcinko erhielt nicht nur die Genehmigung dafür, sondern auch einen fetten Etat.
Als Marcinko zu den Einsatzteams nach Little Creek, Virginia, zurückkehrte, bekleidete er den Rang eines Lieutenant Commanders (Korvettenkapitän). Das war nicht hoch genug, um ein SEAL-Team zu leiten, aber auch nicht so niedrig, dass er als einfacher Zugführer infrage kam. Also entwarf er einfach selbst ein Tätigkeitsprofil für sich, weitete sein Mandat aus und begann, anderen auf die Füße zu treten. Offiziell war er als Operations Officer dem SEAL-Team 2 zugeteilt, doch es gelang ihm, diese Aufgaben abzugeben und das Tagesgeschäft von Mob 6 zu übernehmen. Er hat das SEAL-Team 6 von Grund auf aufgebaut, sich die besten Einsatzkräfte der anderen Teams herausgepickt und ihnen die optimale Bewaffnung und Ausrüstung verschafft, egal woher. Marcinko war ein Meister darin, das wachsende Budget des Pentagons für die „verdeckte“ Terrorismusbekämpfung nach Kräften zu strapazieren. Er sorgte dafür, dass für jeden Cent, der an Delta Force ging, ein gleicher Betrag an Mob Six floss. Bald verfügte er über Finanzmittel und über eine funktionierende Mannschaft. Da stellte sich die pikante Frage, von wem genau er seine Befehle bekam.
Marcinko ließ alle seine Beziehungen spielen, um zu erreichen, dass sein entstehender Kommandobereich dem JSOC unterstellt wurde und nicht der Naval Special Warfare Group in Little Creek. Im Grunde war das ein wirklich lehrbuchmäßiges Beispiel für Gehorsamsverweigerung,
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