Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden
war eine fantastische Leistung von SEAL-Team 6.
Das SEAL-Team 6 übernahm im Laufe der Operation Prime Chance 1987 im Persischen Golf mehrfach unterstützende Funktionen. Mit der Hilfe von Einsatzkräften des Night Stalker Special Operations Aviation Regiments (SOAR) der Army enterten SEAL-Teams ein iranisches Kriegsschiff namens Iran Ajar und nahmen es ein. Das ganze Deck war voller Seeminen, die im Persischen Golf verteilt werden sollten.
Im Rahmen weiterer SEAL-Operationen wurden iranische Boghammar-Patrouillenboote, die die Seewege belauerten, um neutrale Schiffe anzugreifen, in Hinterhalte gelockt. SEALs kaperten Bohrinseln im Persischen Golf, die der Iran als Beobachtungs- und Waffenplattformen nutzte. All diese Erfolge kamen mit minimalen Informationen von der CIA zustande – und ohne Hilfe der NSA. Den SEALs war das so lieber.
Das SEAL-Team 6 führte im Zuge der Operation Mount Hope III 1988 im strittigen Gebiet zwischen dem Tschad und Libyen Geheimeinsätze durch. 1989 jagte es bei der US-Invasion Panamas im Rahmen der Operation Just Cause den starken Mann und Drogenboss des Landes, Manuel Noriega, und trug dazu bei, dass er in der vatikanischen Botschaft in die Enge getrieben wurde. Bei Operationen in Kuwait und im Irak (Desert Shield und Desert Storm) führte das SEAL-Team 6 1991 zahlreiche Spezialaufklärungseinsätze durch und drang dabei tief hinter die irakischen Linien vor. FAVs (Schnellangriffsfahrzeuge) des SEAL-Teams 6 fuhren als Erste in Kuwait-Stadt ein und befreiten das Parlament und die amerikanische Botschaft.
Das Kommando führte Operationen in Somalia aus – sowohl offene im Zuge der Operation Restore Hope als auch verdeckte unter dem gruseligen Namen Operation Gothic Serpent, im Rahmen derer SEAL-Team-6-Einsatzkräfte somalische Warlords jagten.
Nach dem 11. September verdoppelten sich die Einsatzzyklen des SEAL-Teams 6 zunächst und verdreifachten sich dann. Die Truppe hat unzählige Einsätze gegen Ziele erster Ordnung im Irak und Afghanistan durchgeführt. Ihre globale Zuständigkeit haben die SEALs dabei nicht vernachlässigt. In der Operation Aztec Silence vereitelte das SEAL-Team 6 einen Al-Qaida-Plan zur Entführung von Fahrern während der Rallye Paris – Dakar. Das Kommando hat an vielen noch der Geheimhaltung unterliegenden Spezialeinsätzen teilgenommen, darunter Operationen im Tschad, in Somalia, auf den Philippinen, in Syrien und in Pakistan, bei denen es um hochwertige Zielpersonen ging.
Zu Land und zu Wasser gibt es keinen Winkel der Erde, der für Team 6 nicht erreichbar wäre. Überdeutlich wurde das, als eine Bande bewaffneter somalischer Piraten am 8. April 2009 im Golf von Aden einen amerikanischen Frachter kaperte.
DIE MAERSK ALABAMA
WAS DIE SEALS IN DEN VIELEN OPERATIONEN gelernt hatten, kam bei der Operation Neptune’s Spear zum Einsatz. Eine Lehre zogen sie aus einer Mission, die das SEAL-Team 6 „The Bainbridge Op“ nannte.
Im Golf von Aden gibt es kaum dämmrige Stunden. Im Morgengrauen weichen purpurne Wolken widerstandslos der gleißenden Sonne, die am Ende jedes gnadenlos heißen Tages minutenschnell am afrikanischen Horizont verschwindet und alles Licht mit sich nimmt – wie ein sinkendes Schiff, das umhertreibende Trümmer mit in die Tiefe zieht.
So nah am Äquator, mitten im Indischen Ozean, gibt es keine Jahreszeiten. Es gibt nur das wogende blaue Meer und die erbarmungslose Sonne. Sie versank am Abend des 8. April 2009 quasi von einem Moment auf den anderen. Der Mond war noch nicht aufgegangen, als vier Piraten von ihrem Mutterschiff 320 Kilometer vor der Küste Somalias aus in See stachen. Mit automatischen Waffen ausgerüstet, jagten sie in einem Schnellboot in Richtung Nordosten auf den Golf von Aden zu. Ihr Ziel: ein Containerschiff mit Hilfsgütern auf Kurs nach Mombasa, Kenia, das unter US-amerikanischer Flagge fuhr. Die Maersk Alabama .
Von dem postapokalyptischen Hafen von Eyl am Horn von Afrika aus hat eine Piratenflottille seit 2008 fast 100 Handelsschiffe angegriffen. Die Erpressung von Lösegeld für Ladung und Mannschaft hat sich im gescheiterten Staat Somalia zu einem millionenschweren Geschäftszweig entwickelt. Dass dabei irgendwann auch ein US-Schiff attackiert werden würde, war unvermeidlich.
Doch zum Leidwesen der Piraten stand SEAL-Team 6 bereit.
Mit Hilfe von Enterhaken erklommen die Piraten das Heck der Maersk Alabama und rannten über die Decks. In kürzester Zeit hatten sie die Brücke in ihre Gewalt gebracht.
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