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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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Achselzucken. Macht es richtig, und ihr seid Helden. Vergeigt es, und wir distanzieren uns von allen Handlungsanweisungen.
    Die SEALs überwachten das Rettungsboot rund um die Uhr mit Video- und Wärmebildkameras. In den nachrichtendienstlichen Informationen vom Schiff wurden die Piraten als Alpha, Bravo, Charlie und Delta bezeichnet. Charlie – der Pirat, der in Wirklichkeit Nadif hieß – war der Wortführer. Bravo (Erasto) sagte am wenigsten. Delta (Ghadi) hatte eine hohe, näselnde Stimme und beschwerte sich ständig.
    Die Piraten ließen sich Essen und Wasser liefern. Einer von ihnen – Alpha beziehungsweise Abduwali Muse – nahm die Chance wahr, zu Verhandlungen auf die Bainbridge zu kommen. Sobald er an Bord des amerikanischen Zerstörers war, ergab sich Muse und sprach über einen Dolmetscher mit zwei FBI-Agenten. Durch sein nahezu beiläufiges Überlaufen hatte er die Schlagkraft der Verbrecher um 25 Prozent reduziert.
    Die SEALs konnten die Gespräche auf dem Boot mithören, indem sie einen Laserstrahl auf die Plexiglasfenster des Rettungsboots richteten. Was die Piraten sagten, wurde in Echtzeit übersetzt und protokolliert. Seit Abduwali an Bord des Zerstörers gegangen war, waren die Piraten zunehmend nervös geworden. Der Plan war, sie schmoren zu lassen und unter Druck zu setzen – und er ging auf. Vielleicht zu gut, wie Wilson mittlerweile befürchtete. Die Entscheidung würde bei Sonnenuntergang fallen, dachte er – und so war es.
    Greg Wilson hatte achtern unter dem Flugdeck der Bainbridge SEAL-Scharfschützen postiert. Während des Tages drapierten sie von innen ein Moskitonetz über zwei Bullaugen, die nach achtern hinausgingen – eine Methode, die erstaunlich gut funktioniert, wenn man verhindern will, dass jemand aus der Ferne in ein offenes Fenster schaut. Die Scharfschützenzelle wechselte sich in Vierstundenschichten ab, sodass immer ein Zweierteam parat stand – ein Schütze und ein Beobachter. Während der ersten Schichten befestigten die Schützen Schläuche aus Nylongewebe mit Schäkeln an der Decke. Wenn sie solche Bänder vorne um ihre Waffen schlangen, konnten sie diese ununterbrochen auf das Rettungsboot ausgerichtet lassen. Die Scharfschützen waren im TACTAS-Raum untergebracht, einem Bereich, der im U-Boot-Krieg das Unterwasserauge des Schiffs sein sollte. Jetzt blickte dieses Auge nach hinten, wo die Bainbridge ein Boot voller Piraten im Schlepp hatte.
    Die Mündungen der Scharfschützengewehre waren etwa 30 Zentimeter hinter den Fensteröffnungen, sodass sie das Rettungsboot aus dem Komfort des klimatisierten Raumes heraus beobachten und überwachen konnten. Tagsüber schirmte sie das Moskitonetz gegen jeden Blick von außen ab. Nachts wechselte die Schicht, das Netz wurde hochgezogen und optische Sucher wurden gegen Leuchtpunktvisiere ausgetauscht.
    Können und Ausrüstung der Scharfschützen waren nachgerade erstaunlich. Die SEALs haben keine „Standardwaffe“ für Scharfschützen. Es gibt nicht die eine Feuerwaffe, die alles kann, was von einem SEAL verlangt wird. Die Navy lässt den einzelnen Einsatzkräften da viel Freiheit. Bestimmte Waffentypen werden aber favorisiert. Eine ist die Heckler & Koch PSG-2. Das ist im Grunde eine modifizierte Ausführung des deutschen Sturmgewehrs G-2. Die PSG-2 ist eine außergewöhnlich präzise und vielseitige Waffe. Sie ist mit Magazinen mit fünf, zehn oder 30 Schuss einsetzbar, hat eine Mehrdistanzoptik und eine Dauerfeueroption.
    Die PSG-2 hat sich bei den SEALs verdient gemacht und im Kampfeinsatz als Präzisionsgewehr und gegen Heckenschützen hundertfach bewährt. Es war die Waffe, für die sich die Primärschützen entschieden hatten, die im TACTAS Wache hielten. Geladen war sie mit M855-Green-Tip-„Predator“-Patronen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kugeln oder Hohlspitzgeschossen konnte man sich darauf verlassen, dass die Predator-Ladung auch nach dem ersten Aufprall zuverlässig geradeaus weiterflog. Das Geschoss ist ein Meisterwerk der Aerodynamik. Eine Nadel aus Einsatzstahl wird mit einem „Spitzbogen“ aus Aluminium überzogen. Durch diese Ummantelung kann das Geschoss die Karosserie eines Fahrzeugs, eine Haus-oder Schiffswand durchschlagen und trotzdem noch linear weiterfliegen – bis es auf etwas Weiches auftritt. Es ist so aufgebaut, dass es dann zersplittert, um maximalen Schaden anzurichten.
    Predator-Munition sollte es den Scharfschützen erlauben, Zielpersonen im Boot zu treffen. Jeder SEAL-Schütze

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