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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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noch schwerer verletzten Kameraden auf den Atlantik hinaus und schwamm mit seinem Team siebeneinhalb Kilometer weit bis zu einem amerikanischen Zerstörer.
    Von diesem Augenblick an sollte das SEAL-Team 6 nie wieder einen Kampfeinsatz auf der Grundlage von CIA-Informationen planen. Obwohl die Beziehungen an der Führungsspitze herzlich blieben, war die CIA auf operativer Ebene zum Treppenwitz geworden.
    Dabei war das Wochenende noch nicht vorbei. Auf der anderen Seite der Erde erlebte zur selben Zeit ein weiteres SEAL-Team eine äußerst unangenehme Überraschung … und wieder, weil die zuständigen CIA-Mitarbeiter vor Ort seit dem Anpfiff den Ball nicht mehr gesehen hatten. Während die geballte Task Force aus SEALs, Delta Force, US-Marines und Army Rangers in Grenada aufräumte, hob ein neuer Feind sein Haupt.
    In Beirut.

IM ALLEINGANG
    AM MORGEN DES 23. OKTOBER 1983 fuhr ein Mercedes-Viertonner an einem Kontrollpunkt der libanesischen Armee vorbei auf den Parkplatz des internationalen Flughafens von Beirut. Dort wendete er im Kreis, beschleunigte und durchbrach einen Stahlzaun. Gewaltsam bahnte er sich einen Weg durch den Sandsackbunker am Eingang zum Hauptquartier. Die Reifen quietschten auf dem gefliesten Boden. Der Viertonner fuhr weiter, nahm Wachsoldaten der Marines auf die Stoßstange und donnerte auf den offenen Innenhof des Gebäudes.
    Dort explodierte er – und tötete 243 amerikanische Marines, die im Rahmen einer multinationalen Friedenstruppe in den Libanon geschickt worden waren. Die Bombe, die das Hauptquartier des Marine Batallion Landing Teams in Beirut auslöschte, war die größte nicht nukleare Detonation in der Kriegsgeschichte. Große Teile des Gebäudes wurden pulverisiert. Auf der anderen Seite der Stadt explodierte 28 Sekunden später ein zweiter, identischer Laster vor dem Hauptquartier der Abordnung der französischen Fremdenlegion. Diese Bombe tötete 60 französische Fallschirmjäger und verwundete 50 weitere. Bis zum 11. September waren die Bombenanschläge von Beirut die opferreichsten Terrorakte, die je gegen die Vereinigten Staaten verübt worden waren.
    In Jacksonville, North Carolina, wurde eine schlichte Bronzestatue errichtet, um die bei dem Anschlag auf die Kaserne der Marines in Beirut Gefallenen zu ehren. Unter dem Standbild eines Marines in Kampfuniform stehen vier Worte: „They Came in Peace.“ („Sie kamen in Frieden.“) Die Statue ist wie der Vorfall selbst in Vergessenheit geraten. In der US-Hauptstadt Washington war er sogar gezielt vergessen worden. Die in Beirut stationierten CIA-Agenten hatten in jenem Oktober keine Ahnung, dass jemand einen Bombenanschlag auf die Marines plante. Für die SEALs, die in Beirut waren, spielte die CIA im Land keine Rolle. Dabei gab es einen amerikanischen Nachrichtendienst, der im Libanon Informationen sammelte. Das Problem war nur, dass er sie niemandem mitteilte.
    Anfang Oktober 1983 hörte die National Security Agency Funkverkehr zwischen Teheran und der iranischen Botschaft in Damaskus ab. Das Gesprochene wurde zwar erst Wochen nach dem Anschlag entschlüsselt, bewies aber, dass die iranische Regierung zwei gewaltige, hoch entwickelte Lasterbomben geordert hatte. Die VBIEDs (Vehicle-borne Improvised Explosive Devices, mit Sprengstoff gefüllte Autos, die zum Zielort gefahren und zur Explosion gebracht werden) waren von Technikern der iranischen Revolutionsgarden gebaut und mit Beihilfe der syrischen Armee durchs Bekaa-Tal transportiert worden.
    Das für den Anschlag ausgewählte Datum war Sonntagmorgen, der 23. Oktober 1983 – sechs Jahre nach dem Tag, an dem die Vereinigten Staaten dem Schah von Persien politisches Asyl gewährt hatten. Das alles hätte die NSA im Vorfeld wissen können – wenn denn der aufgelaufene abgefangene Funkverkehr übersetzt worden wäre. Dass die National Security Agency den Marines in Beirut keine justiziablen Informationen geliefert hatte, war das fahrlässigste und katastrophalste Versagen des US-Geheimdienstes seit Pearl Harbour. Am 11. September sollte die NSA noch schrecklicher versagen. Doch bis dahin würden noch zwei Jahrzehnte vergehen.
    Nach den Bombenanschlägen von Beirut lancierte die NSA die schändlichste und zynischste Vertuschungsaktion in der amerikanischen Geschichte. Noch bevor die Leiche des letzten Marineinfanteristen aus den Trümmern geborgen war, mauerte die NSA bereits.
    Als das Marine Corps und anschließend der Kongress Anhörungen zu dem militärischen Debakel

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