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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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Mit vorgehaltener Waffe zwangen sie den Steuermann, Kurs auf ihre Basis im Hafen von Eyl zu nehmen – wo die Geiseln an den Höchstbietenden verkauft werden sollten. Zum ersten Mal seit dem 11. September waren Amerikaner Entführern in die Hände gefallen.
    Doch der Plan der Piraten ging nicht auf. Sie konnten zwar den Kapitän und einen der Offiziere des Schiffs gefangen nehmen, doch der Rest der Mannschaft hatte in ein sicheres Versteck flüchten können. Von einem zweiten Kontrollraum aus schalteten die Schiffsingenieure unter Führung von Chefingenieur Mike Perry das Ruder aus und wieder ein. Durch dieses Manöver lief das Schnellboot der Piraten voll Wasser und sank. Unter Deck übernahm Perry die Kontrolle über die Schiffssysteme und machte so die Steuerungsinstrumente auf der Brücke nutzlos.
    Unter Einsatz ihres Lebens konnten Perry und seine Leute einen der Piraten entwaffnen und überwältigen. Nun hatten sie eine Waffe. In einer heiklen Pattsituation bot Perry einen Handel an: den Austausch des Kapitäns gegen den gefangenen Piraten. Die Piraten willigten zum Schein ein, trieben aber ein doppeltes Spiel: Sie ließen sich zeigen, wie man ein Rettungsboot zu Wasser ließ, stießen Kapitän Richard Phillips hinein und flohen. Damit lösten sie einen spektakulären, weltumspannenden Spezialeinsatz aus.
    Innerhalb von Stunden umzingelten der Zerstörer USS Bainbridge und der Flugzeugträger USS Boxer die Piraten und ihren Gefangenen. Über das Funkgerät im Beiboot wurden sofort Verhandlungen aufgenommen. Dass ein ganzer Trupp von Einsatzkräften des SEAL-Teams 6 mit Fallschirmen in den haireichen Gewässern des Golfs von Aden abgesetzt worden war und ein Team von Scharfschützen auf der Bainbridge , ahnten die Piraten nicht.
    Hinter der USS Boxer lauerten zwei todbringende schnelle Angriffsboote des SEAL-Teams 6. Für Radar unsichtbar, mit schweren Maschinengewehren und automatischen Granatwerfern bewaffnet und 40 Knoten schnell, waren diese Boote hocheffizientes Einsatzgerät der SEALs. Ebenfalls mit dem Fallschirm auf der Bainbridge gelandet war eine weitere Geheimwaffe des SEAL-Teams 6, ein mobiles taktisches Operationszentrum (TOC), bemannt von einem dem Team 6 zugeteilten Trupp von „Eierköpfen“, die keine SEALs waren. Die Navy bezeichnete sie als Support Detachment Alpha oder kurz „Det Alpha“, doch bei den Schützen hießen die steroidgeladenen Computerfreaks nur die „Twidgets“. Das TOC war für sie der Super Bowl. Rasch stellten sie die Kommunikation mit Washington her und auch die Verbindung zu einem U-Boot der Seawolf-Klasse, das dem Rettungsboot in einer Tiefe von 90 Metern folgte. Dieselben Männer sollten sich auch bei der Operation Neptune’s Spear als unschätzbar erweisen.
    So speziell Gefechtsfeldinformationen auch waren, sie existierten nicht in einem Vakuum. Über eine gesonderte Batterie von 14-Zoll-Monitoren flimmerte ein Ausschnitt der wirklichen Welt: Die Nachrichtenmeldungen von Fox , CNN , der Nachrichtenagentur Reuters und der Website der BBC . Die Spezialisten von Det Alpha richteten sich in der Offiziersmesse der Bainbridge ein und führten parallel und ergänzend zum Kommandoinformationszentrum auf der Brücke des Zerstörers eine eigene Operation durch. Captain Greg Wilson, kommandierender Offizier des SEAL-Teams 6, war Kommandeur vor Ort. Er fuhr zwar auf Commander Frank Costellos Schiff, aß dessen Essen und borgte sich seine Koje, war aber direkt Vizeadmiral Bill McCraven vom Joint Special Operations Command unterstellt. Nur eine Stufe über dem JSOC kamen Wilsons Befehle von der höchsten militärischen Befehlsgewalt der USA: der National Command Authority – dem vereinigten Generalsstab und dem Präsidenten.
    Die Lage spitzte sich zu. Einen Tag nach seiner Entführung hatte Captain Phillips eine Chance genutzt und versucht, wegzuschwimmen, war jedoch von den Piraten ins Boot zurückgeholt worden. Am Morgen des 11. April hatten die Piraten Schüsse auf eine Fregatte abgefeuert, die USS Halyburton .
    Als Wind und Seegang stärker wurden, überredeten die Verhandlungsführer auf der Bainbridge die Piraten, sich von der Bainbridge in Schlepp nehmen zu lassen. Die SEALs warteten ab. Fast zwei Tage vergingen, bis eine Entscheidung von Präsident Obama übermittelt wurde. Diese fiel unerträglich vage aus. Die SEALs und die Mannschaft der Bainbridge wurden autorisiert, einzugreifen, falls sie das Leben der Geisel in unmittelbarer Gefahr sahen. Das war ein politisches

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