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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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geben diese Männer auch auf, wenn sie von der Gruppe getrennt werden, allein und überfordert sind. „Wer das mitmacht, muss wirklich wissen, was er will“, erzählte ein Goon-Squad-Veteran. „Die Ausbilder lassen einen das jeden Tag spüren.“
    Wer so einen Strandlauf als einer der Ersten beendet, kann ein paar Schluck kühles Wasser aus dem Brunnen trinken oder vielleicht ein paar Minuten Ruhe vor den Ausbildern genießen. Wenn die Angehörigen des Goon Squads endlich ins Lager zurücktaumeln, wird den anderen schnell klar, dass es sich lohnt, ganz vorne mitzulaufen. Dieses Mantra wird ihnen in den nächsten Monaten immer und immer wieder eingeimpft. Eine weitere SEAL-Devise ist, dass „Sieger nie aufgeben und wer aufgibt, nie gewinnt“ („winners never quit, and quitters never win“).
    Allmählich stellen sich die SEAL-Anwärter auf „Teamzeit“ um – auf Tage mit 18 bis 20 Stunden oder mehr. Schlaf ist ein kostbares Gut, an das erst zu denken ist, wenn die Stube blitzblank, der Boden geschrubbt und gebohnert und die Uniform und die Ausrüstung tipptopp in Ordnung sind. Teamgeist wird ganz einfach vermittelt, indem alle Stubenkameraden das Schicksal eines Unzulänglichen teilen. Ist der Spind eines Anwärters nicht ordentlich aufgeräumt, werden auch die angrenzenden Spinde auf den Kopf gestellt. Ist die Uniform eines Lehrgangsteilnehmers zu bemängeln, dürfen seine Stubenkameraden mit ihm in die Wellen springen – also über die Sanddünen hinter der Kaserne laufen und ein erfrischendes Bad im Pazifik nehmen. Wenn sie anschließend wieder zur Inspektion antreten, wird ein anderer Ausbilder die tropfnassen, sandigen Uniformen vermutlich noch weniger akzeptabel finden. BUD/S übersteht niemand allein. Die SEAL-Teams suchen keine Einzelgänger. Die Ausbilder achten genau darauf, dass sich jeder Einzelne einbringt und als Teammitglied funktioniert. Im Kino wird der Ausbilder (Drill Instructor) gern als Choleriker mit vorquellenden Augen dargestellt. Ein SEAL-Ausbilder muss nicht laut werden. Wenn er einen Befehl wiederholen muss, hat das unmittelbar spürbare Folgen.
    In der ersten Phase konzentriert sich BUD/S hauptsächlich auf die körperliche Konditionierung. Es heißt oft, BUD/S bricht einen Mann, um ihn dann wieder aufzubauen. Das ist ein qualvoller Prozess. Der Tag beginnt morgens um fünf mit 90 Minuten Frühsport. Die Übungen werden in der Gruppe ausgeführt, synchron, als Klasse. Jede Wiederholung wird vom Ausbilder laut vorgezählt und von der Gruppe nachgesprochen. Wer nicht mit angemessener Begeisterung oder mit entsprechendem Teamgeist bei der Sache ist, darf ein kurzes Bad nehmen, sich im Sand wälzen und in der nassen Uniform weitertrainieren.
    Nach der morgendlichen Ertüchtigung formiert sich die Klasse und läuft eineinhalb Kilometer zur Kantine des Stützpunkts. BUD/ S-Anwärter gehen nicht, sie laufen überall hin. Die Teilnehmer haben nur eine Stunde, um eine präsentable Uniform anzuziehen, zur Kantine zu joggen, ihr Essen hinunterzuschlingen, die eineinhalb Kilometer zur Übungszone zurückzulaufen, ihre Ausrüstung zu holen und sich als Klasse pünktlich zum nächsten Programmpunkt zur Stelle zu melden. Die Wege auf der Naval Amphibious Base sind nicht selten mit Essen gesprenkelt, das die Anwärter nicht bei sich behalten konnten.
    Jeden Tag laufen sie auf Zeit bestimmte Strecken ab, absolvieren ihren Hindernislauf, paddeln in Schlauchbooten und schwimmen auf Zeit in sogenannten „Evolutions“ um die Wette. Gelaufen wird stets in Uniformhosen und Kampfstiefeln. Die vielen in Kampfstiefeln gelaufenen Kilometer führen oft zu Stressbrüchen an Beinen oder Knöcheln. Lange Schwimmstrecken im kalten Pazifik können Unterkühlung oder auch Lungenentzündungen zur Folge haben. Ein BUD/S-Teilnehmer kann an ein und demselben Nachmittag einen Hitzschlag und Frostbeulen bekommen. Und die medizinische Betreuung ist nicht sehr fürsorglich. Ist ein Anwärter nicht tot oder hat sich wenigstens einen komplizierten Bruch zugezogen, verschreiben die Ärzte auf der Krankenstation unweigerlich Aspirin und einen hübschen, ausgiebigen Dauerlauf.
    Mit jeder physischen „Evolution“ soll ein Auszubildender besser werden. Einmal pro Woche laufen die Anwärter sechs Meilen auf Zeit. Außerdem müssen sie zwei Meilen schwimmen und den Hindernisparcours bewältigen. Wer langsamer ist als beim letzten Mal, bekommt eine Sonderbehandlung. Passiert das einmal, bringt es dem Betreffenden meist ein

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