Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden
Ahmed Abed gefasst hatten, wurden in San Diego vor ein Militärgericht gestellt. Sie wurden freigesprochen und gingen in den Dienst zurück. Das Weiße Haus blieb stumm. Eine Entschuldigung erfolgte nicht. Diese überflüssige Ohrfeige sollten die SEALs nicht vergessen.
2006 warf sich Navy SEAL Michael A. Monsoor während eines Feuergefechts im irakischen Ramadi auf eine Handgranate, die in seine Stellung geworfen wurde. Er opferte sein Leben, um zwei andere SEALs zu retten, die mit ihm dort Zuflucht gesucht hatten. Drei Jahre nachdem Monsoor sein Leben für seine Kameraden gegeben hatte, wurden diese von Major General Cleveland und der Regierung Obama entschlossen verfolgt – wegen „Misshandlung eines Gefangenen“. Für seinen persönlichen Mut erhielt Petty Officer Michael Monsoor posthum die Ehrenmedaille des Kongresses – als zweiter Navy SEAL, dem seit dem 11. September diese höchste Auszeichnung seines Landes zuteilwurde. Die Medaille wurde seinen Eltern bei einer Zeremonie im Weißen Haus überreicht.
Kein Wunder also, wenn die SEALs Politiker nicht besonders mögen.
Als Scott Kerr die Führer des Red Squadrons zusammenrief, um den Einsatz zu planen, hatte er allen Grund zur Vorsicht. Das Schlimme an Politikern war nämlich, dass manche von ihnen Uniform trugen.
EIN MANN OHNE LAND
WIE SIND DIE USA OSAMA BIN LADEN auf die Spur gekommen? Nachdem das interne Kommunikationssystem von al-Qaida zehn Jahre lang einwandfrei funktioniert hatte, wurde es vom amerikanischen Geheimdienst geknackt. Bei Verhören auf Guantánamo identifizierten CIA-Leute Abu Ahmed al Kuwaiti als von Aiman Sawahiri und Osama bin Laden eingesetzten Hauptkurier. Es ist gesichert, dass Sawahiri in Büchern über al-Qaida von diesen Rückschlüssen der US-Amerikaner gelesen hat. Sawahiri wusste, dass Khalid Scheich Mohammed in Guantánamo einsaß, und er wusste auch, dass er geredet hatte. Bei Vernehmungen durch die CIA hatte Khalid den Namen des Kuriers preisgegeben, auf den er und Osama sich bei ihrer Kommunikation verließen. Obwohl ihm bekannt war, dass der Kurier aufgeflogen war, schickte Sawahiri Abu Ahmed al Kuwaiti wiederholt zu bin Ladens Schlupfwinkel. Aus der Faktenlage könnte man schließen, dass es Aiman Sawahiri war, der die Vereinigten Staaten zu Osama bin Ladens Versteck im pakistanischen Abbottabad geführt hat – durch eine komplexe, fortgesetzte Serie von Sicherheitspannen. Manche dieser Pannen waren hintergründig, andere geradezu haarsträubend offensichtlich.
Nachdem Sawahiri sich beim Verlassen Tora Boras von Osama bin Ladens Leibwache getrennt hatte, wendete er sich nach Westen und bewegte sich im Dunkeln auf die Flanke der anrückenden Amerikaner zu. Die Truppen der Northern Alliance, die Tora Bora einnahmen, interessierten sich mehr fürs Plündern der von der al-Qaida verlassenen Tunnel als für die Gefangennahme der benommenen, blutenden Kämpfer, die Osama zurückgelassen hatte.
Sawahiri gelangte unbehelligt nach Gardez in Afghanistan, wo seine Töchter einem Drohnenangriff zum Opfer gefallen waren. Er erwies ihnen die letzte Ehre, konnte anschließend Verbindung zu Taliban-Einheiten aufnehmen und untertauchen.
Sawahiri war ein intelligenter, ja, ein raffinierter Mann. Er war zu schlau, um elektronische Kommunikationsmittel einzusetzen, wenn er mit bin Laden Kontakt aufnahm. Er verhielt sich unauffällig und blieb nie lange an einem Ort. Eine Predator-Drohne tötete Abu Atef, Sawahiris Protegé und operativer Führer von al-Qaida. Wo immer Sawahiri auftauchte, folgte ihm die Zerstörung auf dem Fuß. Das Netz um ihn zog sich zu.
Unter den in bin Ladens Schlupfwinkel aufgefundenen Dokumenten waren etliche Briefe, die Sawahiri in dieser Phase an Osama schrieb, um ein offenkundiges Abkühlen ihrer Beziehung zu verhindern. In diesen Briefen bat Sawahiri um Geld und versuchte zu erklären, warum seine Gruppe in Tora Bora andere Wege gegangen sei. Die Briefe gaben keinen Hinweis auf Sawahiris Versteck und es ist nicht bekannt, wann sie bin Laden schließlich erreichten. Vermutlich wurden die handgeschriebenen Briefe Osama in Parachinar von Kurieren überbracht – irgendwann Anfang 2002 in den Stammesgebieten Pakistans. Nach dem Debakel von Tora Bora musste Sawahiri irgendwie demonstrieren, dass al-Qaida noch im Geschäft war, obwohl ihre zwei Emire abgetaucht waren. Von US-Drohnen und Spezialeinsätzen wurden Dutzende führender Al-Qaida-Mitglieder ausgeschaltet, darunter Osamas Schwager, der Finanzchef
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