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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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permissiv“, entgegnete Walter.
    Ein nicht permissives Umfeld war ein Staat, der den Vereinigten Staaten feindlich gesinnt war. Ein Spezialeinsatzteam, das in einem nicht permissiven Umfeld operierte, musste damit rechnen, unter Beschuss zu geraten. An diesem Punkt zog Kerr Syrien, den Libanon und den Iran als Gastgeberland in Betracht. Etwas unwahrscheinlicher waren Libyen und Somalia. Ein semipermissives Umfeld hätte sich auf den Jemen und ein paar andere Länder ohne Postleitzahlensystem beziehen können.
    Scott Kerr spekulierte inzwischen auf den Iran, legte sich aber nicht fest. Er rechnete nicht damit, genau zu erfahren, wo man Osama vermutete. Es war durchaus nichts Ungewöhnliches, dass SEALs sich auf eine Mission vorbereiteten, ja, sogar intensiv dafür trainierten, und erst in letzter Minute erfuhren, wo das Ziel eigentlich war. Scott warf noch einen Blick auf die dicke Mappe vor Admiral Raven.
    „Wie bringe ich mein Team rein?“, fragte er – und nicht etwa, um Rat einzuholen. Das war nur eine weitere Frage, die ihm helfen würde, die Liste möglicher Ziele zu verkürzen und seine Männer richtig vorzubereiten.
    „TF-160“, sagte McRaven. „Von Tür zu Tür sind es circa 320 Kilometer. “
    Hubschrauber also. 160 Kilometer bis zum Ziel und noch einmal 160, um wieder herauszukommen. Kerrs Einsatzkräfte würden am Zielort unter Zeitdruck stehen und sie würden sich auf feindlichem Territorium bewegen. Hubschrauber brauchen eine Menge Sprit, um 300 Kilometer weit zu fliegen – und für die Wartezeit, bis das SEAL-Team seine Arbeit getan hatte. Eine Flugstrecke von 320 Kilometern bedeutete, dass sie auftanken mussten – was im Kampfgebiet stets problematisch war.
    „Planen Sie ein Absetzen mit Ghost Hawks“, sagte McRaven.
    Damit war für Kerr alles klar.
    Wenn er je in Betracht gezogen hatte, dass es sich hier um eine aufwändige Übung handeln könnte, verflogen in diesem Moment die letzten Zweifel. Hubschrauber vom Typ Ghost Hawk gehörten zu den geheimsten Luftfahrzeugen, über die das US-Militär verfügte. Das SEAL-Team 6 setzte sie routinemäßig ein und ansonsten nur die Delta Force. Sie waren die Transportmittel der Jedis und so streng unter Verschluss, dass sie nur nachts geflogen wurden und tagsüber in gesicherten, bewachten Hangars standen. Die Ghost Hawks waren so geräuscharm, dass die SEALs im Scherz vom Fliegen im „Flüstermodus“ sprachen. Diese neueste Version der Stealth-Hubschrauber, die GEN 3s, waren sogar noch leiser als ihre Vorgänger, die sogenannten Stealth Hawks. Die Ghost Hawks waren für Radar unsichtbar und gaben keinerlei elektromagnetische Strahlung ab. Sie hatten eine abgeschirmte Abgasanlage, sodass sie nicht viel mehr Wärme erzeugten als eine Harley. Sie kamen nur bei den allerheikelsten Missionen zum Einsatz.
    „Wer ist gerade im Stand-down?“, wollte McRaven wissen.
    „Die Red Men“, erwiderte Kerr. Im „Stand-down“ befand sich eine Staffel einen Monat lang, um Waffen und Ausrüstung auf Vordermann zu bringen und die SEALs diversen Schulungen zu unterziehen, damit ihre Kenntnisse stets auf dem neuesten Stand waren.
    „Gut“, sagte McRaven. „Trommeln Sie sie zusammen. Ich gehe von einem Zeitansatz von 90 Tagen für Planung und Einrücken aus.“ McRaven schob eine seiner Mappen über den Tisch und Walter legte eine von seinen beiden dazu.
    „Lesen Sie sich über das Ziel ein. Wer führt die Red Men?“
    „Frank Leslie.“
    „In Ordnung, dann schicken Sie ihn mit seinem Master Chief her, wir geben ihnen ein Büro.“ McRaven unterbrach sich. „Walter gibt ihnen ein Büro oben in Langley. Ich brauche ein komplettes vorläufiges Missionsprofil. Das soll in 48 Stunden auf meinem Tisch liegen. Der Gegenstand der Mission ist streng vertraulich. Niemand weiß, hinter wem Sie her sind oder wo. Keine Spekulationen.“
    „Verstanden.“
    „Lassen Sie Ihre Seabees nach diesen Angaben eine Nachbildung bauen, dann führen wir ein paar Übungszyklen in Tall Pines durch.“
    Tall Pines war eine weitläufige, geheime Ausbildungseinrichtung der Army in Camp Pickett, das selbst entlegen im hintersten Winkel eines Staatswalds in einem östlichen Bundesstaat lag. In Pickett ereigneten sich viele seltsame Dinge und die SEAL-Teams trainieren dort schon viele Jahre. Den neugierigen Blicken der Öffentlichkeit entzogen, umgeben von mehreren Tausend Hektar Wald, zieren Dutzende von Zielattrappen die welligen Hügel von Tall Pines. In manchen Nächten schweben

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