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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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der al-Qaida, und mehrere leitende operative Planer.
    In dieser Zeit wechselte Sawahiri häufig seinen Standort. Er hatte guten Grund, wachsam zu sein. In den Vereinigten Staaten waren 25 Millionen US-Dollar auf die Ergreifung Sawahiris ausgesetzt. So hoch die paschtunische Gastfreundschaft auch gehalten wird, sein Leben hätte Aiman Sawahiri den altertümlichen kulturellen Gepflogenheiten eines Stammesvolks dennoch nicht anvertraut. Er floh bald nach Pakistan und kam durch Verbindungen zur politischen Dschamiat-e-Eslami-Partei unter den Schutz des pakistanischen Geheimdienstes ISI.
    Nach den erfolgreichen Anschlägen vom 11. September wurde Sawahiri in den Rängen der Al-Qaida-Spitze von Khalid Scheich Mohammed verdrängt, der sich die ersten Bombenanschläge aufs World Trade Center und den Einsatz von Passagierflugzeugen als Kriegswaffen ausgedacht hatte. Nachdem die USA im Irak und in Afghanistan einmarschierten, wurde Sawahiri zunehmend eifersüchtig, denn Khalid Scheich Mohammed führte in bin Ladens Auftrag weltweit immer wieder Anschläge aus.
    Sawahiri und Khalid Scheich Mohammed kannten sich gut und konnten sich nicht ausstehen. Für Sawahiri war Khalid nur auf dem Papier Muslim. Der fromme Arzt betete fünfmal täglich und trug stolz eine Schwiele auf der Stirn, vom vielen Reiben über den Gebetsteppich. Khalid dagegen liebte das gute Leben. Der Kopf hinter den Anschlägen vom 11. September flog gern erster Klasse, trieb sich in den anrüchigen Nachtklubs Manilas herum, trank bevorzugt Whiskey und hatte sich in letzter Zeit angewöhnt, Karatschis neue Kentucky-Fried-Chicken-Filialen zu besuchen, um sich Hühnerbeine in rauen Mengen einzuverleiben. Khalid Scheich Mohammed seinerseits hielt Sawahiri für einen scheinheiligen Sofa-Dschihadi, der es vermied, den eigenen Hals zu riskieren, und Osama permanent um Geld anpumpte. Ganz klar: Der Dschihad bot keinen Raum für alle beide.
    Khalid Scheich Mohammed wurde gefasst, nachdem ein Al-Qaida-Terrorist der mittleren Führungsebene in der amerikanischen Botschaft in Islamabad, Pakistan, aufgetaucht war. Die Bilanz der CIA im Umgang mit Spionen, die sich freiwillig stellten, ist nicht besonders glanzvoll. Im Kalten Krieg wurden viele sowjetische Überläufer unsanft vor die Tür gesetzt, wenn sie versuchten, den Vereinigten Staaten ihre Dienste anzutragen. Nicht wenige wurden vor amerikanischen Botschaften verhaftet und kurzerhand exekutiert. Wer sich meldete, um Informationen zu liefern, der musste etwas wirklich Interessantes zu bieten haben, wenn er ernst genommen werden wollte – etwas Wichtiges oder offensichtlich Zuverlässiges.
    Dieser Al-Qaida-Überläufer durchlief das übliche Prozedere in der Botschaft, wurde mit einem Mobiltelefon ausgestattet und mit den Worten abgewimmelt, er solle sich melden, wenn er etwas Wesentliches beizutragen habe. Zwei Tage später rief er abends aus der Toilette eines Restaurants in Karatschi an und erzählte der CIA: „Ich esse gerade mit Khalid Scheich Mohammed.“
    Um 2.00 Uhr früh am 2. März 2003 sahen CIA-Agenten zu, wie Einsatzkommandos der pakistanischen Polizei ein Haus in einer angesehenen Gegend in einem Vorort Karatschis stürmten. Sie traten die Tür zu einem nach hinten hinaus gelegenen Schlafzimmer ein und fanden den Rädelsführer der Anschläge vom 11. September im Tiefschlaf auf dem Bauch liegend in einem Gästebett vor. Der Terrorist, der die Anschläge auf das World Trade Center verübt und den amerikanischen Journalisten Daniel Pearl enthauptet hatte, leistete keinen Widerstand. Khalid Scheich Mohammed verzichtete auf das Sofortticket zum Paradies und ergab sich im Schlafanzug.
    Wer den Informanten in die amerikanische Botschaft in Islamabad geschickt hat, wird man möglicherweise nie erfahren. Wer von der Gefangennahme Khalid Scheich Mohammeds profitierte, ist dagegen offensichtlich. Als Khalid aus dem Weg geräumt war, erlangte Sawahiri seine Position als Nummer zwei der al-Qaida zurück. In einem von Al Shebab – Pressearm der neu fusionierten Organisationen al-Dschihad und al-Qaida – veröffentlichten Video war er im September 2003 wieder an bin Ladens Seite zu sehen.
    Als aus dem Irak die Nachricht kam, dass al-Qaida in den Besitz von Chemiewaffen Saddams gekommen war, jubilierte Sawahiri. Er überredete Osama 2003 zu dem chemischen Angriff in al Baya und versuchte 2004 erneut, ein Dutzend chemischer Waffen gegen Amman in Jordanien einzusetzen. Beide Anschläge verliefen

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