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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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waren. Die al-Qaida verfügte nur über ein begrenztes Arsenal an chemischen Waffen, Senf- und Nervengasbomben, die irgendwo in Waziristan und Afghanistan lagerten. Osama und Sawahiri wollten diese Waffen einsetzen, waren jedoch mit der nahezu unlösbaren Frage konfrontiert, wie sie sie irgendwo platzieren konnten, wo sie von den westlichen Medien nicht länger ignoriert werden konnten – durch einen Anschlag auf eine amerikanische Großstadt.
    Der zehnte Jahrestag des 11. September rückte näher.
    Die Monate vergingen. Sawahiris Verschwörungen, Proklamationen und Pläne erreichten Osama per Kurier und sammelten sich auf den Festplatten in seinem Büro. Ohne das Netz von Khalid Scheich Mohammed und angesichts der Störungen von Rekrutierung und Ausbildung durch amerikanische Streitkräfte in Afghanistan konnte Osama niemanden auftreiben, der bereit war, sich selbst zu vernichten, indem er eine Chemiewaffe in die Vereinigten Staaten einschleuste. Osama war von Speichelleckern umgeben, die sich willig, ja, begierig zeigten, zu Märtyrern zu werden. Doch für einen Anschlag auf die USA oder Europa brauchte er Freiwillige mit technischer Kompetenz, die Fremdsprachen sprechen und unentdeckt in westlichen Großstädten leben konnten. Männer wie die 19 Terroristen, die entführte Flugzeuge auf Manhattan und Washington hatten stürzen lassen, waren immer schwerer zu finden: gebildete Männer, die trotzdem an den hässlichen Mythos vom Chaos in dieser und Frieden und Freude in der nächsten Welt glaubten.
    Nur wenige nahmen Osama und Sawahiri wirklich ab, was diese erzählten: Ihr sterbt den Märtyrertod und wir übernehmen, wenn die westliche Welt zusammenbricht. Aus dem Material aus dem Haus in Abbottabad ergibt sich ein klares Bild vom Leben Osama bin Ladens. Je schwerer es Osama fiel, andere von seiner Mythologie zu überzeugen, desto mehr verfiel er ihr selbst. In der Abgeschiedenheit des zweiten Stockwerks seines Hauses sah er sich stundenlang Aufnahmen von sich selbst auf dem Bildschirm an. In dem an sein Haus angebauten Studio ließ er über Monate sorgfältig inszenierte Videoaufnahmen von sich produzieren.
    Er hatte gesundheitliche Probleme. Die Addison-Krankheit, die in seinem Körper wütete, ließ ihn lethargisch werden. Den Menschen um ihn herum wurde zunehmend klar, dass er ausgezogen war, um die Welt zu verändern, doch stattdessen nun in einem selbst gezimmerten Gefängnis saß.
    Seit 1996 war Osama bin Laden aus jedem Land vertrieben worden, in dem er sich niederlassen wollte. Als er sich gegen die saudische Königsfamilie äußerte, musste er das Land verlassen und im Sudan Zuflucht suchen. Die Saudis entzogen ihm seinen Pass. Im Sudan, wo er den 11. September geplant hatte, gab Osama zig Millionen Dollar für Straßen und Flughäfen aus. Als Gegenleistung dafür akzeptierte er die Übereignung von Tausenden von Hektar Wüste. Als sich die Sudanesen dem globalen Druck beugten und ihn auswiesen, hatte Osama keinen Pass und konnte mit keiner kommerziellen Fluggesellschaft fliegen. Er musste eine russische Maschine chartern und flog über Saudi-Arabien nach Afghanistan. Der einzige Ort, an dem er willkommen war, war die islamische „Republik “ Afghanistan, eine brutale religiöse Diktatur, die von einem einäugigen Mullah regiert wurde, der islamische Orthodoxie mit Terrorschwadronen von Taliban durchsetzte, die Schulmädchen Säure ins Gesicht spritzten, jahrhundertealte religiöse Denkmäler Afghanistans in die Luft sprengten und Frauen auf offener Straße auspeitschten, wenn sie ihren Kopf nicht bedeckten.
    Nach dem 11. September waren die Vereinigten Staaten hinter Osama her, und sie kamen über Afghanistan. Bin Laden entschloss sich gegen ein ruhmreiches Ende in Tora Bora und schlüpfte lieber über die Grenze. 2011 lebte er hinter verschlossenen Türen in Pakistan. Seine Sicherheit lag in der Hand zweier 20-jähriger Söhne, des einen oder anderen Kuriers und eines pakistanischen Brüderpaars, das sonst kein Zuhause hatte. Osama hatte sich selbst zum Ziel gemacht und es war unvermeidlich, dass die Amerikaner irgendwann herausfanden, wo er sich aufhielt, und ihn entweder mit einem Marschflugkörper töteten oder im Schlaf aus dem Bett holten, wie sie es mit Khalid Scheich Mohammed gemacht hatten.
    Dokumente aus Osamas Haus belegten, dass al-Qaida bei einer Serie von Bombenanschlägen in Bagdad 2008 neue Kombinationen von Lkw-Bomben und Chlorgaswaffen ausprobierte. Diese Bomben zerfetzten mehr als

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