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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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wurde zwar durchkreuzt, doch zum Aufenthaltsort von Osama bin Laden war dem Notizbuch nichts Neues zu entnehmen. Der pakistanische Geheimdienst ISI wusste genau, wo er sich befand, gab diese Information aber nicht an die Vereinigten Staaten weiter. Man ließ Osama weiter auf seinem Grundstück auf und ab gehen.
    Wie seine Familie mussten sich auch die Geheimdienstverantwortlichen gefragt haben, ob er nicht langsam den Verstand verlor.
    Als ein weiterer Plan fehlschlug, kam es zu Reibereien zwischen Osama und Sawahiri. Der salbungsvolle Doktor tat sein Bestes, um den Riss zu kitten. Seine Zukunft und die des Dschihad hingen von Osamas Geld ab. Im Juni 2006 wurden die operativen Kapazitäten der al-Qaida weiter beschnitten, als Musab al-Zarqawi, Al-Qaida-Führer im Irak, bei Bagdad getötet wurde. Zarqawi war von einem Kurier verraten und am Abend des 7. Juni 2006 von einem Paar Scharfschützen des SEAL-Teams 6 „lasermarkiert“ worden.
    Sein Verlust war ein großer Rückschlag. Zu seinen streng gehüteten Geheimnissen zählte das Chemiewaffenlager der al-Qaida. Wie jede verdeckt operierende Organisation gliederte sich auch die al-Qaida in operative Teilbereiche. Zu Osamas Bestürzung hatte Musab al-Zarqawi das Geheimnis der Massenvernichtungswaffenlager der al-Qaida mit ins Grab genommen. US-Geheimdienstanalysten wühlten sich zwar durch die Trümmer von Zarqawis Versteck, doch das Haus war dem Erdboden gleichgemacht worden. Die US-Bomben hatten zwar einen wichtigen Terroristen ausgeschaltet, doch sonst wenig gebracht. Zarqawis Computer und Unterlagen waren mit ihm vernichtet worden.
    2007 kündigten die Vereinigten Staaten eine Verstärkung ihrer Kräfte an und erhielten den Druck aufrecht. Dass al-Qaida chemische Waffen einsetzte, war der Grund dafür, dass sich die SEAL-Einsätze im Irak vervierfachten. Teams gingen oft gegen bis zu vier oder fünf Ziele pro Nacht vor und griffen Al-Qaida-Terroristen auf, sobald eine klare Verbindung zueinander hergestellt wurde oder sie „umgedreht“ werden konnten.
    In der al-Qaida sank die Moral. Märtyrer, die bei vermeintlich „ruhmreichen“ chemischen Angriffen ihr Leben riskierten, mussten feststellen, dass ihre Missionen die Koalitionssoldaten keineswegs in Angst und Schrecken versetzten und von den westlichen Nachrichtenkanälen weitgehend ignoriert wurden. Und die al-Qaida selbst hatte auch kein großes Interesse, der Welt mitzuteilen, dass ihre Versuche, auf Saddams Vermächtnis an Chemiewaffen zurückzugreifen, in aller Regel im Sande verliefen. Mit enormem Aufwand schmuggelten Osama und Sawahiri Nerven- und Senfgas nach Afghanistan und versuchten, diese Waffen dort gegen Koalitionstruppen einzusetzen. Die WikiLeaks-Dokumente lassen vermuten, dass chemische Kampfstoffe aus dem Irak aus IEDs und Verstecken geholt wurden, doch es gelang der al-Qaida nicht, ganze Bataillone und Regimenter amerikanischer Soldaten zu vergasen. Von US-Seite wurden Funde chemischer Waffen nur selten bestätigt. Die amerikanische Presse unterstützte das. Nicht aus Patriotismus oder um al-Qaida auf Informationsebene zu schlagen, sondern weil sie zehn Jahre lang etwas anderes berichtet hatte – nämlich, dass es im Irak keine Massenvernichtungswaffen gab. Eine der größten strategischen Einzelbedrohungen, der sich die USA jemals ausgesetzt sahen, wurde damit ignoriert.
    Für die SEAL-Teams und die Terrorismusbekämpfungseinheiten Amerikas war es unverständlich, dass niemand in der Regierung oder in den Medien von dieser Gefahr sprach, obwohl die US-Regierung jedes Jahr die Reaktion auf chemische, nukleare und biologische Anschläge mit einer Übung probte, die „TOPOFF“ hieß. Es war ein offenes Geheimnis – doch niemand interessierte sich dafür, weil die Presse und die Volksvertreter die Massenvernichtungswaffen der al-Qaida totschwiegen. Amerika nahm die Gefahr durch Osamas Chemiewaffen sehr ernst. Der nationale Plan zur Terrorismusbekämpfung hat einen 50-seitigen Anhang zu improvisierten Atom-, Strahlen-, Chemie- und Biowaffen. Bei den Chemiewaffen stützte sich die Planung auf Entwicklungen aus entwendeter chemischer Munition – wie die, die in al Baya entdeckt wurde.
    Osama, der in seinem umfriedeten Garten in Abbottabad auf und ab lief, stand vor einem Problem: Musab al-Zarqawi war tot, die al-Qaida im Irak zerstreut und er hatte keinen Zugriff mehr auf die Hunderten oder gar Tausenden von Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins, die in den Wüsten des Iraks verteilt

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