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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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200 irakische Zivilisten. Die Verwundeten erstickten im Chlorgas. Die Opfer waren 200 Muslime, die Aiman Sawahiri als Kafirs erachtete. Als auch diese Anschläge weder das Interesse der amerikanischen Medien erregten noch eine islamische Regierung im Irak herbeiführten, erreichte die Beziehung zwischen Sawahiri und bin Laden ihren Tiefpunkt.
    Auch Sawahiri genoss den Schutz des pakistanischen Geheimdiensts. Wie Osama lebte er im Untergrund und zog in den Stammesgebieten von Belutschistan von einem Unterschlupf in den anderen. Sawahiri war ebenfalls zum Nachrichtenjunkie geworden. Und was er da im Fernsehen sah, muss ihn enorm beunruhigt haben.
    In Tunesien wurde ein verhasster Militärdespot gestürzt und ersetzt, und zwar nicht durch religiöse Eiferer, sondern durch eine Übergangsregierung, die einen demokratischen Kurs einschlug – hin zu einer Regierungsform, die Sawahiri für ein abartiges Produkt westlicher Zivilisation hielt.
    In Ägypten drängten sich die Menschen zu Tausenden auf dem Tahrir-Platz und forderten den Rücktritt des Tyrannen Hosni Mubarak. Auch er wurde nicht durch Sawahiris dschihadistische Mitstreiter, die Muslimbrüder, ersetzt, sondern wiederum durch eine Interimsregierung, die versprach, eine repräsentative Demokratie nach westlichem Muster einzuführen.
    In Syrien und Libyen griffen tapfere Bürger mit bloßen Händen Panzerfahrzeuge an – nicht im Namen des Islam, sondern im Streben nach Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und einer Chance auf eine repräsentative Regierung. Das alles war al-Qaida ein Gräuel und widersprach den Zielen des bewaffneten Dschihad. Als der Arabische Frühling in den Sommer überging, taumelte das Konzept des Dschihad gefährlich nah am Abgrund der Bedeutungslosigkeit.
    30 Jahre lang war Sawahiri bereit gewesen, seine Vorstellung von einer islamischen Regierung mit Gewalt durchzusetzen. Und nun warfen gläubige Muslime die Ketten der Diktatur ab und forderten nicht etwa das Gesetz der Scharia, sondern Demokratie. Sawahiri hatte Osama mit allen Mitteln bearbeitet, seine Attacken auf den Westen zu verschärfen. Pläne, Chemiewaffen in die Vereinigten Staaten einzuschmuggeln, waren wiederholt gescheitert. Jetzt hatte Sawahiri genug. Ende 2009 hatte er sich dazu entschlossen, bin Laden die Kontrolle über al-Qaida zu entreißen.
    Sawahiri war Osama in mehrfacher Hinsicht überlegen. Sawahiri besaß nicht nur eine angeborene Bösartigkeit, er konnte auch Englisch sprechen und lesen. Er verschlang jede Meldung über al-Qaida aus Amerika.
    Sawahiri, der selbst laufend von einem vom pakistanischen Geheimdienst besorgten sicheren Unterschlupf in den nächsten wechselte, ließ seine Nachrichten von Abu Ahmed al Kuwaiti mit dessen fantastisch bemaltem Geländewagen übermitteln. Das Fahrzeug und das so häufig von ihm angesteuerte Ziel erregten bald die Aufmerksamkeit amerikanischer Agenten.
    Während des Afghanistankriegs hatte Sawahiri Osama immer wieder gedrängt, selbst in den Kampf zu ziehen. Als sein Leibarzt untersuchte und behandelte Sawahiri Osama von 1984 bis 2003 häufig. Sawahiri war ausgebildeter Arzt und hatte an einer der besten Universitäten im Nahen Osten studiert. Dennoch stellte er trotz Osamas offensichtlicher Symptome wie Rückenschmerzen, niedrigem Blutdruck und Ohnmachtsanfällen keine Diagnose. All das und Osamas verräterisches Verlangen nach Salz deuteten auf ein eindeutiges Krankheitsbild hin, das Sawahiri Osama gegenüber aber nie erwähnte. Auch enthielt er ihm die leicht erhältlichen Medikamente vor, mit denen sich die Krankheit kontrollieren ließ.
    Sawahiri versuchte, bin Laden von den Russen töten zu lassen. Doch sie taten es nicht.
    Er hoffte, er würde von der Addison-Krankheit dahingerafft, doch auch das klappte nicht.
    Nun spielte Aiman Sawahiri seinen letzten Trumpf aus. Er setzte für die Kommunikation mit Osama ganz bewusst einen aufgeflogenen Kurier ein. Und es kam, wie es kommen musste:
    Die Amerikaner spürten ihn auf.

NEPTUNE’S SPEAR
    ADMIRAL BILL MCRAVEN trat aus einem der niedrigen Zelte, die auf dem Luftstützpunkt Dschalalabad in Afghanistan wie Wellblechhütten neben dem Hangar aufgebaut worden waren. Der Stützpunkt lag 65 Kilometer nördlich der pakistanischen Grenze. McRaven hatte knapp zwölf Stunden in der Enge des Joint Operations Centers (JOC) zugebracht und brauchte frische Luft. Wie die anderen Mitglieder des Einsatzkommandos hatte auch der Admiral in den letzten beiden Tagen kaum geschlafen, erst

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