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Codewort Rothenburg

Codewort Rothenburg

Titel: Codewort Rothenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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Herr Kommissar. Aber gut, warum sollen Sie es nicht wissen. Mit der Aktion selbst hat Kitty Schmidt nichts zu tun. Sie stellt nur die Räumlichkeiten zur Verfügung und das Wissen, wie man einen solchen Laden ordentlich führt. Sie hat einen guten Ruf, was Diskretion angeht. Ohne den würde es nicht funktionieren.«
    »Und das alles tut sie freiwillig, quasi aus Vaterlandsliebe?«
    Schwarz schüttelte den Kopf.
    »Sie hat ihre Vorteile, da können Sie sicher sein. Wie jedes gute Geschäft ist es eines auf Gegenseitigkeit.«
    Der Untersturmführer fasste Daut am Arm und führte ihn Richtung Tür.
    »Fast hätte ich es vergessen: Wir haben die anderen Damen im Salon befragt, ob Dora Zegg etwas über ihren letzten Kunden gesagt hat. Einer Kollegin erzählte sie an jenem Abend, dass der Kerl einen sehr Kleinen gehabt habe - wenn Sie verstehen, was ich meine. Mehr gibt es nicht zu wissen.«
    Schwarz blieb abrupt stehen und zerrte dabei so fest an Dauts Arm, dass es schmerzte.
    »Der Fall ist damit für Sie abgeschlossen, Kommissar. In der Pension Schmidt lassen Sie sich dienstlich nicht mehr blicken! Das ist ein Befehl vom Brigadeführer!«
    Daut war einen Moment geneigt, die Hacken zusammenzuschlagen und mit »Jawoll, Herr Untersturmführer« zu antworten, was Schwarz sicher als Provokation gewertet hätte. Er verzichtet darauf, zumal Schwarz sich jetzt vertraulich zu ihm neigte.
    »Ich sagte, Sie sollen sich dienstlich nicht mehr in der Giesebrechtstraße blicken lassen. Wenn Sie sich einmal einen schönen Abend in netter Gesellschaft machen wollen, kann ich Ihnen Kittys Damen wärmstens und aus eigener Erfahrung empfehlen. Fühlen Sie sich von uns eingeladen, gewissermaßen als Anerkennung Ihrer hervorragenden Arbeit. Sagen Sie einfach, Sie kämen aus Rothenburg. Sie werden es nicht bereuen. Aber ansonsten: Geheime Reichssache. Auch Sie sind zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet!«
    Geheime Reichssache . Dieses Wort tauchte in letzter Zeit für Dauts Geschmack zu häufig auf. Trotzdem nickte er stumm. Schwarz nahm die Hand vom Arm des Kommissars, trat einen Schritt zurück, grüßte vorschriftsmäßig und wandte sich zum Gehen. In der Tür drehte er sich noch einmal um.
    »Und nicht vergessen: Sie kommen aus Rothenburg.«

Dreiundzwanzig

    Als Schwarz den Raum wieder betrat, saß Schellenberg im Sessel und zog an seiner Zigarre. In der Hand hielt er ein erneut gut gefülltes Glas. Mit einer Geste forderte er ihn auf, sich ebenfalls zu bedienen. Schwarz trat an das Tischchen und schenkte sich ein.
    Schellenberg sprach jetzt leiser als vorhin, und seine Stimme war glatter.
    »Was für eine absurde Situation. Da dreht ein junger Leutnant durch, weil sich ein leichtes Mädchen über seinen kleinen Pimmel amüsiert, und bringt die Hure um.«
    Schwarz warf von der Seite ein:
    »Keine Hure, Brigadeführer, sondern eine gut ausgebildete Agentin.«
    »Geschenkt, Schwarz, geschenkt. Auf jeden Fall aber droht unsere wunderbare Aktion wegen eines beleidigten Jungspunds und eines übereifrigen Polizisten aufzufliegen. Wenn es nicht so traurig wäre, man könnte eine Komödie darüber drehen.«
    »Und der Heesters spielt den Leutnant.«
    Schellenberg prustete los und legte lachend die Zigarre in den Aschenbecher. Heesters war derzeit der größte Frauenschwarm auf Berlins Bühnen. Er und ein zu kleiner ... Er hob das Glas und prostete dem Untersturmführer zu, der sich inzwischen ebenfalls gesetzt hatte.
    »Der war gut, Schwarz, der war richtig gut! Aber Spaß beiseite. Wir müssen die Sache in den Griff kriegen. Gibt es irgendeine Spur von diesem Leutnant?«
    »Leider nein, Brigadeführer. Wie vom Erdboden verschwunden. Vermutlich hat er Helfershelfer. Ein paar seiner Kameraden äußerten jedenfalls den Verdacht, seine Gesinnung sei keineswegs über jeden Zweifel erhaben.«
    Schellenberg setzte die verloschene Zigarre erneut in Brand und paffte zwei Züge.
    »Lassen Sie unsere Verbindungen spielen, Schwarz. Und bleiben Sie an diesem Polizisten dran. Er ist zu intelligent und zu verbissen, um einfach aufzuhören. Er weiß auch mehr, als er uns erzählt hat. Geben wir ihm noch ein paar Tage. Am Ende liefert er uns den Deserteur noch auf dem Präsentierteller. Wir sollten ihn speziell behandeln, Zuckerbrot und Peitsche, Schwarz. Mit was kann man den Mann locken?«
    Schwarz dachte ein paar Sekunden nach, während Schellenberg abwechselnd an seiner Zigarre zog und an seinem Glas nippte. Jetzt zahlte es sich wieder einmal aus, dass

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