Codex Alera 06: Der erste Fürst
Gestalt auf und ab, während sie sagte: »Metallhaut. Eindrucksvoll. Schmerzhaft?«
»Durchaus«, sagte Araris.
Die Königin machte eine rasche Geste mit der linken Hand, und die Temperatur im Nest schien zu fallen. Eiskristalle bildeten sich auf Araris’ Stahlhaut, erst hier und da, dann als dicke, sich ausbreitende Decke. Isana spürte die Aufwallung von Qual bei Araris, als die Marter des gefrorenen Stahls ihn selbst durch die Schmerzunempfindlichkeit eines Metallwirkers hindurch zu zermürben begann.
»Und jetzt machen wir weiter«, sagte die Königin und begann einen neuen Angriff.
Araris machte seine erste Abwehrbewegung, und das sonderbare Geräusch kreischenden Metalls ertönte. Er schrie in plötzlichem Schmerz auf, der so heftig war, dass er sein Metallwirken durchbrach und wie mit gefrorenen Klauen über Isanas Sinne schrammte. Araris war ihm auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. Er taumelte vor der Königin zurück und heulte bei jeder Bewegung vor Schmerz. Er parierte die ersten beiden Schläge, dann den dritten, verpasste aber den vierten, und das Schwert der Königin traf ihn an der Schulter.
Ein seltsamer, hohler Klang ertönte, und ein Netz aus Rissen breitete sich über die Oberfläche seiner metallenen Haut aus.
Araris erstickte fast an einem neuerlichen Schrei, die Augen weit aufgerissen und rund, als die Schmerzen ihn vor der Vordkönigin auf ein Knie zwangen.
»Du kannst mich nicht aufhalten«, sagte die Königin. Ihr Schwert flammte Grünweiß auf, als sie drohend über Araris aufragte. »Keiner von euch kann mich aufhalten.«
Isana streckte die Hand aus und griff nach dem Wasser in dem kleinen Becken. Sie bat es, die Königin anzuspringen, aber diese war viel zu schnell. Sie spürte die Wassersäule auf sich zurasen und machte einen einzigen Schritt zurück, während das Wasser vorbeibrandete. Als es auf ihrer Höhe war, streckte die Königin eine Hand aus, und Isana spürte, wie ihr die Kontrolle über das Wasser so mühelos entrissen wurde, wie Isana sie selbst einem Kind hätte abnehmen können. Die Königin ließ es auf Araris prallen, wo es sofort auf seiner Rüstung zu gefrieren begann und dem übel zugerichteten Mann noch mehr Schmerzen zufügte.
Die Königin wandte sich Isana zu und sagte: »Großmutter, du bekommst eine Gelegenheit, am Leben zu bleiben. Erkläre dich bereit, die Aleraner nach dem Krieg zu beherrschen und mich in meinen jetzigen Bemühungen zu unterstützen, dann werde ich dein Leben und das deines Gefährten verschonen.«
Isana richtete sich im Sitzen auf. Sie sah die Vordkönigin geradewegs an. Und schüttelte, sehr langsam, den Kopf.
»So sei es denn«, sagte die Vordkönigin.
Isana schloss die Augen, und genau in dem Moment begannen Trompeten zu schmettern, hoch und klar, irgendwo im Freien. Ihr Klang war nicht das dumpfe Brüllen der Canimhörner, auch nicht der silbrig hohe Ton der Flottenfanfaren. Das hier waren echte Trompeten, die von echten Legionsmusikern gespielt wurden, und ihr schriller, schmetternder Ruf jagte Isana einen Schauer über den Rücken.
Der Kopf der Vordkönigin zuckte zur Seite, und sie zischte: »Nein. Nein, er kann doch nicht hier sein. Noch nicht.«
Die Trompeten schmetterten erneut. Der Boden erbebte unter dem Gewicht vieler Füße. Die Fangschreckenkrieger draußen setzten dazu an, eine Warnung zu kreischen – all diese Geräusche verkündeten eine einzige, unbestreitbare Tatsache: Gaius Octavian war gekommen, um die Vordkönigin zum Kampf zu stellen.
»Tötet sie«, knurrte die Königin. »Tötet sie alle.«
Die Königin ging in die Hocke und sprang dann himmelwärts, kletterte durch die Löcher in der Nestdecke, in denen sich die Klingentiere aufgehalten hatten, und sauste mit einem Kreischen in die Landschaft hinaus.
Sechs Klingentiere wandten sich Isana, Araris und den verwundeten Überlebenden des gescheiterten Meuchelmords zu.
51
Tavi und Kitai warteten bei der Lufteinheit der Angreifer. Ritter Callum und die anderen Mitglieder der Ritter Pisces der Ersten Aleranischen Legion waren unruhig. Sie konnten nicht abheben, bevor die Bodentruppen ihren Angriff begonnen hatten, da zu befürchten stand, dass das hohle Brausen von zwei Dutzend Windströmen den Vord ihre Anwesenheit verraten würde.
Dann brüllte jemand, wahrscheinlich Fidelias, den Befehl zum Abmarsch, und das Heer geriet in Bewegung. Die Soldaten brauchten keine halbe Stunde, um die Ruinen des Wehrhofs zu erreichen. Bald bliesen die Trompeten auf ein
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