Codex Alera 06: Der erste Fürst
meisterliche Metallwirker es irgendwie in sein Fleisch eingefügt hatte.
Er machte zwei Schritte vorwärts, die beide mit mehr Lautstärke und Wucht auftrafen, als jedes Wesen aus Fleisch und Blut hätte hervorbringen sollen. Er ließ das Schwert mehrfach ruhig kreisen, offenbar, um sein Gewicht und seine Ausgewogenheit zu prüfen. Dann baute Araris Valerian sich vor der Vordkönigin auf und sagte leise mit seltsam rauer, knarzender Stimme: »Du wirst sie nicht anrühren.«
Die Königin bleckte die Zähne und schleuderte zischend die Hand in Araris’ Richtung. Ein plötzlicher Sturm aus Wespen schoss in drei getrennten Schwärmen durch die Luft. Sie prasselten binnen weniger Sekunden zu Hunderten auf Araris ein, und jede Einzelne prallte von dem stahlharten Fleisch ab und landete mit zuckenden Beinen und Stacheln auf dem Boden inmitten der Überreste seines zerfetzten Hemds.
Die Wespenströme erstarben und kamen zum Erliegen, und Isana konnte in der Stille, die darauf folgte, deutlich ihr eigenes beschleunigtes Atmen hören. Die machtlosen Wespen lagen in einem Haufen, der Araris bis auf halbe Höhe der Oberschenkel reichte.
Mit sehr langsamen und ruhigen Bewegungen hob sich seine Hand aus lebendem Stahl und berührte behutsam seinen Schwertgriff. Ein Finger nach dem anderen schloss sich darum. »Gut«, sagte er mit leiser, gelassener Stimme. »Ich bin dran.«
Und plötzlich stürmte einer der tödlichsten Schwertkämpfer von Alera auf die Vordkönigin zu, die Waffe noch in der Scheide.
Die Königin stieß einen herausfordernden Schrei aus und tänzelte vorwärts, um ihn abzufangen. Im allerletzten Augenblick, bevor die beiden einander erreichten, sprangen ihre jeweiligen Schwerter hervor, kaum mehr als der verschwommene Widerschein von grünem Kroatsch -Licht auf Stahl, und ein Gewitter aus Funken begann im Mittelpunkt des Nests zu toben.
Das Klirren des Stahls auf Stahl inmitten der Wolke aus Funken klang, als ob zwanzig Fechter miteinander kämpften, nicht zwei. Es dauerte zwei Sekunden, drei, vier. Dann glitten die Funken über den Boden davon und enthüllten ein lebendes Bild: Araris stand der Vordkönigin gegenüber, das Schwert in beiden Händen vor sich. Sie stand ihm zugewandt da, den Schwertarm seitlich nach unten gestreckt. Ihre blasse Wange war von einer dünnen Linie grünbraunen Blutes gezeichnet.
Ihre Augen waren etwas geweitet und richteten sich kurz ungläubig nach unten, auf den Schnitt in ihrem Gesicht. Sie verzog die Lippen zu einem Zähneblecken, stieß ein Zischen aus und richtete ihr Schwert auf Araris.
Sofort sprangen zwei der Klingentiere vorwärts und bedrohten ihn mit ihren Waffengliedern. Sie stürmten unglaublich schnell und kraftvoll auf Araris zu. Klingen sausten auf den Mann herab, den Isana liebte, und das Herz schnürte ihr die Kehle zu.
Aber Araris Valerian war ihnen gewachsen.
Die ersten beiden Klingen, die auf ihn zuschwangen, wurden in Fontänen aus weißgrünen Funken völlig zerschmettert. Eine weitere Klinge traf ihn an der Brust und prallte in einem neuerlichen Funkenregen davon ab, während er die vierte zugleich mit buchstäblich stählernem Griff umklammerte und ruhig durch das Bein des anderen Vord vor ihm und in den Fels darunter rammte, so dass das eine Klingentier mit dem durchbohrenden Glied des zweiten festgenagelt war. Sein Schwert blitzte einmal auf und erschlug das in der Falle sitzende Tier – und dann wirbelte er herum und ließ die linke Faust vorschnellen, an der Abwehr des zweiten Tiers vorbei in dessen Kopf. Seine metallische Faust durchschlug den Schädel des Klingentiers wie ein Streithammer, bis er den halben Unterarm im Schädel der Kreatur versenkt hatte. Er zog den Arm mit einer geschmeidigen Bewegung wieder hervor, und das Klingentier brach zusammen.
Er hatte die Füße kaum bewegt.
Die Augen der Vordkönigin verengten sich, und sie huschte mit aufblitzendem Schwert wieder auf Araris zu. Abermals stoben Funken durchs Nest, und Isana musste die Hand heben, um ihre Augen davor zu beschirmen. Als die beiden sich wieder trennten, zierte ein zweiter Schnitt, beinahe parallel zur ersten Verletzung der Königin, aber einen Zoll näher an ihrer Kehle, ihre Wange.
»Geschwindigkeit reicht nicht aus«, sagte Araris in sanftem Ton. »Nicht allein. Deine Technik ist schlampig. Du hast nicht genug geübt.«
Der Mund der Vordkönigin verzog sich zu einem sehr langsamen Lächeln. Ihr Blick musterte Araris und bewegte sich an seiner glänzenden
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