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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Gewiss, die Pferdeclanfrisur, die Kitai trug, hätte im ganzen Reich auch dann Anstoß erregt, wenn sie ihr helles Haar nicht grellbunt gefärbt hätte. Tavi hatte sie vor ein paar Tagen sanft darauf hingewiesen, und sie hatte geantwortet, dass ihre Mähne doch in den königlichen Farben, leuchtend Rot und Blau, gefärbt sei – woran sollte also irgendjemand Anstoß nehmen?
    Isana und Araris waren ebenfalls da, beide ins Grün und Braun des Hauses des Fürsten Calderon gekleidet. Sie standen neben Bernard selbst. Isana umarmte Tavi, als er erschien, und sagte: »Was ist mit deinem Kragen geschehen? Er sieht … ausgeleiert aus.«
    »Ich habe ihn geweitet, um atmen zu können«, antwortete Tavi.
    Seine Mutter lächelte ihn an, und in ihren Augenwinkeln bildeten sich Fältchen. »Nun ja. Es wird wohl schon irgendwie gehen. Du hast in den letzten paar Jahren immer zu dünn ausgesehen.«
    Tavi wandte sich an Araris und bot ihm die Hand. Der Schwertkämpfer ergriff sie, und seine sonnengebräunte Haut fühlte sich rau und warm an; dann umarmte er Tavi kurz und fest. »Dein Vater wäre stolz auf dich, Tavi.«
    Tavi grinste ihn an. »Danke, Graf und Gräfin Bächlein.«
    »Du meine Güte, Tavi«, sagte Isana. »Es war doch nicht nötig, dass du uns in die Civitas aufnimmst.«
    »Ich bin der Erste Fürst«, sagte Tavi lächelnd zu ihr. »Das habt ihr nun davon, dass ihr in aller Stille geheiratet habt, während ich damit beschäftigt war, gegen die Vord zu kämpfen. Ihr sollt leiden!«
    Bernard lachte dröhnend und umarmte Tavi so kräftig, dass ihm die Rippen knackten. »Pass bloß auf, Junge. Es gibt noch genug Leute, die wissen, wie sie dir die Flausen aus dem Kopf treiben können, wenn du zu aufgeblasen wirst.«
    Tavi erwiderte grinsend die Umarmung. »Du weißt ja, wie viel das genützt hat, als ich noch jünger war, nicht?«
    Bernard schnaubte und legte Tavi die Hand auf die Schulter. Er musterte ihn von oben bis unten und nickte. »Aus dir ist etwas geworden, Junge.«
    »Danke«, sagte Tavi leise, »Onkel.«
    »Fürst Onkel«, verbesserte Amara mit funkelnden goldbraunen Augen, als sie hinter ihrem Mann hervortrat. Sie hielt ein Wickelkind über ihrem hervortretenden Bauch. »Ihr seht beide wunderbar aus«, sagte sie zu Tavi und Kitai. »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Ha«, sagte Kitai und starrte Amara an. »Du bist ja groß wie ein Haus. Wie hast du dich hinter ihm verstecken können?«
    Amara wurde rot und lachte, verlegen und erfreut zugleich. »Endlose Übung.«
    »Wann ist es so weit?«, fragte Kitai.
    »In etwa drei Monaten«, sagte Amara. Offenbar instinktiv sah sie kurz über die Schulter und sagte ein bisschen kläglich: »Bernard.«
    Tavis Onkel warf einen Blick hinüber zu einem nahen Springbrunnen, auf dessen schmalem Rand ein kleines Mädchen zwei noch kleinere Jungen bei einer abenteuerlichen Erkundung anführte. »Mascha«, rief Bernard und ging auf die drei zu. »Mascha, hör auf mit dem Versuch, deine Brüder in den Springbrunnen fallen zu lassen.«
    »Brüder?«, fragte Kitai.
    »Adoptiert«, sagte Amara. Sie sah mit ebenso zufriedener wie sittsamer Miene wieder nach unten. »Nach der Dritten Schlacht von Calderon gab es so viele Kinder, die ein Zuhause brauchten. Wir hatten nicht die Hoffnung, dass ich je … guter Hoffnung sein würde. Isana sagt, es sei der Segen der Nacht, der den Schaden behoben hätte, den die Geißel mir zugefügt hat.«
    »Ach so«, sagte Kitai und nickte. »Dazu wurde er früher auch bei meinem Volk verwendet, bevor mein Aleraner den schlafenden Wächter geweckt und beinahe die Welt zerstört hat.«
    »Hörst du damit denn nie auf?«, fragte Tavi grinsend.
    »Irgendwann. Wenn du alt und zahnlos bist, versprochen.«
    »Wir gehen jetzt besser hinein«, sagte Isana. »Tavi, willst du, dass jemand ihn hält?«
    »Nein, danke, Mutter«, antwortete Tavi. »Wir haben beschlossen, dass er mit uns kommt.«
    Kitai nickte fest und nahm Amara den Säugling ab. Sie zog ihn an sich, zupfte an seinen Decken herum und sagte zu dem Kind: »Es ist töricht, aber wir müssen diesen aleranischen Unsinn ertragen. Es wird deinen Vater glücklich machen.«
    »Es ist eine notwendige Formalität«, sagte Tavi und nickte den anderen vieren zu, während sie das Amphitheater betraten. »Das ist alles.«
    Kitai ignorierte ihn und sprach weiter mit dem Kind. »Wie viele Aleraner legt er übermäßigen Wert auf Handlungen, die vor Zeugen vollzogen werden und bei denen alle möglichen lächerlichen

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