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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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eines toten Mannes in der Hand.
    Im nächsten Augenblick ertönte das Zischen eines Luftzugs, ein Geräusch wie von einem Peitschenhieb, und das gezackte Ende von etwas, das wie eine aus Knochen geschnitzte Speerspitze aussah, drang aus Invidias Oberkörper hervor, unmittelbar unterhalb ihrer Brust, links vom Brustbein. Der Speer ließ die brandnarbige Frau und die Kreatur, die ihren Körper umklammerte, mit einem einzigen Stoß erstarren, und ihr Rücken bäumte sich im Todeskampf auf, während sie die Augen weit aufriss und ihr Mund sich zu einem atemlosen Schrei verzog.
    Eine Hand, die ein Steinmesser umklammert hielt, schoss aus einem sich auflösenden, windgewirkten Schleier hervor, fuhr um Invidias Körper herum und schnitt ihr mit einer raschen, geübten Bewegung die Kehle von einem Ohr zum anderen durch.
    Invidia Aquitania stürzte ins Kroatsch . Ihr Blut sprudelte wie ein Springbrunnen aus ihr hervor, und sie hatte die Augen vor Entsetzen, Angst, Zorn und Schmerz weit aufgerissen. Sie wandte den Kopf, um verblüfft die Frau anzustarren, die sie getötet hatte.
    Gräfin Calderonus Amara stand, das blutige Steinmesser in einer Hand, über sie gebeugt und flüsterte: »So ergeht es dir in Alera, Verräterin.«
    Invidias Augen rollten in ihrem Kopf zurück, und der Atem rasselte ihr in der Kehle. Sie sank sehr langsam zu Boden, während die Beine des Tiers an ihrer Brust wild und nutzlos zuckten. Ihre eigenen Beine verkrampften sich und traten mehrfach um sich, als wollte sie vor irgendetwas weglaufen. Dann sackte ihr blutleeres Gesicht zur Seite, stierte vor sich hin, ohne etwas zu sehen, und sie lag still.
    Isana starrte Amara entsetzt an. Die Kursorin war die ganze Zeit über im Nest gewesen. Sie musste zur gleichen Zeit wie Antillus und Phrygius hereingelangt sein und hatte ihre Gegenwart mit einem Schleier verhüllt, sicher in der Absicht, die Vordkönigin niederzustrecken. Aber die Königin war von einer Mauer aus Klingentieren umgeben, während Invidia ein perfektes Ziel abgegeben hatte, da sie völlig auf ihr Ringen mit sich selbst und ihren Schmerz konzentriert gewesen war.
    Amara bückte sich und riss den Knochenspeer aus dem Leichnam, indem sie einen Stiefel gegen die Schulterblätter der toten Frau stemmte. Es war eine kurze Waffe, nicht mehr als drei oder dreieinhalb Fuß lang, dicker als ihr Handgelenk und mit Schnitzereien im Stil der Marat geschmückt. Ein Knochenspeer, dachte Isana, und ein Steinmesser – keines von beiden hätte Invidia durch ihr Metallwirken spüren können. Amara nahm die primitiven Waffen zur Hand und wandte sich in lässiger, arroganter Körperhaltung der Königin zu.
    Die Königin kniff die schwarzen, funkelnden Augen zusammen, und Isana spürte, wie eine Aufwallung tiefen, heißen Zorns in einer einzigen Welle von ihr ausging und dann wieder verschwand. Währenddessen wichen die Klingentiere beiseite und glitten geschmeidig von der Fläche zwischen der Königin und Gräfin Amara fort.
    »Das«, sagte die Königin mit tadelloser Aussprache, »kam ungelegen.«
    »Inwiefern?«, fragte Amara schnippisch.
    Die Vordkönigin antwortete, aber Isana kümmerte sich nicht mehr darum. Ihr war klar geworden, was Amara tat. Sie biss sich auf die Lippen, legte die Hand auf Arias Unterschenkel und drückte kräftig mit den Fingern zu. Ohne das Wasser eines Heilbeckens war es ihr unmöglich, genau festzustellen, in welchem Zustand Aria sich befand. Es war, als würde sie versuchen, ein Buch unter Wasser zu lesen, wo einem alles vor den Augen verschwamm und die Tinte verlief – aber sie spürte alles wenigstens gut genug, um zu erkennen, dass Aria genau wusste, was verletzt war; sie unternahm sogar Anstrengungen, es zu heilen. Stumm ließ Isana ihre Unterstützung in Fürstin Placidas Bemühungen mit einfließen, und sie spürte, wie die Schmerzen der anderen Frau abzuklingen begannen und ihre Wunden sich langsam schlossen.
    »Sie war … unvergleichlich nützlich für mich«, sagte die Königin.
    Amara schnippte einen Teil des Blutes mit einem Finger vom Speer und sagte: »Sie ist immer noch nützlich. Du kannst sie aufessen.«
    »Sie«, sagte die Königin, und ihre Augen verengten sich noch weiter. »Und dich.«
    Amara hob den Speer in einer stummen Einladung und verneigte sich spöttisch vor der Königin.
    Isana umklammerte Arias Bein sogar noch fester und verwandte all ihre Energie darauf, ihr zu helfen.
    Die Königin und die Kursorin griffen beide auf Windwirken zurück, um sich

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