Codex Alera 06: Der erste Fürst
Planung zu erstellen, dann werden wir sehen, ob wir mit den Erdarbeiten schon beginnen können, während wir diese neue Radnabe anlegen.«
»Sehr wohl, Majestät«, sagte Ehren. »Ich möchte übrigens vorschlagen, dass du, wenn du das nächste Mal mittels Wasserwirken zum Reich sprichst, erwähnst, dass die Cives, die sich noch in kroatsch -bedeckten Gebieten aufhalten, weiterhin Spinnen töten sollen, wann immer es ihnen möglich ist. Ich würde sogar vorschlagen, dass du ein Kopfgeld auf sie aussetzt.«
Tavi runzelte die Stirn. »Interessant. Warum?«
»Die Spinnen sind für die rasche Ausbreitung des Kroatsch verantwortlich, Majestät. Das Kroatsch scheint spontan genügend Spinnen hervorzubringen, um es zu nähren, und je mehr von ihnen wir töten, desto mehr muss sich das Kroatsch anstrengen, sie zu ersetzen. Die Spinnen sind relativ schwach und sollten ein angemessenes Übungsfeld für unsere jüngeren Cives darstellen – und für unsere Romanergelehrten, um alle neuen Geräte zu erproben, die sie entwickeln.«
»Du hast schon wieder in Vargs Büchern gelesen«, bemerkte Tavi.
Ehren zuckte mit den Schultern und lächelte schwach.
»Was geht nur mit uns vor, Ehren?«, fragte Tavi gedankenverloren. »Letztes Jahr sind wir mit den Legionen marschiert und haben das Reich gerettet. Jetzt handeln wir Abkommen aus, planen Straßen und setzten Richtlinien um. Was wir jetzt tun, ist eigentlich keine Kriegführung mehr. Wir kehren nur als Pioniere an Orte zurück, an denen wir vorher schon waren.«
Ehren erhob sich und ordnete den Papierstapel in seiner Hand, indem er damit sanft auf den Schreibtisch schlug. »Die interessanten Teile der Geschichte sind vorbei, Majestät. Mögen wir sie nie wieder erleben. Ich bin sehr für eine schöne, lange, langweilige Epoche.«
»Dem stimme ich zu«, sagte Tavi von ganzem Herzen.
Ehren neigte den Kopf. »Oh. Übrigens herzlichen Glückwunsch.«
»Danke«, sagte Tavi lächelnd. »Du besuchst uns doch bald einmal zum Abendessen, hoffe ich?«
»Natürlich, Tavi. Schöne Grüße an Kitai.« Ehren ging so leise und zügig, wie er gekommen war, und Tavi räkelte sich einen Moment lang mit geschlossenen Augen in seinem Sessel. Draußen prasselte und rauschte mit erstem Schnee durchsetzter Graupel gegen die Fenster, obwohl der Herbst erst halb vergangen war. Es schien ein harter Winter auf sie zuzukommen. Tavi hatte einen Großteil seiner Aufmerksamkeit – und seines Geldes – darauf verwandt sicherzustellen, dass das Reich bereit war, eine lange, kalte Jahreszeit durchzustehen.
Eigentlich war es ihm leichter gefallen, als er erwartet hatte. Es war fast so, als würde man eine Legion verwalten, wenn man einmal davon absah, dass es in einer Legion keinen Widerspruch gab. (Wenn Tavi es recht bedachte, machte diese eine Kleinigkeit jedoch einen erstaunlichen Unterschied.) Dennoch galten die gleichen grundlegenden Prinzipien – man musste verlässliche Untergebene einstellen und ihnen ihren Fähigkeiten entsprechend Verantwortung geben, ihnen helfen, wenn sie Hilfe brauchten, und ihnen nicht im Weg stehen, wenn sie keine benötigten. Man musste absolut klarstellen, was man von den Leuten erwartete, die für einen arbeiteten, und darauf achten, dass Belohnungen und Strafen einheitlich und gerecht waren.
Bis jetzt war es in Ordnung, es hätte alles schlimmer sein können, wie er fand.
Es klopfte an seiner Zimmertür, die einen Atemzug später aufschwang. »Majestät?«, fragte die leise Stimme seines Kammerdieners. »Bist du bereit?«
»So bereit, wie ich sein kann.« Tavi stand auf und überprüfte sein Aussehen im Spiegel. Sein Haar war kurz und frisch geschnitten, sein Bart ebenfalls. Die Tunika aus Goldstoff war schwer, und all die Edelsteine sorgten nicht unbedingt dafür, dass sie sich leichter anfühlte. Dennoch wog sie nicht so viel wie eine Rüstung.
Fidelias, der immer noch Valiar Marcus’ Gesicht trug, trat ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
»Majestät«, sagte er, »die Gäste sind alle eingetroffen. Niemand hat versucht, einem anderen die Eingeweide herauszureißen. Zumindest heute noch nicht.«
Tavi warf einen Blick zu ihm hinüber und grinste. »Nun ja. Wir haben ja auch nicht damit gerechnet, dass es leicht werden würde, das Bündnis zu schmieden.«
»Natürlich nicht«, sagte Fidelias und stellte ein Tablett ab, auf dem sich zweifelsohne eine Auswahl kleiner Leckereien befand. Tavi weigerte sich schon seit Wochen, etwas davon zu nehmen,
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