Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
Vögel wie Jevlar hier gebunden, oder nicht?« Er wartete erst gar nicht auf eine Antwort. »Selbstverständlich ist das der Fall. Aber diese Vögel sind nicht als Therons Falken bekannt, oder?«
»Man erinnert sich an dich wegen deines Fluches, Eulenmeister«, sagte Jaryd, und er war selbst verblüfft, sich sprechen zu hören, und das auch noch so dreist. »Und um der Qualen willen, die du den Menschen von Rholde zugefügt hast. Dein Name ist der gefürchtetste in Tobyn-Ser. War das nicht, was du wolltest?«
»Schweig!«, brüllte Theron, und seine Augen blitzten. Wieder fragte sich Jaryd, ob er nun sterben würde. Aber dann begann der Eulenmeister zu lachen, zunächst leise, und dann wurde es immer lauter, bis er den Kopf zurücklegte und laut zum Himmel auflachte. Seine hellen Smaragdaugen allerdings blieben kalt, und keine Heiterkeit zeigte sich darin. »Ja«, sagte der Geist schließlich und lachte nicht mehr, sondern grinste nur noch sardonisch. »Genau das wollte ich.« Sein Grinsen verschwand, und er schaute von Jaryd zu Alayna. »Aber ihr nehmt an, dass ich es leid bin, nur gefürchtet zu werden, dass mir Angst alleine vielleicht nicht mehr genügt. Aus diesem Grund, so glaubt ihr, habe ich die Angriffe verursacht, die euch solche Sorgen machen. Habe ich Recht?«
Jaryd und Alayna sahen einander an. »Aus diesem Grund«, sagte Jaryd, »oder vielleicht, um unsere Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen.«
»Ah, natürlich«, bemerkte Theron sarkastisch. »Weil mir eure Aufmerksamkeit so viel wert ist.«
»Hattest du einen anderen Grund?«, fragte Alayna. »Einen, der uns entgangen sein könnte?«
Theron sah sie lange Zeit schweigend an. Dann wandte er sich wieder Jaryd zu. »Sag mir, Falkenmagier«, fragte er mit leiser, verschwörerischer Stimme, »warum hast du deinen Ceryll in diesem Ast da? Er sieht anders aus als jeder andere Magierstab, den ich je gesehen habe.«
Jaryd starrte das Stück Holz an, in dem der schimmernde blaue Ceryll halb verborgen war. Er hatte nicht viel darüber nachgedacht; dafür war keine Zeit gewesen. Aber als er nun über Therons Frage nachdachte, begriff er plötzlich andere Einzelheiten dieser schrecklichen Nacht. Sartol hatte Jessamyn und Peredur getötet. Warum? Was hatte er vor? Was wollte er? Jessamyn hatte ihn gebeten, Holz für Fackeln zu suchen. Nein!, begriff Jaryd plötzlich. Sie hat uns alle drei wegen des Zudeckens der Vorräte und der Fackeln angesprochen. Sartol hat sich freiwillig für die Fackeln gemeldet!
»Sartol hat den Ceryll in diesen Ast gesteckt!«, sagte er aufgeregt und schaute Theron an. Dann wandte er sich Alayna zu. »Dieser Ast sollte eine Fackel werden, und er hat einen Ceryll hineingeschmuggelt!«
Alayna begann zu nicken, als sie begriff, wohin seine Gedanken führten. »Dann hat er Jessamyn deshalb umgebracht«, sagte sie. »Sie hat ihn erwischt, als er gerade diese Fackel vorbereitete. Deshalb ist der Ceryll auch noch zu sehen: Er hatte keine Gelegenheit, seinen Plan zu vollenden.«
»Aber wo könnte er einen Ceryll herhaben?«, fragte Jaryd. »Haben Magier nicht immer nur einen?«
»Man sollte nur einen haben«, berichtigte Alayna. »Aber Magier erhalten ihre Steine aus der Ceryllhöhle auf Ceryllon. Niemand könnte sie davon abhalten, so viele zu nehmen, wie sie wollen; es ist einfach Ehrensache, nur einen zu nehmen. Zumindest hat Sartol mir das so erklärt«, fügte sie hinzu und verzog angewidert das Gesicht.
»Warum sollte der Verräter einen Stein in den Ast einsetzen?« dröhnte Theron gereizt, und die beiden jungen Leute wandten ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zu.
»Unsere Delegation hatte vor, die Cerylle vor dem Hain zu lassen. Wir glaubten, wenn du keinen Zugang zu einem Ceryll hättest, könntest du uns vielleicht keinen Schaden zufügen. Also muss Sartol gewollt haben, dass du uns tötest.«
»Und warum sollte er das wünschen?«
»Aus verschiedenen Gründen«, erwiderte Alayna. »Nach Jessamyns Tod wird er der wichtigste Kandidat für das Amt des Ordensoberhaupts sein. Er hätte Jessamyn aus dem Weg geräumt und dir die Schuld zugeschrieben.« Sie hielt inne und sah den Eulenmeister lange an; sie fuhr sich mit den Fingern durch ihr langes regennasses Haar und schob es sich aus dem Gesicht. »Darum geht es dir doch, oder?«, fragte sie schließlich. »Dass man dir die Schuld für diese Angriffe zuschreibt, genau wie Sartol nun vorhat, dir die Schuld an unserem Tod zu geben.«
»Und wenn du die Delegation getötet hättest«,
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