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Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Titel: Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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fuhr sie fort, als hätte sie ihn nicht gehört. »Ich verstehe das einfach nicht.«
    Jaryd packte sie an der Schulter. »Alayna, hör mir zu. Wir müssen hier weg. Wir können später versuchen, Sartol zu begreifen, aber jetzt müssen wir erst mal einen Weg hier raus finden.«
    Sie holte tief Luft, dann nickte sie. Jaryd sah sich um und versuchte, sich in der undurchdringlichen Dunkelheit zu orientieren. Sie waren vom Westen her gekommen, und er hatte zwar ihren Weg nicht so genau verfolgt, wie es nötig gewesen wäre, aber er war doch einigermaßen sicher, dass sie in dieselbe Richtung weitergelaufen waren. Er hatte keine Ahnung, wo Sartol sich aufhielt, aber der Eulenmeister war allein und konnte nicht die gesamte Umgebung des Hains überwachen. Wenn sie sich nun nach Süden wandten, würden sie näher am Lager wieder aus dem Wald herauskommen und könnten Schutz bei den anderen suchen. »Ich denke, wir sollten hier entlanggehen«, sagte Jaryd und zeigte in die Richtung, von der er hoffte, dass es Süden war. »Aber wenn du eine andere Idee hast, bin ich gerne bereit, deinen Vorschlag anzunehmen.«
    Alayna schüttelte den Kopf. »Ich bin vollkommen durcheinander. Ich werde dir folgen.«
    Ein plötzliches Flügelflattern bewirkte, dass Alayna schaudernd aufkeuchte und eine Welle kalter Angst Jaryd durchzuckte. Einen Augenblick später, als Ishalla auf seiner Schulter landete, hätte er vor Schreck beinahe aufgeschrien.
    »Ich glaube, das ist das erste Mal, seit ich mich an Ishalla gebunden habe, dass ich sie tatsächlich vergessen hatte«, sagte Jaryd und kraulte seinem Falken das Kinn. »Ich bin sicher, dass sie dir das unter diesen Umständen verzeihen wird«, erwiderte Alayna ein wenig zittrig. »Geht es ihr gut?«
    »Ich glaube schon. Und Fylimar?«
    »Sie ist offenbar in Ordnung.«
    Jaryd griff nach Alaynas Hand. »Gut, dann gehen wir -«
    »Jaryd, sieh doch.« Alaynas Tonfall ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    Noch bevor er sich umdrehte, wusste er, was geschehen war. Er hörte es in ihrer Stimme, er sah es an der Angst, die ihre Züge verzerrte, als sie über seine Schulter hinwegstarrte, ihren Augen weit aufgerissen, die Wangen plötzlich vollkommen farblos. Es schien im Hain heller zu sein als noch einen Augenblick zuvor. Er wusste auch, was das bedeutete. Jaryd drehte sich langsam um und sah, wie ein diffuses smaragdgrünes Licht durch die Bäume auf sie zukam, schimmernd wie Strahlen von Mondlicht auf einem windbewegten See, und es hing wie Regen an den Zweigen und Blättern, so dass es aussah, als leuchteten sie selbst. Hätte er nicht in Therons Hain gestanden, dann hätte Jaryd dieses Licht so schön gefunden wie die bewegten Lichtvorhänge am Herbsthimmel in der Nacht von Leoras Fest. Aber die Lichtnacht war noch mehr als zwei Monate entfernt. Als Jaryd nun voller Staunen und Entsetzen dem näher kommenden Licht entgegenstarrte, erkannte er eine Gestalt in seiner Mitte, die zunächst verschwommen aussah, aber bei jedem Schritt mehr Substanz gewann, bis Jaryd Einzelheiten erkennen konnte. Die Gestalt hatte einen langen Vollbart und dichtes schulterlanges Haar, das grau gewesen wäre, wenn es nicht grünlich geleuchtet hätte. Tiefe Falten durchzogen das Gesicht, aber obwohl es sich um die Gestalt eines alten Mannes handelte, hielt sie sich wie ein viel jüngerer, aufrecht und lebhaft. Auf seiner Schulter, so schimmernd wie er, saß ein großer Falke mit dunklem Kopf und Rücken und Markierungen im Gesicht, die wirkten, als hätte der Vogel einen Schnurrbart. Und in der Hand hielt der Mann einen langen Stab aus Holz, an dessen Spitze sich vielleicht einmal ein Ceryll befunden hatte, aber nun war das Holz gesplittert und verkohlt. »Sollen wir fliehen?«, flüsterte Jaryd, ohne den Blick von der geisterhaften Gestalt abzuwenden.
    »Glaubst du wirklich, wir würden es schaffen?«, flüsterte Alayna zurück.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich auch nicht«, sagte sie, »aber ich bin sicher, wenn wir versuchen zu fliehen, wird er uns töten. Also können wir auch hier bleiben und versuchen, mit ihm zu reden.«
    Jaryd holt tief Luft und nickte.
    Die Erscheinung kam näher, und nun konnte Jaryd die Augen des Mannes sehen. Sie waren hart und hell wie Cerylle und weit entfernt von dem weichen grünen Schimmern, das ihn umgab, und in diesen Augen standen ein Hass und eine Bitterkeit, die schon tausend Jahre tobten. Als sie diese Augen sahen, spürten, wie dieser Unheil verkündende Blick auf sie fiel,

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