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Coe, Jonathan

Coe, Jonathan

Titel: Coe, Jonathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die ungeheurliche Einsamkeit des Maxwell Sim
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anders sollte dieser Mann gewesen sein als der geheimnisvolle
»Roger«, der meinem Vater seit den Siebziger Jahren Postkarten aus Fernost
schickte und anscheinend immer noch nicht damit aufgehört hatte? Der Name des
Besuchers war mir nicht genannt worden - da war ich ganz sicher, aber ebenso
sicher war ich, dass es nur dieser Roger gewesen sein konnte. Folgen Sie weiter der
Autobahn.
    Eine Weile kreisten meine
Gedanken noch um dieses sonderbare Erlebnis, bis es von anderen, scheinbar
willkürlichen Erinnerungen überlagert wurde. Die Kilometer rauschten vorbei,
wir fuhren tiefer nach Schottland hinein, und ich lenkte den Wagen immer noch
in dieser Art Trance, wobei ich wie durch ein Wunder Zusammenstöße mit anderen
Autos vermied. Mindestens zehn Minuten mussten vergangen sein, als ich aus
diesem Zustand erwachte und mir mit einem Schrecken klar wurde, womit meine
Gedanken gerade beschäftigt waren.
    Ich hatte versucht, die
Quadratwurzel von minus eins zu errechnen.
    So ging das nicht weiter.
     
    Wieder so ein einsames
Mittagessen, wieder an einer Autobahnraststätte, wieder ein Panino. Diesmal
Pilze, Schinken und ein grünes Salatblatt.
    Raststätte Abington. Ein
Welcome Break. Ich kann mir nicht helfen, ich mag diese Orte. Ich fühle mich
dort zu Hause. Mir gefielen die dunklen Holzstühle, der Habitat-Look. Neunziger
Jahre. Mir gefielen die beiden riesigen Yucca-Pflanzen, die zwischen den
Tischen standen. Auch die windgepeitschte Terrasse draußen, auf der die
eingeklappten Sonnenschirme in der nassen Brise flatterten. Es gefiel mir, dass
es sich jemand zur Aufgabe gemacht hatte, mitten in einer spektakulären
Landschaft diese Oase urbaner Alltäglichkeit entstehen zu lassen. Mir gefiel
der Ausdruck zufriedengestellter Erwartungen auf den Gesichtern der Menschen,
die ihre mit Pizza oder Fish & Chips beladenen Tabletts vom Tresen des
»Coffee Primo« wegtrugen, voller Zuversicht, gleich etwas ganz Spezielles
wegspachteln zu dürfen. Das waren die Orte, die ich mochte. Hier gehörte ich
hin.
    Trotzdem wollte das Gefühl
eines leisen, aber spürbaren Unbehagens nicht weichen. War es Nervosität vor
dem Wiedersehen mit Alison? Ich konnte immer noch anrufen und ihr absagen,
auch wenn ich viel zu spät losgefahren war, um heute noch die Fähre in Aberdeen
zu bekommen, da hätte ich noch so auf die Tube drücken können. Aber das war
auch nicht der Grund. Etwas anderes beunruhigte mich. Vielleicht war es das
Gewicht all dieser auftauchenden Erinnerungen.
    Nachdem ich fertig gegessen
hatte, fuhr ich meinen Laptop hoch und steckte das kleine Gerät hinein, das
mich mit dem mobilen Breitband-Internet verband. Ich checkte meine E-Mails und
meinen Facebook-Account. Nichts. Als ich den Laptop wieder ausschaltete,
stellte ich fest, dass der Akku fast leer war.
    Mit schlechtem Gewissen, weil
ich sie so gut wie gar nicht benutzt hatte, holte ich die Videokamera hervor
und machte ein paar Aufnahmen von der Raststätte und den umliegenden Bergen.
Maximal dreißig Sekunden insgesamt. Wie schon zuvor, beim Schwenk über den
Wohnblock meines Vaters in Lichfield, hatte ich so eine Ahnung, dass diese
Motive den letzten Schnitt wohl kaum erleben würden.
     
    »Auch in Richtung Norden kommt
es auf der M6 zu Verzögerungen - das Problem ist ein liegengebliebener
Lastwagen zwischen den Anschlussstellen 31 und 31 a, er steht auf der dritten
Spur, die Staus reichen zurück bis zur Anschlussstelle 29. Der
liegen gebliebene Lastwagen auf der Baustelle auf der M1 in
Richtung Norden nach der Anschlussstelle 27 nördlich von Leicester konnte
geborgen werden, aber im weiteren Verlauf der M1 gibt
es nach der Anschlussstelle 11 bei Luton eine Sperrung - der
Verkehr wird über die Standspur geleitet, aber es hat sich ein Stau gebildet -
vielen Dank an Mike und Fiona für die Meldung, dass bis zurück zur
Anschlussstelle 14, das ist Milton Keynes, viele
Autofahrer über die A5 nach Dunstable ausweichen,
was zu einem hohen Verkehrsaufkommen in südlicher Richtung geführt hat. Die M1 war
in Richtung Norden für kurze Zeit gesperrt, um einem Rettungshubschrauber die
Landung zu ermöglichen - er ist inzwischen gelandet und wieder gestartet, und
der Verkehr fließt wieder normal. Ein Fahrzeug hat die M25 zwischen
den Anschlussstellen 18 und 17 blockiert,
gegen den Uhrzeigersinn zwischen Chorleywood und Rickmansworth, die Straße ist
wieder frei, aber es kommt immer noch zu Verzögerungen, ungefähr an der
üblichen Stelle, aber heute scheint es

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