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Coelho,Paul

Coelho,Paul

Titel: Coelho,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schutzengel
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kämpferischen Liebe, Begegnung und Verlust.
    Ja, Paulo würde ganz bestimmt mit
ihr reden wollen.
     
    Z um
Abendessen gingen sie hinunter ins Restaurant des Hotels - obwohl Paulo darauf
drängte, sich in der großen, mitten in die Wüste gepflanzten Stadt umzusehen.
Aber Chris sagte, sie sei müde, sie wolle früh ins Bett gehen und den Komfort
genießen.
    Sie redeten das ganze Abendessen
lang über Belangloses. Paulo war übertrieben freundlich - sie kannte ihren
Mann, wusste, dass er den richtigen Moment abpasste. Also hörte sie allem genau
zu und zeigte Neugier, als er erzählte, dass es in Tucson das größte
Wüstenmuseum der Welt gebe.
    Er freute sich über ihr Interesse.
Begeistert erzählte er, dass man dort gefahrlos lebende Koyoten ,
Schlangen und Skorpione sehen könne und das Museum seriöses Informationsmaterial
bereithalte. Und auch, dass man dort den ganzen Tag verbringen könne.
    Chris sagte, sie habe große Lust,
es zu besuchen. »Dann schau es dir morgen an!«, schlug Paulo vor. »Aber Vahalla hat doch gesagt, wir treffen uns um zwölf.«
    »Du brauchst nicht mitzukommen.«
    »Eine merkwürdige Uhrzeit für ein
Treffen«, entgegnete sie. »Kein Mensch geht um zwölf Uhr mittags lange in der
Wüste herum. Wir haben das auf die schlimmste Weise lernen müssen.«
    Paulo hatte das auch merkwürdig
gefunden. Aber er wollte die Gelegenheit nicht verpassen. Er befürchtete, Vahalla könnte trotz des Rings ihre Meinung ändern.
    Er hatte das Thema gewechselt, und
Chris konnte die Anspannung ihres Mannes spüren. Sie redeten noch eine Weile
über Belangloses, tranken eine ganze Flasche Wein aus und wurden schnell müde.
Paulo schlug vor, gleich aufs Zimmer zu gehen.
    »Ich weiß nicht, ob du morgen
mitkommen solltest«, sagte er beiläufig.
    Sie hatte an diesem Tag bereits
alles erlebt und genossen, was ihr wichtig war - den Ort, Paulos Anspannung,
das Essen. Zu ihrer Freude merkte sie, wie gut sie den Mann an ihrer Seite
kannte. Aber jetzt war es schon spät, es war Zeit, ein klares Wort zu sprechen.
    »Ich komme mit. Auf jeden Fall.«
    Er war verärgert. Er sagte, sie
sei bloß eifersüchtig und würde den Fortgang seiner Suche behindern.
»Eifersüchtig auf wen?«
    »Auf die Walküren. Auf Vahalla .«
    »So ein Unsinn!«
    »Aber das hier ist meine Suche. Ich
bin mit dir hierher gekommen, weil ich dich bei mir haben wollte, aber es gibt
bestimmte Dinge, die ich allein tun muss.«
    »Ich will aber mitkommen«, sagte
sie.
    »Magie hat in deinem Leben doch
nie eine Rolle gespielt. Wieso dann ausgerechnet jetzt?«
    »Weil ich jetzt meine Suche
begonnen habe. Und ich habe dich gebeten, mich nicht auf halbem Wege zu
verlassen«, antwortete sie und beendete damit das Gespräch.
     
    V ollkommene
Stille. Chris ertrug Vahallas Blick nun schon eine
ganze Weile.
    Alle, auch Paulo, trugen
Sonnenbrillen.
    Alle - außer Vahalla und Chris. Chris hatte die Brille abgenommen, damit die Walküre sehen konnte,
dass sie ihr in die Augen blickte.
    Minuten vergingen, und niemand
sagte etwas. Das einzige Wort, das bisher gefallen war, war Paulos »Hallo«
gewesen, als sie am Treffpunkt ankamen. Der Gruß wurde nicht erwidert. Vahalla war auf Chris zugekommen und dicht vor ihr stehen
geblieben.
    Und seither war nichts weiter
passiert.
    >Zwanzig Minuten stehen wir nun
schon so<, schätzte Chris. Die Sonne, die Hitze und die Stille brachten sie
ganz durcheinander.
    Sie versuchte, sich etwas
abzulenken. Sie befanden sich am Fuß eines Berges! Hinter Vahalla war eine riesige, in den Fels gebaute Tür. Chris stellte sich vor, wohin diese
Tür führen könnte, und bemerkte, dass sie schon nicht mehr richtig denken
konnte. Genau so wie an dem Tag, an dem sie vom Salzsee zurückgekommen waren.
    Die anderen Walküren, die nicht
von ihren Pferden abgestiegen waren, bildeten einen Halbkreis um sie herum.
Sie hatten ihre Tücher wie Zigeuner oder Piraten um den Kopf gebunden. Vahalla war die Einzige, deren Kopf unbedeckt war - sie
trug ihr Tuch um den Hals. Ihr schien die Sonne nichts auszumachen.
    Keiner schwitzte, und die Luft war
so trocken, dass jede Flüssigkeit sofort verdunstete, wie Took gesagt hatte. Chris wusste, dass sie schnell dehydrierte.
    Obwohl sie so viel Wasser
getrunken hatte, wie sie konnte, obwohl sie auf die Wüste am Mittag vorbereitet
war. Obwohl sie diesmal nicht nackt war.
    >Aber sie zieht mich mit den
Blicken aus<, dachte sie. >Nicht wie die Männer auf der Straße, sondern
auf die grausame Art, wie Frauen es

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