Coelho,Paul
tun, wenn.. .<
Sie konnte nicht ewig hier stehen
bleiben. Sie wusste nicht, wie lange das alles noch dauern, nur dass sie bald
einen Sonnenstich haben würde. Alle verharrten reglos - und zwar nur
ihretwegen, weil sie unbedingt hatte mitkommen und die Walküren wiedersehen wollen - Götterbotinnen, die die Helden in den
Tod und ins Paradies geleiteten.
Chris hatte eine Dummheit
begangen, doch jetzt war es zu spät. Sie war mitgekommen, weil ihr Engel es
befohlen hatte. Er hatte gesagt, Paulo werde sie an diesem Nachmittag
brauchen.
>Nein es war keine Dummheit.
Der Engel hat darauf bestanden, dass ich mitkomme<, beruhigte sie sich.
Ihr Engel - sie redete mit ihm!
Niemand wusste es - auch Paulo nicht.
Sie fühlte sich schwindlig und
dachte, sie würde sicher gleich ohnmächtig werden. Aber sie würde nicht klein
beigeben - jetzt ging es nicht mehr darum, an der Seite ihres Mannes zu sein
oder dem Engel zu gehorchen. Jetzt ging es um den Stolz einer Frau, die sich
mit einer anderen Frau maß.
»Setz deine Brille wieder auf!«,
sagte Vahalla . »Dieses Licht kann blind machen.«
»Du hast auch keine auf«,
entgegnete Chris. »Und hast keine Angst davor.«
Vahalla machte
ein Zeichen. Und plötzlich schien sich die Sonne zu verzehnfachen. Die Walküren
richteten es so ein, dass die Sonne auf dem Zaumzeug reflektierte, und lenkten
die Strahlen auf Chris' Gesicht. Diese sah einen gleißenden Halbkreis. Sie
kniff die Augen zusammen, hielt aber den Blick weiter auf Vahalla gerichtet.
Sie konnte sie jedoch kaum
erkennen. Vahalla schien zu wachsen, und Chris
spürte, wie ihre Verwirrung wuchs. Sie spürte, wie sie fiel - und in diesem
Augenblick wurde sie von zwei lederbekleideten Armen
aufgefangen.
Paulo sah, wie Vahalla seine Frau stützte. Er dachte, dass er das alles hätte vermeiden können. Dass
er darauf hätte bestehen sollen, dass Chris im Hotel blieb - egal, was sie davon
hielt. Sobald er die Anstecknadel gesehen hatte, wusste er, welcher Tradition
die Walküren angehörten.
Diese hatten seinen Ring ebenfalls
gesehen und wussten, dass er schon viele Prüfungen bestanden hatte und es nicht
leicht war, ihm Angst einzujagen. Aber sie würden alles tun, um jeden, der sich
ihrer Gruppe näherte, auf Herz und Nieren zu prüfen. Wie seine Frau beispielsweise.
Allerdings würden sie letztlich
weder Chris noch sonst jemanden - wirklich niemanden - daran hindern, ihr
Wissen zu erfahren. Sie hatten einen Schwur getan: Alles, was verborgen war,
musste enthüllt werden. Chris wurde gerade auf die erste große Tugend getestet,
die man braucht, um den spirituellen Weg zu gehen: Mut.
»Hilf mir!«, sagte die Walküre.
Paulo trat hinzu und half Vahalla , seine Frau zu stützen. Sie trugen sie zum Wagen
und legten sie auf den Rücksitz.
»Keine Sorge! Sie kommt gleich
wieder zu sich. Sie wird große Kopfschmerzen haben.«
Paulo war nicht besorgt. Er war
stolz.
Vahalla ging zu
ihrem Pferd und holte eine Trinkflasche. Paulo bemerkte, dass sie die
Sonnenbrille aufgesetzt hatte - sie war sicher auch an ihre Grenze gelangt.
Sie goss Wasser über Chris' Stirn,
über die Handgelenke und hinter die Ohren. Chris öffnete die Augen, blinzelte
etwas und setzte sich auf.
»Einen Pakt brechen«, sagte sie,
während sie der Walküre ins Gesicht sah.
»Du bist eine interessante Frau«,
antwortete Vahalla und strich ihr übers Gesicht.
»Aber setz deine Brille auf!«
Vahalla streichelte Chris' Haar. Und obwohl beide Sonnenbrillen trugen, wusste Paulo,
dass sie einander weiter ansahen.
Die drei gingen auf einen Berg zu,
in den eine geheimnisvolle Tür eingelassen war. Dort wandte sich Vahalla an die anderen Walküren.
»Für die Liebe. Für den Sieg. Und
zu Gottes Ruhm.«
Die Worte derer, die die Engel
kennen. Der Satz, den J. benutzt hatte.
Die Pferde, die bis dahin reglos
dagestanden hatten, wurden unruhig. Wie tags zuvor bei der Tankstelle gaben
die anderen Walküren ihren Pferden jetzt die Sporen und ritten dicht
aneinander vorbei, eine Runde nach der anderen, weiter und immer weiter.
Wenige Minuten später waren sie hinter dem Berg verschwunden. Nun wandte sich Vahalla an Paulo und Chris.
»Lasst uns hineingehen!«, sagte
sie.
Da war keine Tür, sondern ein
Gitter. Davor ein Schild:
gefahr
eintritt durch die bundesregierung verboten
zuwiderhandlungen werden strafrechtlich verfolgt.
Es handelte sich um eine
verlassene Goldmine.
»Glaubt das bloß nicht!«, sagte
die Walküre. »Die können das hier
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