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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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mit Sid in einen Badekurort nach Arizona, und während sie weg waren, ließ mich Leila meinem Halbbruder das Fläschchen geben.
    Babys zu füttern ist eigentlich gar nicht so schlimm. Sie schreien ständig, dass du denkst, es zerfetzt dir das Trommelfell. Aber sobald der Schnuller an der Flasche ihren Mund berührt, spürst du, wie ihr gesamter Körper sich entspannt und irgendwie ein Teil von dir wird, wenn sich das Baby in deinen Arm schmiegt. Mein kleiner Bruder hat beim Füttern mit seiner winzigen Hand immer meinen Daumen gepackt und dann total gegurrt und mit mir geflirtet. Er war das süßeste Baby und ich war fast total in ihn verliebt. Man könnte vermutlich sagen, dass ich halb verliebt in ihn war, denn er war ja mein Halbbruder. Aber als Nancy zurückkam, durfte ich ihn nie halten, und bei Sid musste ich mir immer die Hände waschen, bevor ich in die Nähe des Babys durfte. Jetzt ist dieses Baby in der dritten Klasse und spielt nur noch mit Pistolen und Spielzeug, das Explosionsgeräusche macht. Mich mag er aber immer noch am meisten.
    Als ich heute Morgen aufwachte, sah ich auf die Datumsanzeige meiner Schweizer Armeeuhr, und mir wurde plötzlich klar, dass heute der Tag war, den der Arzt als voraussichtlichen Geburtstermin meines Babys festgelegt hatte. Daraufhin rief ich Shrimp an und fragte, können wir einen Ausflug machen. Wenn die Dinge anders gelaufen wären, hätte ich vermutlich ungefähr jetzt ein Kind zur Welt gebracht. Das Baby hätte meine schwarzen Haare und Justins babyblaue Augen gehabt. Vielleicht wäre es ein Mädchen gewesen und ich hätte es mit Seidenschals, Katzenaugensonnenbrille und rotem Lippenstift herausgeputzt und ihm Eskimoküsse gegeben. Anders kann ich mir das Baby nicht vorstellen.

Kapitel 7
    Obwohl Nancy mich für einen Trauerkloß hält, bin ich das gar nicht, müsst ihr wissen. Ich kann loslassen. Ich kann Spaß haben.
    Glaube ich.
    Als wir in Santa Cruz ankamen, aalten Sugar, Ingwerbrötchen und ich uns eine Weile am Strand, tankten etwas Sonne und lauschten dem Meeresrauschen, während Shrimp surfte. Auf einem Pier in der Nähe spielte eine mexikanische Mariachi-Kapelle ein Lied, das wie ein Schlaflied auf einem Akkordeon klang. Ich stand auf und führte Sugar meinen Haremstanz vor, bei dem ich die Hüften leicht kreisen lasse und mit den Händen und Fingern coole Bewegungen mache, wie ich es einmal in einer Dokusendung über Tänzerinnen auf Bali gesehen habe. Während ich tanze, summe ich dazu wie in Trance diesen monotonen Singsang, wie in einer Moschee, auch wenn mein Tanz wahrscheinlich unter Gotteslästerung fallen würde.
    »Gefällt dir mein Tanz?«, fragte ich Sugar.
    »Dein Tanz gefällt mir«, sagte Sugar. »Aber ich halte es für keine besonders gute Idee, dass eine hübsche junge Dame so einen Tanz in einem Stringbikini und einem durchsichtigen Wickelrock an einem Strand aufführt, an dem es von jungen Männern nur so wimmelt. Könnte dich in Schwierigkeiten bringen.«
    Ich wirbelte mehrmals wild den Kopf herum und zog dabei die Haarnadeln heraus, bis mir die langen, schwarzen Haare über den Rücken fielen, während ich im Takt mit dem wunderschönen mexikanischen Schlaflied meinen Haremstanz weiter aufführte. Ich zwinkerte Ingwerbrötchen zu. Sie zwinkerte zurück. Sie liebt meinen Haremstanz.
    »Mach dir keine Sorgen um mich, Sugar«, sagte ich. »Ich hatte schon genug Schwierigkeiten für ein ganzes Leben. Möglich, dass bei mir die Schwierigkeiten ausgegangen sind.«
    »Mädchen, du siehst eindeutig nach Schwierigkeiten aus.«
    »Danke schön, Sugar«, sagte ich.
    Eine Sekunde lang verspürte ich das Verlangen, Sugar vom vorigen Herbst zu erzählen, als ich wirklich in Schwierigkeiten gesteckt hatte. Das habe ich noch nicht mal Shrimp erzählt. Die Einzigen, die es wissen, sind Justin und mein richtiger Dad, und das auch nur, weil ich kein dinero hatte, um mich um mein kleines problemo zu kümmern. Justin versprach immer wieder, das Geld aufzutreiben, die Tage verstrichen, und ich kotzte immer mehr, aber von Justin kam kein Geld. Eines Tages fielen mir bald keine Ausreden für den Sportunterricht mehr ein, und als ich im Sanitätszimmer saß und die Krankenschwester gerade rausgegangen war, rief ich die Auskunft in Manhattan an, die mir die Telefonnummer der Firma von Echt-Dad Frank gab. Ich verlangte in der Firmenzentrale nach ihm, aber man leitete mich zu seiner Sekretärin weiter. Sie hatte diesen breiten, nasalen New Yorker Akzent. Ich sagte,

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