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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Situation. So, ich gehe jetzt runter und seh‘ mich dort unten um. Binden Sie dem Captain die Hände auf dem Rücken, bevor Sie ihm die Fußfesseln durchtrennen!“ Nochmals musterte er den Kapitän mit deutlichem Misstrauen. „Captain, sollten Sie da unten Mist bauen, werde ich Sie erschießen!“ Ehe der Captain etwas erwidern konnte, hatte Fortman kehrtgemacht, war, dem bockenden Schiff und dem miserablen Licht zum Trotz, in mächtigen Sätzen die Treppe hinuntergehastet und im Nu aus dem diffus erleuchteten Blickfeld verschwunden.
    Den Abgang ins Unterdeck musste Fortman sich, die Hände stets an den Wänden, in dem ungestüm stampfenden Schiff jedoch Stufe um Stufe ertasten. Er bereute, Pohl das Nachtsichtgerät gegeben zu haben. Wie sollte er den Maschinisten in dieser Finsternis wirkungsvoll angreifen können? Vermutlich besaß der Schöllers Nachtsichtgerät, möglicherweise jetzt sogar beide, sollte er Pohl überlistet haben. Alles sprach dafür. Wo, zum Teufel, befand sich der Professor? Hätte er diesem nur nicht diese Aufgabe anvertraut! Ein weiterer vorsichtiger Schritt. Er ertastete, wie beiderseits des Abgangs die Wand zurücksprang, rief sich den Grundriss des mittschiffigen Unterdecks in Erinnerung. Zwei Stufen noch, dann müsste er den Dielenboden erreicht haben. Er würde sich dann nach links orientieren, hin zur Kabine des Kapitäns, möglichst weit von der Kabine der Mädchen entfernt würde er sich von dort zu den beiden backbordseitigen Kabinen vortasten. Aus den dortigen Kabinen heraus konnte er einen Angriff wagen, ohne sogleich erkannt zu werden.
    Fortman erschrak zu Tode, als er plötzlich eine Hand auf seinem rechten Unterarm spürte. Der Maschinist? Er unterdrückte intuitiv jegliche Abwehrbewegung. Er selbst sah die Hand vor Augen nicht, also musste der Unsichtbare in der Finsternis sehen können! Wie sonst hätte er seine Hand bei solch spontanen Schiffsbewegungen zielsicher auf seinen Arm legen können? Fortman verharrte wie versteinert, hielt ungewollt die Luft an. In seinem Hirn arbeitete es fieberhaft. Hatte er eine Chance?
    „Fortman? Ganz ruhig! Ich bin’s, Pohl!“ Das Flüstern kam ganz aus der Nähe.
    Fortman brauchte einen Augenblick, die Situation zu begreifen.
    „Professor! Wo haben Sie gesteckt? Haben Sie die Nachtsichtbrille?“ Auch Fortman hatte die Stimme gesenkt. Die Kabine der Zwillinge befand sich in unmittelbarer Nähe!
    „Wie sollte ich Sie sonst sehen können? Gut, dass Sie gekommen sind. Wir müssen die Kinder …“
    „Gar nichts müssen wir! Kommen Sie sofort mit zum Wheelhouse! Dort erklär‘ ich Ihnen alles. Wir haben nur noch zwei, drei Minuten, wollen wir Ihre Kinder nicht in Gefahr bringen. Los! Gehen Sie vor!“
    Fortman drückte sich an die Wand des Treppenabgangs, spürte, wie Pohl sich an ihm vorbeischlängelte. Sekunden später traten sie ins Wheelhouse. Schöller blickte verwundert auf. Er hatte dem halbnackten Captain gerade die Fußfesseln durchtrennt, war im Begriff, ihm die Hose vom Leib zu zerren. Überrascht stoppte er die Aktion. „Mensch, Professor! Wo waren Sie?“
    „Später, Schöller. Wir müssen runter!“ Fortman blickte Pohl an. „Ihre Kinder sind in der Gewalt des Maschinisten. Er will, dass Sie zu dritt in Unterhosen vor der Kabine der Kinder auf dem Bauch am Boden liegen. Hellenkämper bleibt am Ruder. Also liegen Sie dort neben Schöller und dem Captain. Ziehen Sie sich die Klamotten aus und dann nichts wie runter!“ Er hielt Pohl die Hand entgegen. „Geben Sie mir Ihre Nachtsichtbrille! Ich brauche sie dort unten dringender als Sie.“
    Pohl war sichtlich schockiert. So nah war er eben dem Ziel und nun diese Wendung! Er zerrte sich die Kopfhalterung vom Schädel, hielt Fortman stumm die Brille hin. Ohne erkennbare Regung folgte sein Blick dem Amerikaner, der sich in Windeseile die Brille über die Stirn gezogen hatte, nun die Treppe hinunterstürmte.
    „Ziehen Sie sich aus, Professor! Wir haben höchstens noch eine Minute!“ Schöller stand hinter dem Captain, beide in Unterhosen leibhaftiger Ausdruck der Wehrlosigkeit. Pohl schien den Sinn nicht zu begreifen, war zu verzweifelt, einen klaren Gedanken fassen zu können.
    „Was soll der Scheiß?“
    „Er will sichergehen, dass wir unbewaffnet sind. Vermutlich wird er uns aneinander fesseln. Nun machen Sie schon!“
     
    Inzwischen hatte Fortman das Unterdeck betreten. Er wandte sich nach rechts. Vor der Kabine der Mädchen verhielt er kurz, lauschte. Nichts schien

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