Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
Vom Netzwerk:
haben Besseres zu bieten.“ Er blickte Heintges provozierend an.
    „Hab‘ ich nicht, Kaleu. Das wissen Sie. Entschuldigen Sie meine Bemerkung! Die Aktion geht mir inzwischen mächtig ans Gemüt.“
    „Nicht nur Ihnen, Herr Heintges. Abgesehen davon, dass die Henrietta nun 60 Seemeilen entfernt ist, sind wir seit ihrem überstürzten Verlassen des Hafens keinen Schritt vorangekommen. Ich hab‘ das ungute Gefühl, dass wir mächtig verarscht werden.“
     
    Kaum merklich öffnete sich Zentimeter um Zentimeter die gegenüberliegende Kabinentür, ganz langsam nur und derart gleichmäßig, als würde sie von einer verborgenen Hydraulik betätigt. Was Fortman zu sehen bekam, verschlug ihm den Atem! Im Türrahmen stand dieser Widerling, Deckung suchend duckte er sich hinter eines der Mädchen, die Nachtsichtbrille, einem vorsintflutlichen Insekt ähnelnd, starr auf die am Boden Liegenden gerichtet. Doch es war nicht das furchterregende Aussehen des Brillebewehrten, es war vielmehr das verkabelte Päckchen vor der Brust des Kindes. ‚Sprengstoff!‘ durchzuckte es Fortman.
    Ohne sich umzublicken hob der Kerl die Rechte. Erst jetzt erkannte Fortman in ihr die Uzi, zu sehr hatte ihn das Sprengstoffpaket gefangen genommen. „Jetzt du! Komm nach vorn!“
    Das zweite Mädchen erschien in der Tür. Fortman erkannte auf Anhieb, dass die beiden Zwillinge waren. Sie ähnelten sich wie ein Ei dem anderen, doch fatalerweise galt dies auch für die Päckchen vor ihrer Brust! Fortman schätzte das Gewicht der Sprengladungen, er kannte die Geometrie und Abmessungen aus seiner Militärzeit: 200 Gramm TNT trug jedes Kind mit sich, genug, die Henrietta in Stücke zu reißen! Dieser Typ war wahnsinnig! Plötzlich durchdrang seine unnatürlich schrille Stimme das auf und abschwellende Grundrauschen des Unwetters.
    „Wenn ihr aufblickt, seht ihr niedliche TNT-Pakete unter den Tittchen der beiden Gören, in meiner Linken den dazugehörenden Funkauslöser. Solange ich dessen Taste niedergedrückt halte, passiert nichts. Sollte ich die Taste – ob freiwillig oder ungewollt – freigeben, fliegt die Yacht in die Luft. Von uns wird man kaum noch etwas finden, von den Mädchen schon gar nicht. Überlegt euch also, was ihr tut! Ich werde euch jetzt fesseln und stecke zu diesem Zeck den Auslöser in meinen Mund. Lässt der Druck meiner Zähne nach – bumm! Kapiert? Köpfe runter, Gesichter zum Boden!“    
    Er legte die Uzi mit provozierender Selbstverständlichkeit auf Pohls Schultern ab, schob mit gespitzten Fingern den Auslöser zwischen die Zähne und zog aus einer der Beintaschen eine Rolle Panzertape hervor. Die Mädchen standen erstarrt, den Ausdruck schierer Angst in ihren blassen Gesichtern. Auch ihnen hatte der Ganove die Hände auf dem Rücken gebunden, Fortman bemerkte es erst jetzt. Wie mochte es bei ihrem Anblick Pohl ergehen? Mühselig bändigte Fortman die rasende Wut, dann konzentrierte er sich wieder auf sein Opfer.
    Opfer? Wie, zum Teufel, sollte er es bewerkstelligen, dieses verdammte Dreckschwein aus dem Weg zu räumen, ohne die Mädchen, das Schiff und damit sie alle zu gefährden? Dieses Monstrum hatte sie in der Hand! Das galt selbst für Hellenkämper, der dort oben am Ruderstand noch nicht einmal ahnte, was sich in diesem Moment im Unterschiff ereignete! Und die Männer, auf die er im Kampf hätte vertrauen können, lagen gefesselt auf dem Boden! In wenigen Minuten würden sie ein einziges unbewegliches Paket aus aneinandergehefteten Menschenleibern bilden! Fortman spürte die Ohnmacht wie physischen Schmerz. Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg aus der sich abzeichnenden Situation, doch er erkannte die Aussichtslosigkeit. Dieser Verbrecher drohte mit der Ermordung der Mädchen, der Sprengung des Schiffs, und er hatte nichts, absolut nichts, das er dem entgegensetzen könnte! Er war, wie die anderen, der Willkür dieses Irren auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    Fassungslos beobachtete Fortman die Unbekümmertheit, mit der der Maschinist zu Werke ging, seiner Sache augenscheinlich vollkommen sicher. Die Mädchen waren sein Faustpfand, er wusste um dessen Wirksamkeit. Schon bald hatte er das armselige Häuflein Halbnackter mit zahllosen Lagen Panzertape derartig miteinander verschnürt, dass es sich aus eigener Kraft niemals befreien könnte. Einen Augenblick betrachtete er wohlgefällig sein Werk, war von dessen Perfektion offensichtlich überzeugt. Er trat Pohl mit Macht gegen den Oberschenkel, als wollte

Weitere Kostenlose Bücher