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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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doch schon glitt er rücklings das Instrumentenpult hinunter, kippte auf halbem Wege mit dem Oberkörper zur Seite, bis schließlich die linke Gesichtshälfte, ohne die geringste Abwehrreaktion, auf dem Boden aufschlug. Ein Zucken noch, der Maschinist rührte sich nicht mehr.
    „Das wurde auch Zeit!“ Hellenkämper! Fortman sah ihn einen Moment entgeistert an. Dann besann er sich des Satellitentelefons, hob es ans Ohr.
    „Hallo!“
    Die Leitung war tot. „Shit! Die werden das mitbekommen haben!“ Er blickte sich um. Pohl war mit den Mädchen verschwunden. Das wäre aufgrund des unerwartet raschen Erfolgs zwar nicht nötig gewesen, doch immerhin hatte der Professor sich diesmal an die Anweisung gehalten.
    „Wieso Shit?“
    Hellenkämper blickte über die Schulter hinweg Fortman neugierig an. Der rang erkennbar um Fassung. Diesen Hellenkämper schien offensichtlich nichts aufregen zu können. ‚Steht unbeirrt am Ruder, selbst wenn rundum die Welt aus den Fugen gerät. Unglaublich!‘ Fortman rang sich ein gequältes Grinsen ab, als sei Hellenkämpers Frage nichts als ein dürftiger Ulk. „Sag‘ ich Ihnen, sobald Schöller eingetroffen ist.“
    „Was ist mit Schöller?“
    „Er versorgt die Frau. Sie ist verletzt.“
    „Aha.“
    Hellenkämper konzentrierte sich wieder auf das Schiff. Fortman glaubte sich im verkehrten Film. Werde einer aus diesem Mann schlau! „Wir müssen den Maschinisten fesseln! Haben wir Kabelbinder oder Panzertape hier oben?“
    Hellenkämper zuckte die Schultern. „Ich glaube nicht. Die Kabelbinder hatte Schöller. Und Panzertape hab‘ ich hier oben nicht gesehen. Ich hab‘ allerdings nicht danach gesucht. Die Gesellen da unten …“ – er nickte in Richtung der gefesselten Freiwache, ohne den Blick von der anrennenden See zu nehmen – „… sind ja bestens verschnürt.“
    Fortman nickte, musterte den Maschinisten. „Der Mistkerl ist zwar ziemlich hin, aber sicher ist sicher. Warten wir, bis Schöller auftaucht. Ich will Sie mit dem nicht allein lassen.“
    „Das ist nett. Ich hab‘ mit dem Dampfer nämlich alle Hände voll zu tun.“
    „Aber das Wetter ist besser geworden. Der Sturm scheint nachgelassen zu haben.“
    „Der Sturm schon, doch nicht der Seegang. Wir schippern in flachem Wasser. Das macht die Sache noch ungemütlicher. … Wo ist der Professor? Und die Mädchen? Wo sind die?“
    „In der Eignerkabine.“
    „Aha.“
    Fortman sah Hellenkämper skeptisch an. Schon wieder dieses ‚Aha‘. Waren die Ereignisse doch nicht spurlos an dem Mann vorübergegangen? Stand er möglicherweise unter Schock? Bevor Fortman den Gedanken zu Ende spinnen konnte, fuhr er herum. Jemand stieg die Treppe hoch, offensichtlich nicht bemüht, dies geräuschlos zu tun! Eine Gestalt trat ins Wheelhouse, scheinbar gänzlich unbekümmert, als sei es selbstverständlich, dass im Wheelhouse keine Gefahr mehr drohte . Es war Schöller. Der Hauptkommissar nickte ihm kurz zu, dann musterte er den leblosen Körper am Boden, sah das Blut im kurzgeschorenen Kraushaar. „Ist er tot?“ Seine Stimme wirkte unnatürlich, irgendwie entrückt.
    „Ich denke nicht.“ Fortman beugte sich zu dem Leblosen hinunter, legte die Finger an dessen Halsschlagader. „Er lebt. Das ist auch erforderlich; das Miststück wird noch gebraucht. Wir müssen ihn fesseln. Haben Sie noch Kabelbinder?“
    „Jede Menge.“
    Im Handumdrehen war der Maschinist an Händen und Füssen gefesselt. Schöller erhob sich schnaufend, ließ den Blick über die Gefesselten gleiten. „Wird allmählich eng hier oben.“ Er sah Fortman plötzlich besorgt an. „Sind die Mädchen okay?“
    „Soweit ich das beurteilen kann, ja. Erstaunlich, wenn man bedenkt, was die durchgemacht haben. Sie sind mit dem Professor in der Eignerkabine. Wir sollten sie dort eine Weile ungestört lassen; ich glaub', das ist nach ihrer seelischen Tortur angebracht. Was ist mit der Frau?“
    Schöller blieb stumm, einzig das hektische Auf und Ab des Adamsapfels verriet seine Erregung. Schließlich brach es aus ihm heraus: „Sie ist tot. Ich hab‘s vermasselt.“
    „Mann, Schöller! Sagen Sie nicht so was! Sie haben Ihr Bestes gegeben! Sie lag ja schon im Sterben, als ich sie fand …“
    Schöller schien den Appell nicht zu hören. „Sie war jung, hat noch mit mir geredet. Ich gab ihr zu trinken. Plötzlich lief ihr das Wasser aus den Mundwinkeln. Ich dachte, sie hätte sich verschluckt! Tatsächlich war sie schon tot! Einfach so. Kein Klagen, kein

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