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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Stöhnen. Ich hatte es gar nicht bemerkt …“
    Fortman war während der letzten Worte an Schöller herangetreten, hatte ihn bei den Schultern ergriffen. Beinahe hätte das tanzende Schiff sie zu Fall gebracht. „Sie müssen sich keine Vorwürfe machen! Sonst müsste ich dies ebenfalls …“
    „Hat sie mit Ihnen gesprochen?“
    Fortman stutzte, schien einen Moment zu überlegen, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, hat sie nicht. Ich sagte doch, sie war schon so gut wie tot …“
    „So gut wie tot …“ Schöller schüttelte verächtlich den Kopf. „Tolle Formulierung!“ Plötzlich starrte er Fortman tief in die Augen. Das bläuliche Licht kaschierte jegliche Regung, schien der Thematik, als sei dies Teil einer übergeordneten Choreographie, auf unheimliche Weise angepasst. „Fortman, es ist etwas anderes, wenn eine so gut wie Tote unmittelbar vor ihrem Ableben mit Ihnen spricht, ganz ruhig, gänzlich unaufgeregt! Glauben Sie mir das! Damit muss ich erst einmal fertig werden! Ich, ganz allein. Niemand kann mir dabei helfen. Und jetzt möchte ich darum bitten, das Thema zu wechseln.“
    Fortman war erleichtert, dass Schöller ihm den Ausweg aus dieser vertrackten Diskussion wies. „Ich hab‘ Sie verstanden, Mister Schöller. Nutzen wir die Zeit, solange der Professor nicht hier ist! Besprechen wir die nächsten Schritte!“
    Schöller sah ihn erstaunt an. „Die nächsten Schritte? Was soll denn jetzt noch passieren? Wir kontrollieren das Schiff, die Mädchen sind befreit!“
    Fortman hob erstaunt die Brauen. „Reicht ihnen das?“
    Schöller schien verwirrt. „Versteh‘ ich nicht.“
    „Ja, wollen Sie denn die Drahtzieher nicht dingfest machen?“
    „Natürlich will ich das! Aber sollten wir nicht zunächst mal die Kinder und den Leichnam an Land bringen?“
    Nun war Fortman offensichtlich der Verwirrte. „Und dann? Mensch, Schöller! Dann ist die Baltic Vis längst auf und davon! Nichts werden wir denen nachweisen können, für alles werden die eine plausible Erklärung haben. Das wissen Sie doch aus eigener Erfahrung!“
    „Was haben Sie vor?“
    „Wir machen das Spiel mit! Ich meine die Übergabe!“ Er hielt Schöller das Satellitentelefon des Maschinisten entgegen. „Er telefonierte, als ich ihn aus dem Verkehr zog.  Ich hoffe, dass der plötzliche Abbruch des Gesprächs am anderen Ende keine Aktion auslöste …“ Er blickte zu Hellenkämper hinüber. „Das meinte ich vorhin mit ‚Shit‘, Mister Hellenkämper. Wenn die was gemerkt haben, werden sie die Baltic Vis warnen. Dann funktioniert mein Plan nicht.“
    Hellenkämper sah ihn kurz über die Schulter an. „War mir schon klar.“ Dann starrte er wieder nach vorn. Fortman schaute irritiert. Wenn Hellenkämper das klar war, warum hatte er ihn dann gefragt?
    „Sie haben einen Plan?“
    Fortmans Kopf schoss herum. Schöller musterte ihn skeptisch. Hellenkämper und Schöller – dieses Gespann war eine einzige Herausforderung! „Einen Plan? Natürlich habe ich einen Plan. Ich sagte es doch!“
    „Dann erzählen Sie uns den doch ‘mal!“
    Wollten die ihn verarschen? „Meine Herren, genau das beabsichtigte ich zu tun!“ Doch dann erkannte er die Trauer in Schöllers Blick. Der Mann haderte noch immer mit dem gerade Erlebten. Kein Zweifel, Schöller stand unter Schock. Wie viel Tote, auch schrecklich zugerichtete, mochte er berufsbedingt schon gesehen haben? Beinahe unverständlich, dass ausgerechnet der Tod einer Kindesentführerin ihm so nahe ging!
    „Legen Sie schon los!“
    Fortman erschrak bei Schöllers zweiter Aufforderung. Es war nicht die Sprödheit der Formulierung, die ihn zusammenfahren ließ, es war vielmehr die eigene Geistesabwesenheit, die ihn innerhalb eines Augenblicks vergessen ließ, was er eben noch zu tun beabsichtigte. Das hatte er noch nie an sich beobachtet. Diese Entführung schien sie alle mächtig zu schlauchen. Er beäugte – noch immer argwöhnisch – Schöller einen kurzen Moment, dann blickte er hinüber zu Hellenkämper, doch dessen Aufmerksamkeit schien allein der tobenden See zu gelten. Ein seltsames Gespann, doch was half es – sie mussten gemeinsam die Sache zu Ende bringen. „Okay, ich versuche es kurz zu machen. Was wollen wir, was wissen wir, was haben wir? Wir wollen die Drahtzieher der Kindesentführung, das dahinter stehende pädophile Netzwerk enttarnen und der Bestrafung zuführen. Wir wissen, dass die Übergabe der entführten Zwillinge im östlichen Küstengewässer Bornholms

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