Coins - Die Spur des Zorns
geplant ist. Wir haben die Henrietta, die uns, ohne Verdacht auszulösen, zum Übergabeort führt, ferner den Maschinisten, der entsprechend unseren Anweisungen die Kommunikation mit der Baltic Vis bewerkstelligen wird, last but not least haben wir die Zwillinge …“
„Sie können doch nicht in dieser stürmischen See die Zwillinge der Gefahr eines Schiffswechsels aussetzen, das ausgerechnet auf das Schiff dieser Pädophilenmafia!“ Schöller schien außer sich.
„Das will ich doch gar nicht! Aber wir können sie ihnen zeigen, sollte der Professor zustimmen …“
„Wie das denn?“
„Indem wir sie während des Boardings auf der Flybridge – ich sage es ganz bewusst so – ‚zur Schau stellen‘. Man soll die Mädchen dort oben sehen können, damit man glaubt, alles habe seine Richtigkeit. Wir müssen die Typen in Sicherheit wiegen!“
„Warten wir ab, wie der Professor das sieht! Sie sagten ‚Boarding‘. Was habe ich darunter zu verstehen?“
„Es ist davon auszugehen, dass sich an Bord der Baltic Vis Personen aufhalten, die uns näher an die Drahtzieher heranführen. Also wäre es sinnvoll, an Bord der Baltic Vis zu gehen …“
„Das ist mir schon klar. Ich meine, wer geht an Bord der Baltic Vis? Haben Sie an Heli-Boarding gedacht? Marine, Küstenwache, GSG 9?“
„Erst später, nicht in der ersten Phase. Wir beide werden an Bord der Baltic Vis gehen! Ich hoffe doch sehr, Sie machen mit!“
„Wir beide?“ Schöller sah den Amerikaner fassungslos an. „Wir sollen zu zweit einen 3.000-Tonnen-Dampfer unter unsere Kontrolle bringen?“ Ratlos blickte er zu Hellenkämper hinüber. „Wie viel Mann Besatzung sind auf so ‘nem Pott?“
Hellenkämper hob die Schultern. „Ich war bei der Marine, hab‘ mit Kümos nie zu tun gehabt, kenn‘ deren Vorschriften nicht. Hängt sicherlich davon ab, was der Kahn transportiert, wohin die Reise geht und wie alt er ist, besser gesagt, wie er ausgerüstet ist. Hat er Ladegeschirr oder braucht er das nicht? Transportiert er Öl, Container oder Stückgut? Rechnen Sie mal – abgesehen vom Kapitän und Ersten Offizier – mit zehn, zwölf Mann. Das ist eine Schätzung aus dem Bauch heraus, ohne jede Verbindlichkeit.“
Schöller fixierte den Amerikaner. „Haben Sie das gehört? Zwölf Mann! Plus Kapitän! Plus Erster Offizier! Mann! Wir sind zu zweit!“
„Selbst, wenn es sechzehn wären – ein Teil der Crew dürfte um diese Zeit in den Kojen liegen. Die arbeiten in mehreren Schichten. Und noch was, Mister Schöller: Die kennen uns nicht! Die rechnen nicht damit, dass wir bewaffnet sind. Wir müssen lediglich unter einem Vorwand auf die Brücke der Baltic Vis gelangen, das wäre bereits die halbe Miete! Dort sollten wir in der Lage sein, das Kommando zu übernehmen und uns solange zur Wehr zu setzen, bis der Helikopter kommt. Das wäre dann Phase zwei …“
„Helikopter? Wo kommt der denn plötzlich her?“
„Das wollte ich Sie fragen. Sie haben Ihre Basis im Sassnitzer Hafen in einem Unimog der Marine. Dort gingen zwei Offiziere ein und aus, einer der Deutschen Marine, der andere wahrscheinlich Angehöriger der Küstenwache. Es sollte doch möglich sein, denen den Sachverhalt zu verdeutlichen und ein Heli-Boarding anzufordern …“
„Wenn ich mich hier mal einschalten darf …“ Hellenkämper achtete offensichtlich nicht nur auf die Tücken des ufernahen Seegebiets. „Grundsätzlich ist das machbar. Das wurde von uns in Sassnitz schon durchgespielt. Das Problem besteht darin, dass dies eine konspirative Aktion ist, wir insofern einen konkreten Anlass herbeiführen müssen, der den Einsatz des Boarding-Kommandos ermöglicht, ohne uns zu outen. Das setzt voraus, dass Sie sich tatsächlich an Bord der Baltic Vis befinden und von dort einen Notruf absetzen. Wir hatten diskutiert, die Führungslosigkeit des Schiffes zu melden …“
„Wie wollen Sie das begründen?“ Fortmans Frage war nicht Ausdruck des Zweifels, sondern lebhaften Interesses: Die Führungslosigkeit des Schiffes – das wäre genau das richtige Argument!
„Zum Beispiel mit einer Lebensmittelvergiftung. Irgend so was in der Art. Beide Patentinhaber sind jedenfalls handlungsunfähig …“
„Und die Henrietta? Wie begründen wir deren Anwesenheit?“
„Sie ist der Baltic Vis zu Hilfe geeilt, um Schiffbrüchige aufnehmen zu können, sollte die führerlose Baltic Vis im Küstengewässer auf Grund laufen. Keine Sorge! Irgendeine Erklärung kriegen wir schon hin. Immerhin
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