Coins - Die Spur des Zorns
Sie hatten sich in eine Ecke des Hotelrestaurants zurückgezogen, um bis zu Pohls Eintreffen ungestört in den Dateien des erbeuteten Laptops und der beiden Handys stöbern zu können. Die Laptop-Aktion währte nur wenige Minuten, bis sie resigniert die Suche nach einem möglichen Passwort aufgaben. Ihre Hoffnungen konzentrierten sich nun auf das Handy des Inders, doch auch dieses war passwortgeschützt. Sollten sich die KTU-Spezialisten darum kümmern! Blieb das Smartphone des Kasachen. Bingo! Es ließ sich ohne Passwort aktivieren!
Einer inneren Eingebung folgend öffnete Schöller als erstes die Foto-Datei. Er wusste nicht, was ihn letztendlich dazu veranlasst hatte. Vielleicht suchte er nach Kinderfotos. Doch schon das erste Bild bot eine völlig unerwartete Überraschung. Schöller klappte die Kinnlade herunter. Er starrte sekundenlang auf das Display, schüttelte ungläubig den Kopf. Steiner beobachtete es mit wachsender Neugier. „Was ist los, Hauptkommissar? Etwas Wichtiges?“
Schöller hielt dem Kapitänleutnant das Smartphone hin. Der blickte verblüfft auf das Foto. „Das sind ja Sie!“ Er sah Schöller ratlos an.
„Stimmt auffallend.“ Er wechselte auf das nächste Foto. „Und den hier kennen Sie auch!“
„Das ist der Professor! Sind da etwa noch mehr Porträtfotos drauf? Mir kommt da eine unangenehme Vermutung …“
„Ihre Vermutung trügt Sie vermutlich nicht.“ Erneut starrte Schöller verblüfft auf das Display. „Jetzt wird der Hund in der Pfanne verrückt! Sehen Sie sich das an!“
Steiners Augen weiteten sich. Das gab es doch nicht! „Mensch, Peter! Komm mal her! Das musst du dir angucken!“
Hellenkämper trennte sich widerwillig von dem Ostsee-Panorama. „Mir ist nicht nach Kasachen-Pornos …“
„Von wegen! Du wirst Augen machen!“
Steiner hielt ihm das Display entgegen. Hellenkämper ergriff das Smartphone, stutzte. „Moment! Das ist doch …“ Er sprach den Satz nicht zu Ende, zu groß war die Überraschung. Was hatte das zu bedeuten? „Das ist doch …“ Sein ungläubiger Blick sprang von einem zum anderen.
„Ganz richtig! Das ist der Maschinist!“ Steiner blickte Schöller ratlos an. „Vermuten Sie dasselbe, wie ich?“
„Eine Abschussliste?“ Sie sahen sich eine Weile an. Dann begann Schöller zu nicken. „Sieht ganz so aus.“
„Machen Sie weiter! Vielleicht kommen wir dahinter.“
Schöller rief das nächste Foto ab, nickte, nun nicht mehr überrascht, eher bestätigend, als habe er nichts anderes erwartet. „Den Typen hier kenne ich ebenfalls. Hieß Boris Kustow, gehörte zur Mörderbande, die – davon bin ich überzeugt – Pohls Frau auf dem Gewissen hat. Er hat inzwischen das Zeitliche gesegnet.“
Erneutes ‚Blättern‘. „Ach nee – schau‘ mal einer an! Das Babylon! Also doch!“ Schöller bemerkte Steiners und Hellenkämpers ratlose Blicke. „Ist ‘ne längere Geschichte. Der Typ hier ist, wenn mich nicht alles täuscht, Jonas Friedmann; eine undurchsichtige Figur, kommt aus Riga, ist stellvertretender Geschäftsführer des Babylon.“
„Babylon?“
„Ist ein obskurer Laden im Ruhrgebiet, ‘ne Riesendisco mit jeder Menge Brimbamborium drum herum, vor allem suspekten Castingshows für Minderjährige und Jugendliche so bis vierzehn, höchstens sechzehn. Nach meiner Überzeugung ist der Laden die europäische Schaltzentrale, zugleich das Bieterforum des Pädophilennetzwerks, hinter dem ich her bin.“
Steiner und Hellenkämper nickten geflissentlich. Nun wussten sie, was sich hinter der Bezeichnung Babylon verbarg. Das war aber auch alles, doch sie wollten Schöllers plötzliche Umtriebigkeit nicht stören. Der rief bereits das nächste Bild ab. „Das gibt’s doch gar nicht! Wie kommt denn diese Pfeife in die Sammlung?“
Steiner beugte sich neugierig zu ihm hinüber. „Wer ist das?“
„Der Knabe heißt Schottky. Er ist Kommissar, gehört zu meiner Truppe.“
„Und warum wundert Sie das, dass er Teil der Sammlung ist?“
„Der ist harmlos, unfähig, kein lohnenswertes Ziel …“
„Sie sind also meiner Meinung?“
„Sie meinen, dass das eine Todesliste ist?“
Steiner nickte stumm.
„Ich teile Ihre Meinung, Kaleu. Der Kasache war ein bestellter Killer. Vermutlich mordete er im Auftrag des Käufers …“
„Des Käufers?“ Steiner sah Schöller verblüfft an.
„Na klar! Da suchen sich im Internet in sozialen Netzwerken ultrareiche Pädophile die Objekte ihrer Begierde aus und bestellen diese bei
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