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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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nicht mehr vermitteln. Mit einem Male fühlte er sich erbärmlich. Dieser verdammte Vortrag in Kopenhagen! Musste er ihn noch dranhängen? Nur aus Eitelkeit! Wieder begannen Selbstvorwürfe an seiner gerade zurückgewonnenen Daseinsfreude zu nagen.
    „Ist Ihnen nicht wohl, Professor?“ Steiner sah ihn besorgt an.
    „Nein, ist alles in Ordnung. Wo steht der Wagen?“
    „In der nächsten Wendebucht der Mole.“
    Steiner wies die Richtung. In diesem Moment drängte sich Schöller zwischen sie. Mit seiner Laune schien es nicht zum Besten. Steiner bemerkte es auf Anhieb. „Was ist los, Herr Schöller? Ist Ihnen eine Laus über die Leber gekrochen?“
    „Eine Laus? Ein Elefant! Die Sesselpuper aus Schwerin machen Schwierigkeiten. Sie wollen wissen, was ein Düsseldorfer Kripobeamter in Meck-Pomm zu suchen hat. Auch Düsseldorf stelle sich diese Frage. Ich sag’s Ihnen: Das Sperrfeuer kommt aus Düsseldorf. Da fühlen sich einige Herren mächtig auf den Schlips getreten!“ Es sah Pohl mit dem Ausdruck aufrichtigen Bedauerns an. „Schade, ich wäre gerne gemeinsam mit Ihnen und den Mädels zurückgefahren. Daraus wird wohl nichts.“
    Pohl reichte ihm die Hand. „Danke für das Angebot, Herr Schöller! Wir nehmen den Zug. Sobald Sie in Düsseldorf sind, treffen wir uns. Rufen Sie einfach an! Ich hol‘ bis dahin schon mal den besten Roten aus dem Keller! Dann feiern wir unseren Erfolg! Bis zum Abwinken! Sollen uns die Sesselpuper – ich liebe diesen Ausdruck – doch den Buckel ‘runter rutschen!“
    „Das machen wir, Professor! Ich schätze, dass ich morgen im Verlaufe des Nachmittags in Düsseldorf eintreffe. Natürlich wird man mich im Präsidium sehen wollen, aber anschließend komme ich zu Ihnen. Ich hab‘ Ihnen nämlich noch einiges zu erzählen.“
    „Schön, ich freue mich.“ Das war zum ersten Mal aufrichtig gemeint! Pohl blickte in die Runde. „Und nochmals Ihnen allen meinen Dank! Wer immer nach Düsseldorf kommt, er ist bei uns willkommen! Nicht wahr?“ Er beugte sich hinunter zu Alena und Alexa. Die nickten temperamentvoll. Sie mochten augenscheinlich Schöller, Hellenkämper und Steiner. Besonders die Uniform des Kaleu hatte es ihnen angetan. Pohl lächelte, als er ihre bewundernden Blicke bemerkte. „Ich muss los, sonst verpassen wir den Zug heute Mittag.“
    Sie schüttelten sich die Hände. Pohl nahm seine Töchter bei der Hand, nochmals ein dankbarer Blick ringsum, dann machte er sich auf den Weg. Steiner blickte ihm nachdenklich hinterher, nach einer Weile schaute er Hellenkämper und Schöller an. „Irre, dieser Typ! Was hat der die letzten Wochen mitgemacht! Die Frau ermordet, die Kinder entführt! Der geht damit um, als erlebe er dies täglich …“
    „Äußerlich, Kaleu. Das ist nur äußerlich. Ich kenne ihn nun einen Monat, weiß einigermaßen, was in ihm vorgeht. Der ist mit der Sache noch lange nicht fertig. Ganz grausam stelle ich mir vor, wenn er mit den Kindern heute Abend sein Haus betritt, weiß, dass ihn hinter der Haustür nie mehr seine Frau begrüßen wird, den Kindern durch dieses scheußliche Verbrechen die Mutter genommen wurde. Dann kocht alles wieder hoch!“ Schöller schüttelte sich bei dieser Vorstellung, blickte auf die Uhr. „Fahren wir ins Hotel! Ich will mir die beiden Handys und den Laptop des Inders vorknüpfen. Kann ja kein Fehler sein, sollten wir darauf fündig werden, bevor sie uns in die Mangel und die Beweisstücke fortnehmen.“
    Steiner blickte Schöller überrascht an. „Von den Handys wusste ich noch gar nichts!“
    „Eins gehörte dem Inder, das andere dessen Bodyguard, besser gesagt, dessen Killer. Der Typ, der den Maschinisten kaltblütig ins Jenseits befördert hat. Unser amerikanischer Freund hat es requiriert …“ Verwirrt drehte er sich um. Sein suchender Blick huschte über das Gewusel auf der Mole. Dort hatte sich inzwischen die Besatzung der Baltic Vis versammelt, umgeben von ebenso zahlreichen Polizisten der Küstenwache. Einige Meter entfernt unterzogen zwei Bundespolizisten die beiden gefesselten Crew-Mitglieder der Henrietta einer intensiven Leibesvisitation. Nirgendwo war Fortman zu entdecken. Schöller schüttelte verwundert den Kopf. „Wo steckte der überhaupt?“
    Fortman blieb verschwunden.
    „Sehen Sie sich das an!“ Hellenkämper war an der Fensterfront stehen geblieben, schaute hinaus aufs Meer. Schöller hatte keinen Blick für das grandiose Panorama, das der Blick aus luftiger Höhe auf Hafen und Ostsee bot.

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