Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
Vom Netzwerk:
dort oben bestialisch ermordet! Auch ich habe damit kaum beherrschbare Probleme, besonders jetzt, wo die Nächte zunehmend länger werden. Mir graust vor Weihnachten.“
    „Darum die Prospekte? Sie wollen in die Vereinigten Staaten?“
    Schöller deutete mit knappem Kopfnicken hinüber zu einem hüfthohen Eckschrank, auf dem sich neben der Telefonanlage die Kataloge mehrerer Reise- und Fluggesellschaften stapelten. Pohl starrte überrascht in die vorgegebene Richtung. Er hatte die Prospekte erst vor wenigen Stunden in der Innenstadt gesammelt, bisher selbst nur einen kurzen Blick hineingeworfen. ‚Dem Kerl entgeht aber auch nichts!‘ Er nickte. „So ist es. Es ist für uns allemal besser, wenn wir irgendwo Zerstreuung finden, statt hier zu bleiben.“ Er deutete auf die Couchgarnitur. „Aber setzen Sie sich doch! Egal, wohin. Ich hol‘ rasch zwei Gläser. Wollen Sie Wasser zum Wein?“
    „Zum Rotwein? Eher nicht. Was haben Sie denn im Angebot?“
    „Einen Südfranzosen, einen Medoc, zwölf Jahre alt.“
    „Und den wollen Sie mit Wasser verdünnen?“
    „Ich? Auf gar keinen Fall! Es geht um Sie.“
    „Guter Herr Pohl, wofür halten Sie mich? Ich trinke lieber zwei Flaschen Wein als zehn Flaschen Wasser!“
    Die Botschaft war eindeutig. Pohl stellte grinsend Flasche und Gläser auf den Tisch. Kurz darauf prosteten sie sich zu. Schöller schnalzte anerkennend mit der Zunge. „Guter Tropfen!“
    „Ja, das ist er wahrhaftig.“
    Pohl gab sich plötzlich wortkarg. Er war ärgerlich über sich selbst, glaubte, seine Stimme verrate seine Unruhe. ‚Was, zum Teufel, bezweckt Schöller mit diesem Besuch? Da steckt doch mehr dahinter, als dieses laue Palaver über die Güte des Weins!‘ Er senkte sein Glas, fixierte mit angespannter Miene den Hauptkommissar. „Aber das ist nicht der Grund Ihres Kommens, nehme ich an. Sie sagten am Telefon, Sie hätten etwas für mich. Etwa gute Nachrichten? Haben Sie das Schwein inzwischen identifiziert, das hinter allem steckt? Sie erwähnten gestern den Laptop und das iPhone des Inders und das Smartphone des Kasachen. Haben die was hergegeben? Sorry, dass wir es zeitlich nicht mehr geschafft haben, ins Hotel zu kommen. Hab‘ ich da was verpasst?“
    Schöller schüttelte den Kopf, wirkt mit einem Male betrübt. Er durfte dem Professor nicht alles sagen. Sie sahen sich eine Weile an, keiner schien das Wort ergreifen zu wollen. Schließlich war es Schöller, der das Gespräch wieder aufnahm. „Nicht in dem Umfang, wie ich das erhofft habe. Die KTU konnte die Passwörter des Laptop und des iPhones von dem Inder noch nicht knacken. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Vorläufig läuft dieses Mistvieh noch frei herum. Dabei waren wir im Babylon ganz nah dran! Es ist zum Kotzen, wir hätten das Schwein längst aus dem Verkehr gezogen! Es fällt mir verdammt schwer, hinter dem mangelnden Engagement übergeordneter Stellen keine Absicht zu vermuten. Der Fall Dutroux lässt grüßen! Glauben Sie mir – ganz oben wird abgeblockt, aus welchen Gründen auch immer! Nicht nur bei uns; das sei in den USA nicht anders, sagt Fortman. Da sind höchste Kreise involviert! Rund um den Globus vernetzt! Aber trinken wir lieber, bevor es uns den Geschmack verhagelt!“
    Schöller hob sein Glas, blickte Pohl ermunternd an. Der kam der Aufforderung eilfertig nach. Solange Schöller trank, konnte er keine unliebsamen Fragen stellen. ‚Ich hab‘ etwas für Sie. Es wird Ihnen helfen, Ihre Situation einzuschätzen.‘ Dieser Satz stand wie ein Menetekel im Raum! Sie tranken sich zu, schwiegen. Schöller machte keine Anstalten, das Gespräch fortzusetzen. Je länger die Schweigsamkeit andauerte, desto unerträglicher empfand sie Pohl. Er musste etwas sagen! „Und das Handy von dem Kasachen? Was ist damit?“
    „Da gibt es eine interessante Fotosammlung. Ihr Konterfei ist übrigens dabei.“ Pohl rutschte bei dieser Bemerkung das Herz in die Hose. War er, ohne es zu bemerken, bei seinen Aktionen beobachtet worden? Schlimmer noch: Gab es etwa belastende Fotos? Was wusste der Hauptkommissar? Hatte Schöller ihn enttarnt? Der kramte umständlich in seiner Jackentasche, zog endlich ein Smartphone hervor. Das Smartphone des Kasachen? Pohl musterte es interessiert.
    „Ist es das?“
    „Sie meinen das Handy des Kasachen? Ja, das ist es. Eine ganz üble Nummer, dieser Kasache! Aber das wissen Sie ja selbst, schließlich haben Sie auf der Flybridge zu Ihrem Erschrecken erfahren müssen, dass er nicht nur

Weitere Kostenlose Bücher