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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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dass Schöller eine wichtige Information zurückhielt. War es Teil seines Spiels oder konnte er sie nicht preisgeben, um sich nicht selbst zu gefährden? „Heißt das, Ihr Bericht war getürkt?“
    Hoffnung glomm in Pohls Augen. Sollte es Schöller tatsächlich gelingen, die Drahtzieher zur Verantwortung zu ziehen? Sollte dies sein höchstes Ziel sein, höher, als die Festnahme des ‚Münzenmörders‘? Das wäre die Erfüllung seines sehnlichsten Wunsches! Er durfte nicht ins Gefängnis! Alena und Alexa brauchten ihn!
    Das Grinsen war aus Schöllers Gesicht gewichen. Einen kurzen Moment überlegte er. Wie sollte er auf Pohls Frage reagieren? Er beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben. Pohl hatte sich geoutet, also konnte er dies auch. „Ich hatte keine Wahl.“
    „Also getürkt.“
    „Ich sagte es doch: Ich hatte keine Wahl. Ich musste das Netzwerk in Sicherheit wiegen, um meine Arbeit fortsetzen zu können. Außerdem wollte ich nicht mein Leben riskieren. Ein toter Schöller ist nicht besonders effizient, müssen Sie wissen.“ Nun grinste er wieder, schien mit einem Male wieder ganz entspannt.
    „Und Sie wissen wirklich, wo Sie nach ihm fahnden müssen?“
    „Sie meinen den Inder?“
    „Na klar!“
    „Ich denke schon. Vorausgesetzt, ich liege mit meiner Mutmaßung richtig. Aber davon gehe ich aus …“
    Pohl, er wollte sich gerade einen Schluck genehmigen, setzte überrascht das Glas eine Spur zu heftig ab. Er wischte sich etliche Weinspritzer vom Handrücken. Überrascht starrte er Schöller an. „Heißt das, Sie wissen, wer dahinter steckt?“
    „Wenn Sie so wollen: Ja. Wir sind bereits in seinem Hinterhof. Es trennt uns nur noch eine Tür. Die knacken wir in den nächsten Tagen.“
    „Sie reden von ‚wir‘. Wer denn noch? Sie sind doch allein auf sich gestellt, sobald Sie Ihre Dienstmarke abgegeben haben …“
    „Das hab‘ ich schon!“
    Pohl sah in ungläubig an. „Und wieso reden Sie dann von ‚wir‘?“
    „Ich dachte, da kämen Sie von selbst drauf. Fortman und ich erledigen den Job.“
    „Fortman? Ist der wieder aufgetaucht?“
    „Er war gar nicht richtig abgetaucht. Er wollte in Sassnitz nicht in den Befragungsmarathon einbezogen werden. Seine Verwicklung in Ihren Fall darf nicht publik werden. Er bekäme riesigen Ärger mit seinen Auftraggebern.“
    „Fortman also. Und der macht mit? Trotz des drohenden Ärgers?“
    Schöller nickte. Pohl war sprachlos, rang erkennbar um Fassung. Es dauerte eine Weile, bis er die Sprache wiederfand. „Ja, worauf warten wir dann noch? Bringen wir die Dreckschweine zur Strecke! Jetzt, sofort!“
    Seine Hand zitterte vor Erregung, als er das Glas ergriff. Schöller schüttelte energisch den Kopf. Diese Reaktion hatte er befürchtet. „Professor, wir tun gar nichts! Ich werde das gemeinsam mit Fortman erledigen. Nur wir zwei! Fordern Sie das Schicksal nicht heraus, denken Sie an Ihre Töchter! Kein Fünfmarkstück mehr! Ich müsste Sie ins Gefängnis bringen! Es würde mir das Herz zerreißen, aber ich hätte keine Wahl! Habe ich mich klar und verständlich ausgedrückt?“
    Pohl erstarrte, saß – auf der Couchkante weit vornüber gebeugt – vollkommen regungslos, den Blick auf irgendetwas in der Ferne fixiert. Endlich begann er, zunächst kaum erkennbar, zu nicken. Schöllers eindringliche Botschaft schien Zeit zu benötigen, in ihrer Tragweite begriffen zu werden. Es bestand kein Zweifel mehr – der Hauptkommissar hatte ihn entlarvt, aber er würde ihn nicht den Richtern ausliefern! Warum tat er das? Den beiden Mädchen zuliebe? Doch wichtiger noch: Schöller kannte das Scheusal, das den Zwillingen und ihm dieses unendliche Leid zugefügt hatte! Endlich würde dieses Ungeheuer zur Rechenschaft gezogen! Sein Blick löste sich aus der Ferne, glitt hinüber zu Schöller. „Ich hab‘ verstanden, wenn ich auch allzu gerne daran mitwirken würde, dieses Schwein aufzuknüpfen. Sind Sie sicher, dass Sie es zu zweit schaffen?“
    „Es bleibt immer das Risiko des Unvorhersehbaren, aber wir haben vorgesorgt. Ja, ich bin mir sicher; wir werden ihn zur Strecke bringen. Selbst, wenn ich vorher dran glauben müsste. Mein Bericht und die bisher vorliegenden Beweise sind notariell hinterlegt.“
    „Notariell hinterlegt? Warum dieser Umweg? Übergeben Sie den Lumpen mit den Beweisen als Beipack der Staatsanwaltschaft!“
    Schöller schüttelte den Kopf. „Ich sagte es doch: Ich hänge am Leben! Ich agiere ab jetzt definitiv als Privatmann ohne staatlichen

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