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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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fand, dass Sie Anspruch auf die Originale haben.“ Scheinbar überrascht schaute er in sein Glas. „Schon wieder leer. Ich glaub‘, jetzt müssen wir den Ajana köpfen.“
    Er grinste Pohl leutselig an. Der hatte keinerlei Einwendung gegen dieses Ansinnen, bot ihm das Entkorken der Flasche doch Gelegenheit, seine Gedanken zu ordnen. Doch so sehr er sich bemühte, es wollte ihm nicht gelingen, die Sinnhaftigkeit dieser bemerkenswerten, eher schon grotesken Aktion Schöllers zu erkennen. Was wollte der damit erreichen? Ihm etwa bedeuten, dass er ihn des vielfachen Mordes überführt hatte, ihn zu einer unüberlegten Äußerung veranlassen, die einem Geständnis gleichkäme? Was wusste Schöller wirklich?
    Pohl bemerkte, dass Schöller ihn beobachtete. Verspürte er eben noch einen Hoffnungs-schimmer, so wuchs nun wieder die Furcht vor Schöllers nächstem Schritt. Der Tanz war noch nicht beendet! Er stellte die Flasche auf den Tisch, legte pedantisch den Korken daneben. Er musste Zeit gewinnen, endlich für Klarheit in seinem Kopf sorgen, wollte er Schöller gewachsen sein! „Ich hol‘ neue Gläser.“ Pohl gab sich allergrößte Mühe, unaufgeregt zu wirken, doch er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Schöller auch dieses Bemühen durchschaute.
    „Ach, das ist nicht nötig. Jedenfalls nicht für mich.“ Schöller griff nach dem Korken, schnupperte daran. „Darf ich?“ Ohne Pols Antwort abzuwarten, goss er sich einen Finger breit ein, ließ den Wein im Glas behutsam kreisen, schon versenkte er seine Nase darin so tief, als würde er am liebsten dieser hinterherkriechen. Pohl hörte, wie Schöller genießerisch die Luft einsog, einmal, zweimal. „Hm.“ Zu mehr ließ sich der Hauptkommissar nicht hinreißen, als er sich aus dem Glas zurückzog. Stattdessen rollte er mit den Augen, hob das Glas gegen das Licht. „Sattes Rot. Schauen Sie! Allein die Farbe ist ein Hammer!“ Er führte das Glas zum Mund, nippte erwartungsvoll an dem rubinrot schimmernden Inhalt, presste hörbar das kostbare Nass bis in den letzten Winkel des Gaumens. Erneutes Augenrollen, ein zweites ‚Hm‘. Pohls Blutdruck erreichte die kritische Grenze. Das war eindeutig zu viel!
    Als habe Schöller Pohls Gedanken lesen können, setzte er das Glas ab, sah Pohl mit verklärtem Blick an, gerade so, als habe er unversehens einen Blick ins Paradies erhascht. „Kann man trinken. Gießen Sie sich ein, Professor! Sie werden es nicht bereuen.“
    Das war doch Sadismus in Reinkultur! Pohl hätte ihm am liebsten eine ‚reingehauen‘! Welches Spiel trieb dieser verdammte Hund mit ihm? Natürlich war das alles eine Schau, um sein Nervenkostüm brach zu legen! Er beschloss, nun endgültig in die Offensive dieses abstrusen Pokers zu gehen. Ihm war bewusst, dass dies keinerlei Einfluss auf dessen Ausgang hätte: Schöller wusste längst, wie das Spiel ausgehen würde, hielt er doch sämtliche Trümpfe in der Hand! Pohl schenkte sich ein, griff nach dem Glas, tat, als konzentrierte er sich auf die Verkostung der sardischen Pretiose. Dann blickte er unvermittelt auf, musterte mit festem Blick Schöller, der begierig auf sein Urteil zu warten schien. „Eine fehlt!“
    „Bitte?“
    Schöllers Überraschung war nicht gespielt. Pohl bemerkte es mit Genugtuung. So leicht würde er es dem Kommissar nicht machen! „Es fehlt eine Münze! Es waren acht!“
    Nun war es ‘raus! Pohl spürte die Kälte, die seinen Rücken hinaufkroch, als ihm bewusst wurde, sich mit dieser Bemerkung unwiederbringlich um jegliche Verteidigungsbastion gebracht zu haben. Er hatte sich Schöller ausgeliefert! Die achte Münze hatte Samir Charif erhalten! Er konnte sich nicht erinnern, jemals mit Schöller darüber gesprochen zu haben. Das Spiel trat in seine entscheidende Phase!
    Der Hauptkommissar benötigte einige Sekunden, die Sprödheit der Pohlschen Feststellung – fast ein Geständnis! – einzuordnen. Wieso outete sich Pohl plötzlich? Ihre Blicke kreuzten sich. Sie schienen sich zu belauern, ein jeder bemüht, die Karten des anderen zu erahnen. Schließlich schüttelte Schöller den Kopf. „Acht Münzen kann ich Ihnen unmöglich geben. Die von Kustow ist nicht austauschbar. Wegen ihrer Deformierung, Sie wissen schon. Das würde auffallen, die fotografische Dokumentation ist Teil der Akte. Sorry, aber die achte muss dort bleiben, wo sie ist. Trösten Sie sich damit, dass es Schottky war, der sie getroffen hat. Gönnen Sie die Münze ihm! Es ist seine

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