Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
Vom Netzwerk:
Gab es doch einen Ausweg? Er durfte nicht ins Gefängnis, die Zwillinge brauchten ihn dringender denn je! Er nickte eine Spur zu heftig, merkte dies, ärgerte sich. Wenn er sich nur besser unter Kontrolle hätte! Er griff nach seinem Glas, dankbar für den Zeitgewinn von ein, allenfalls zwei Sekunden. ‚Reiß dich zusammen!‘ Einen kurzen Augenblick noch, dann schaute er Schöller an, entschlossen zum vielleicht entscheidenden Gefecht. Mit festem Blick widerstand er Schöllers unverhohlenem Argwohn. Er fühlte, er hatte sich nun im Griff, sprach mit fester Stimme: „Natürlich habe ich sie noch. Sie liegt im Safe. Ich kann sie holen …“
    „Nein, lassen Sie mal! Ich glaube Ihnen auch so. Es hätte mich enttäuscht, wenn dem nicht so wäre.“ Schöller schaute scheinbar gedankenverloren in sein Glas, leerte es in einem Zug. „Haben Sie noch etwas von dieser Köstlichkeit?“
    Pohl nickte stumm, ergriff die Flasche, schenkte nach. Dieser verdammte Fuchs! Er glaubte, Schöllers Masche inzwischen zu kennen, diesen steten Wechsel zwischen zermürbenden Florettstichen und zur Schau getragener Harmlosigkeit. Eben war er noch zuversichtlich, diesem ständigen Auf und Ab gewachsen zu sein, doch da war sie plötzlich wieder, die verfluchte Nervosität! So sehr er sich auch bemühte, es wollte ihm nicht gelingen, das verräterische Zittern des Flaschenhalses zu unterdrücken. Schöller entging nichts, auch nicht dieses Zittern, dessen war er sich sicher. Er schielte über die Flasche hinweg zum Sessel, in dessen Tiefe der Hauptkommissar fast ein wenig verloren wirkte. Schöller beugte sich mit übertriebenem Stöhnen nach vorn, griff nach dem Glas. „Danke, Professor!“ Er nippte, ließ den Schluck genießerisch durch den Gaumen kreisen. „Ist wirklich ein vorzüglicher Tropfen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit meinem Präsent da mithalten kann.“
    Pohl begriff nun gar nichts mehr. Da präsentierte ihm Schöller die Münzen, deren entlarvende Symbolik keinerlei Spielraum gewährte, und dann plauderte dieser mit allen Wassern des Universums gewaschene Fuchs über die Qualität der Weine, als seien die Geldstücke das Nebensächlichste der Welt! Was, zum Teufel, hielt Schöller in der Hinterhand? Pohl beschloss, trotz kaum zu verbergender innerer Anspannung den Fokus des Gesprächs beim Wein zu belassen. Ein Themenwechsel schien ihm zu riskant, könnte dies doch das abrupte Erlöschen seines letzten Fünkchens Hoffnung bedeuten. Er blickte hinüber zu Schöllers Tüte, die neben dem Eckschrank stand. „Was haben Sie denn mitgebracht?“
    „Ein Zweitausendfünfer Ajana aus Sizilien.“
    „Sizilien? Mit den dortigen Weinen kenne ich mich nicht aus. Rot oder weiß?“
    „Rot natürlich. Bei diesem Sauwetter das einzig Richtige.“ Schöller blickte ihn aufgesetzt verunsichert an. „Oder hätte ich einen Weißen mitbringen sollen?“
    Pohl durchschaute das Theater. Verdammt! Wann gab Schöller endlich zu erkennen, was er mit seinem Besuch beabsichtigte? War er nun der gefühlsarme Sadist, der sich an der quälenden Verunsicherung seines Opfers weidete, um diesem schließlich zu eröffnen, es wegen achtfachen Mordes festzunehmen?
    „Helfen Sie mir, Professor! Wäre Ihnen ein Weißer lieber gewesen?“
    In Pohl brodelte es. So konnte es nicht weitergehen! Früher oder später würde er die Nerven verlieren, dessen war er sich sicher. Doch er fürchtete den Moment, in dem er endgültig Gewissheit erführe. Er musste, ohne sich zu entblößen, dem Gespräch eine Wendung geben, um endlich herauszufinden, was Schöller an Bösartigkeit im Köcher hatte! Er ergriff die Münzen, bedächtig eine nach der anderen, steckte sie zurück in den Umschlag. Einen kurzen Augenblick schien er zu überlegen, dann hielt er ihn Schöller hin. Doch der schüttelte den Kopf. „Es sind Ihre, Professor. Sie sollten sie behalten; ich finde, Sie haben ein Anrecht darauf.“
    Pohl sah ihn fassungslos an. Das war doch eine Falle! Wie, zum Teufel, sollte er damit umgehen? Er beschloss, eher ein Akt der Verzweiflung, in die Offensive zu gehen. „Wie sind Sie an die Münzen gekommen?“
    Nun schien Schöller der Überraschte zu sein. „Das fragen Sie? In der Asservatenkammer natürlich!“
    „Aber … aber dann fehlen sie dort!“
    Schöller schüttelte grinsend den Kopf. „Da liegen andere, alles Sechsundsechziger, Prägebuchstabe G. Ich hab‘ sie Stück für Stück erstanden. War kein Problem, das Angebot im Fachhandel ist riesig. Ich

Weitere Kostenlose Bücher