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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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stehen. Man bedauert außerordentlich, Ihnen aufgrund der terminlichen Situation nicht mehr Zeit gewähren zu können. Sie können in der Lobby Platz nehmen. Sie werden abgeholt.“
    „Danke, Madam! Tausend Dank! Das haben Sie großartig gemacht!“ Er ergriff Fortman beim Unterarm. „Komm! Lös‘ deinen Blick von der Lady! Die flirtet nicht, die tut ihren Dienst!“
    „Schade. Hätte was werden können …“
    „Quatsch! Glaub‘ das doch nicht! Setzen wir uns dort drüben hin und gehen wir die Sache noch mal durch!“
    „Noch mal? Wie oft denn noch?“
    „Es ist ein Rollenspiel. Jeder von uns muss seinen Part im Schlaf beherrschen. Tust du das?“
    „Na klar! Den ganzen Flug haben wir das eingeübt. Das wird doch wohl reichen.“
    „Ich hoffe es …“ Schöller wies hinüber zu den Aufzügen. „Ist eh zu spät. Ich glaub‘, die Lady dort drüben sucht uns.“
    Als sie, den Sari verführerisch gerafft, die verwaiste Sitzgruppe sah, ließ die junge Dame, fast noch Teenager, den Blick durch das Foyer kreisen. Rasch hatte sie die beiden Europäer erkannt, hob den zierlichen Arm, geschmückt von einer Vielzahl filigraner, rot- und gelbgolden glänzender Reifen. Ihr strahlendes Lächeln nahm es spielend mit dem der Damen an der Rezeption auf. „Mein Name ist Sarina. Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag! Die Sahibs wünschen die Geschäftsleitung der Shining Fortune zu sprechen?“
    Fortman traten die Augen aus den Höhlen. War die Besetzung der Rezeption schon eine Augenweide, so musste der Schöpfer bei Sarinas Erschaffung in exorbitanter Hochform gewesen sein! Schöller hieb ihm unsanft den Ellbogen in die Rippen. „Mensch, Mike! Komm zu dir!“
    „Man wird doch wohl staunen dürfen …“
    „Bitte, folgen Sie mir!“
    Das ließ sich Fortman nicht zweimal sagen. Die Augen starr auf Sarinas im Gleichklang der Trippelschritte anmutig kreisende Rundungen gerichtet folgte er ihr in angemessenem, die fortgesetzte Betrachtung gestattendem Abstand. ‚Was für ein Hintern!‘ Er bedauerte, dass das Angelsächsische für eine derart vollkommen gestaltete Körperpartie kein äquivalentes Wort bereithielt. Schöller sah es mit Kopfschütteln. Für ihn war das alles ein Ablenkungsmanöver, ein verdammt verführerisches zwar, aber eben nur ein Ablenkungsmanöver. Sie mussten in wenigen Minuten gleichermaßen psychische wie geistige Höchstleistung bringen!
    Die schweigsame, von stetem Lächeln begleitete Fahrt im Aufzug endete sanft in der zehnten Etage. Sie waren überrascht, als sie erneut in ein großzügiges Foyer traten, dessen nach Osten gerichtete deckenhohe Fensterfront den Blick auf eine großzügige, mit üppigen Pflanzen geschmückte Terrasse gestattete. Sie befanden sich in einem weiträumigen Penthouse. Die Vielzahl der Türen rechts und links des lichtdurchfluteten Foyers verriet die Unterbringung der Büros in den nach Norden und Süden ausgerichteten Flügeln.
    „Wenn Sie mir bitte folgen wollen …“
    Sie durchschritten den nach Süden führenden Flur bis ans Kopfende. Bevor sie die abschließende Doppeltür erreichten, öffnete sich diese auf geheimnisvolle Weise. Zwei Bedienstete in makellos weißen, uniformähnlichen Anzügen hießen sie mit einladender Geste willkommen. Sie betraten einen herrschaftlich geschnittenen, sparsam, jedoch augenfällig luxuriös ausgestatteten Konferenzraum mit nach Süden gerichteter, ebenfalls raumhoher Verglasung. Auch hier verstellte die farbenfrohe Terrassenbepflanzung den Blick auf die Umgebung; die südlichen Statdtbezirke Jamnagars versteckten sich hinter leuchtend rot und orange blühenden Hibiscusbüschen. Mehrere Hollywood-Schaukeln luden zum Verweilen ein. Ein US-Grill, ein weit ausladendes Edelstahlungetüm, ließ darauf schließen, dass hier nicht nur ‚gechillt‘, sondern auch gegrillt wurde.
    „Ich darf mich verabschieden? Mein Dank wird Sie begleiten. Sie haben mir einen wunderschönen Tag bereitet.“ Unglaublich! Sarina bewies, dass der Liebreiz ihres Wesens noch steigerungsfähig war. Sie schoss, umgeben von der schützenden Aura unschuldiger Jugend, ein Feuerwerk unerfüllbarer Verlockungen ab. Fortman hielt den Atem an. „Frau Kapoor wird sich sogleich Ihrer annehmen.“ Ein letztes Lächeln, dann entschwand sie in das Halbdunkel des Flurs. Fortman wischte sich mit dem Handrücken die Feuchte von der Stirn.
    „Darf ich Ihnen einen Eistee oder eine andere Erfrischung anbieten?“ Auch der Weißuniformierte strahlte, doch das war im

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