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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Vergleich zu Sarina ein eher dilettantischer Versuch.
    „Einen Eistee, bitte.“
    „Sie auch, Sahib?“
    Fortman schien anderes im Sinn zu haben, doch die Disziplin siegte. „Nun gut. Nehme ich auch einen.“
    Der zweite Bedienstete hastete plötzlich zur Tür, öffnete einen Flügel. Schöller blickte irritiert hoch zur Decke, dann musterte er die Türblätter, schließlich ihre voluminöse Laibung. Woher wussten die Typen, dass sich von draußen jemand näherte? Er würde es wohl nie erfahren, denn in diesem Moment betrat die angekündigte Mrs. Kapoor den Raum. Sie betrat ihn nicht nur, sie füllte ihn durch ihre Präsenz förmlich aus. Anfang vierzíg mochte sie sein, schlank, für eine Inderin ungewöhnlich groß, in ihrem figurbetont geschnittenen Gucci-Kostüm umgab sie das Flair elitärer Weiblichkeit – intelligent, selbstbewusst, distanziert verführerisch. Natürlich auch vermögend, sehr vermögend sogar. Ihr Parfüm war von stählerner Frische, die perfekte Ergänzung ihrer Erscheinung: Ein Rasseweib, das Machos kleinlaut werden ließ. Fortman gab sich auf Anhieb geschlagen. „Aber bitte, meine Herren, nehmen Sie doch Platz.“ Ihre ausholende Geste fokussierte sich auf zwei Sessel, als sei es eine Selbstverständlichkeit, Ihren Regieanweisungen Folge zu leisten. Sie wartete, bis Fortman und Schöller sich gesetzt hatten. Mit einem raschen Blick signalisierte sie den Bediensteten, dass es ihrer Präsenz fortan nicht mehr bedürfe. Im Nu waren sie durch eine unauffällige Tapetentür verschwunden.
    Auch Mrs. Kapoor lächelte, doch es war nicht vergleichbar mit den bisherigen Erlebnissen, eher unterkühlt geschäftliches Ritual. „Ich darf Sie sehr herzlich willkommen heißen und mein Bedauern zum Ausdruck bringen, dass wir uns so rasch nicht auf Ihre Wünsche einrichten konnten. Die Geschäfte, Sie verstehen.“ Ihre dunklen Augen unter sanft geschwungenen, wie mit dem Rasiermesser gezogenen Brauen waren Verheißung pur, doch ihr Blick kam eher einer unterkühlten Musterung gleich. ‚Eiskaltes Weib! Mit allen Wassern des Universums gewaschen …‘ huschte es durch Schöllers Gedanken. Sie würden höllisch auf der Hut sein müssen! „Ich darf mich Ihnen kurz vorstellen: Mein Name ist Sadhana Kapoor. Ich bin Mitglied des Board of Directors der Shining Fotune Holding . Sie befinden sich aktuell in den Räumlichkeiten der Shining Fortune Pvt. Ltd. Ich darf voraussetzen, dass Sie die Geschäftsfelder der Shining Fortune Pvt. Ltd. kennen?“
    Schöllers Einsatz! „Aber gewiss, gnädige Frau. Wir sind Ihrer Auslandstochter in Deutschland schon häufiger begegnet …“
    „Ach ja? Bei welcher Gelegenheit, wenn ich das fragen darf?“
    „Nun, bei den ‚Heaven’s Face‘-Castings im Babylon. Meine Tochter ist übrigens fanatische Anhängerin Ihrer Schmuckkollektion.“ Schöller hatte keine Tochter, aber das tat der Glaubwürdigkeit seines Vortrags keinen Abbruch.
    „Das freut mich. Ist nur ein kleiner Bereich unseres Labels. Darf ich Namen und Geschäftsfeld Ihres Unternehmens sowie Ihre Namen und Funktionen in Erfahrung bringen? Vielleicht verstehe ich Ihr Anliegen dann besser. Ich kann das von Ihnen genannte Stichwort ‚Zwillinge‘ nicht einordnen. Bitte, helfen Sie mir!“
    Sadhana Kappor kam knallhart auf den Punkt, wich gleichzeitig routiniert dem ausgelegten Köder aus. Schöller registrierte es mit Respekt. Nun kam der kritische Teil der Aktion. Versagten sie jetzt, wäre die Reise nach Indien vergeblich gewesen. Schöller spürte Trockenheit in seinem Mund. „Gnädige Frau, wir zögen es vor, die Spielregeln dieses Geschäfts einzuhalten. Keine Namen, kein Hintergrund, nur die klärungsbedürftigen Fakten, Sie verstehen? Um es auf den Punkt zu bringen: Was Ihre – ich nenne es mal so – Unterorganisation in Deutschland veranstaltet hat, war unprofessionell, vollkommen unakzeptabel, zugleich für alle Betroffenen gefährlich. Wir sind hier, um unser und Samir Charifs Missfallen zum Ausdruck zu bringen und Ihnen …“
    „Sie sagten doch ‚Keine Namen‘. Nun nennen Sie einen.“ In Sadhana Kappors Blick kristallisierte der Raureif eiskalten Intellekts.
    „Er ist tot, gnädige Frau! Ihn kann eine Namensnennung nicht mehr gefährden. Er stand mit Ihnen in Geschäftsverbindung, insofern gehe ich davon aus, dass Sie die Umstände seines plötzlichen Todes kennen.“ Schöller erwartete angesichts der Cleverness dieser Frau keine Reaktion, schaute stattdessen ostentativ auf die Uhr. Die

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