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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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hatte Dora, das größte Artilleriegeschütz der Welt, in Stellung gebracht. Er hatte nur einen Schuss, doch der würde jede nur denkbare Panzerung durchbrechen. Davon war Fortman jedenfalls überzeugt.
    „Ja bitte?“
    Sadhana Kapoor gab sich übertrieben genervt, als sie sich in der Tür umdrehte.
    „Ich brauche nur eine Minute, Madam. Sie sollten sich das anhören!“
    Sie schaute aufstöhnend auf ihre diamantbesetzte Uhr, mehr sündhaft teures Requisit als nützlicher Zeitmesser. „Gut. Eine Minute.“
    „Der Laptop eines gewissen Jamal Khan ist über verschlungene Wege in unseren Besitz gelangt. Ich setze voraus, dass Sie wissen, um wen es sich handelt. Er ist, ich sollte sagen, er war Bevollmächtigter Ihres Auftraggebers. Zurzeit arbeitet ein Team der versiertesten Entschlüsselungsspezialisten daran, uns die gespeicherten Inhalte zugänglich zu machen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass dies in den nächsten Stunden gelingen und uns zu Ihrem Auftraggeber führen wird. Vermutlich werden Sie dann dieses Etablissement schließen können, gnädige Frau, denn durch das unprofessionelle Verhalten Ihrer Truppe wäre uns die Enttarnung Ihres Auftraggebers gelungen. Das wäre das Ende Ihrer gepriesenen Diskretion, Madam! Das Ende Ihres Geschäfts in diesen erlauchten Kreisen! Sie können dann aus dem Laden hier ein Hotel machen, mit Hilton und Sheraton um die zahlungskräftige Kundschaft rangeln – hinsichtlich des Ertrages sicherlich kein Vergleich mit Ihrem aktuellen Gewerbe.“ Er grinste sie an, ungehobelt, ganz und gar nicht gentlemanlike . „Das war’s schon, Gnädige! Wünsche einen schönen Tag! … Komm, geh’n wir!“
    Schöller erhob sich, nickte Sadhana Kapoor zum Abschied zu. „Hat mich gefreut …“
    „Bitte, bleiben Sie einen Augenblick!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand sie im Flur, den neugierigen Blicken durch die sich geisterhaft schließende Tür entzogen. Nun wollte Schöller es aber wissen. Mit raschen Sätzen hatte er die Tür erreicht, zog erst, dann drückte er den Messingknauf. Er schüttelte den Kopf. „Verschlossen.“
    Fortman erreichte in diesem Moment die Tapetentür. „Die hier ebenfalls.“
    Sie sahen sich einen Moment verdutzt an. „Das wird ja richtig spannend. Setzen wir uns!“
    „Ich steh‘ lieber.“ Fortman trat an die Fensterfront, suchte nach einem Mechanismus, diese öffnen zu können. Vergebens. Er schaute hinaus auf die Terrasse, entdeckte zur Linken hinter der verglasten Front eines mehrtürigen Kühlschranks eine beeindruckende Batterie reifbeschlagener Champagner-Flaschen. „Ich glaub‘, hier geht abends ganz schön die Post ab. Sieh dir das an …“
    In diesem Moment öffnete sich die Tür. Den Raum betrat ein gedrungen wirkender Endfünfziger, leichter Bauchansatz unter blütenweißem Hemd, schweißglänzende Geheimratsecken im nach hinten gekämmten ungescheitelten Haar, dieses im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden. An seiner Rechten funkelten zwei rotgoldene Brillantringe, das linke Handgelenk verdeckte eine auffällig große, schreiend bunte Rolex Yacht-Master II in gelbgolden-massiver Ausführung. Schöller hasste solche Typen, Fortman ging’s nicht anders.
    „Meine Herren, ich darf mich vorstellen: Mein Name ist Kiran Shaba Khan. Ich bin Mrs. Kapoors Sekretär. Mrs. Kapoor lässt sich entschuldigen; sie ist in der heutigen Konferenz unabkömmlich. Sie lässt Ihnen ausrichten, dass Sie vom Jamnagar Airport in circa einer Stunde mit einem Hubschrauber abgeholt werden. Unser Fahrer steht für Sie in der Lobby bereit…“
    „Einen Moment, Mister Khan! Heißt das, es kommt zu dem gewünschten Treffen?“
    „Dazu kann ich Ihnen leider nichts sagen. Mrs. Kapoor machte keinerlei Andeutungen. Ich kann sie jetzt auch nicht danach fragen, sie will in Verhandlungen prinzipiell nicht gestört werden …“
    „Bei uns wird sie eine Ausnahme machen …“
    „Lass‘ mal, Mike!“ Schöller legte seine Hand auf Fortmans Unterarm. Er hatte an Khans Miene gesehen, dass der viel zu viel Respekt, wenn nicht Angst vor seiner Chefin hatte. Er nickte dem schwitzenden Ekel zu. „Machen Sie weiter, Mr. Khan!“
    Der nickte erleichtert, fuhr sich mit der Zunge über die schwülstigen Lippen, bevor er fortfuhr. „Bis zum Flughafen sind es von hier aus zehn Kilometer. Sie müssen aufgrund des Verkehrs mit einer halben Stunde rechnen. Findet das Ihre Zustimmung, meine Herren?“
    Der Vortrag erfolgte in perfektem, nahezu akzentfreiem Deutsch. „Wo

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