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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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ist tiefe Nacht, hier passiert nichts mehr. Ich hab‘ alle Zeit dieser Welt.“
    „Ich leider nicht. Ich muss aufhören. Ich hab‘ die Hygiene-Inspektion im Haus. Die kommen immer unangemeldet. Es tut mir leid, Jan!“
    „Das ist Höhere Gewalt, Esther. Bestell den Herren einen schönen Gruß von mir! Sie sollen bloß nett zu dir sein! Und die Finger von deinem Weinkeller lassen! Tschüss! Ich ruf dich morgen vor dem Abflug noch mal an. Ist das okay?“
    „Oh ja, bitte tu das! Ich liebe dich!“
    „Ich dich …“
    Pohl stockte. Esther hatte aufgelegt. Er lehnte sich zurück in die Polster. Ein versonnenes Lächeln trieb die Müdigkeit aus seinem Gesicht. Unfassbar – in den wenigen Minuten dieses Gesprächs hatte sich alles verändert, ein neuer Lebensabschnitt sich ihm eröffnet. Doch würde er jemals mit der Last zurechtkommen, für den Tod acht junger Menschen und Samir Charifs verantwortlich zu sein? Hatte er tatsächlich das Recht gehabt, sich über das Gesetz zu erheben? Wenn nicht aus juristischer, so doch wenigstens aus moralischer Sicht? Würden ihn die bohrenden Zweifel, die nächtlichen Albträume den Rest seines Lebens plagen?
    Er schüttelte energisch den Kopf, als wollte er die quälenden Bedenken endgültig aus seinen Gedanken vertreiben. Einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen hieß, den zurückliegenden abzuhaken! Schöllers Verhalten war eine Botschaft! Darum hatte der Kommissar ihn vor langjähriger Haft bewahrt! Er müsse das Vergangene bewältigen, um das Zukünftige gestalten zu können! Das waren seine Worte. Der Mann hatte Recht! Das war die Devise des vor ihm liegenden Lebensabschnitts! Esther würde ihn darin bestärken, er zweifelte nicht daran. Nicht nur mit Worten, allein schon durch ihr Wesen, ihre alles überstrahlende Präsenz. 
    Mit einem Male entspannte sich die Schroffheit leidgegerbter Gesichtszüge. Rebeccas Tod war gesühnt, Alena und Alexa konnte er weiterhin ein Vater sein. Und dann war da noch Esther! Sie war das Ziel des vor ihm liegenden Weges! Eine Weile dachte er nach, dann drückte er die Wahlwiederholung. Scheiß-Hygiene-Inspektion! Er hatte Esther Wichtiges zu sagen. Er würde nur einen Tag in Miami bleiben …
     
    34. Tag
     
    Die Taxe rollte in langsamer Fahrt die Saroo Section Road in nördlicher Richtung entlang.
    „Da ist es!“
    Fortman wandte sich nach rechts, sah, dass Schöllers Aufmerksamkeit nicht ihrem Ziel, vielmehr dem Palastgebäude zu dessen Rechter galt.
    „Eh, Harald! Links spielt die Musik! Wir sind da!“ Fortman legte seine Hand auf den Unterarm des Fahrers. „Stop here!“
    Schon während des Ausrollens öffnete er die Tür. Ein in verkehrter Richtung entgegenkommender Radfahrer wünschte ihn mit nicht enden wollendem Wortschwall zur Hölle, zog es aber vor, ganz rasch links an der Taxe vorbeizufahren, als der Amerikaner sich zu voller Größe aufrichtete. Fortman sah dem hastig Davonradelnden kopfschüttelnd nach, dann beugte er sich in den Wagen. „Zahlst du? Du hast die Rupien.“
    „Mach‘ ich.“
    Fortman schlug die Tür zu, wandte sich um, betrachtete das hoch in den Himmel ragende Gebäude, in dem die Shining Fortune Pvt. Ltd. untergebracht war. Schöller wartete, bis die Taxe abgefahren war, dann trat er neben Fortman. Den Kopf weit in den Nacken geworfen starrte er in die Höhe. „Hier drin haben die ihre Büros? Muss ein feiner Laden sein!“ Schöller schien beindruckt.
    „Und ein ziemlich großer!“ Fortman wies auf die Messingschilder neben der Zufahrt. „Neunte und zehnte Etage. Und das in diesem Prachtbau! Komm! Gehen wir rein!“
    Die überraschend weiträumige Halle war angenehm klimatisiert, fast ein wenig zu kühl. Zur Rechten beeindruckte eine Rezeption, die einem Luxushotel zur Ehre gereicht hätte. Vier Schönheiten in farbenfrohen Saris, alle so um die zwanzig, lächelten um die Wette.
    „Welche nehmen wir?“
    „Die Linke.“
    „Ich bin für die Zweite von rechts.“
    „Ich jetzt auch.“
    Fortman beeilte sich, vor Schöller am Rezeptionstresen einzutreffen. Er war der Jüngere, gerade im richtigen Alter, also war das sein Job.
    „Womit darf ich Ihnen zu Diensten sein, Sahib?“
    Die Rezeptionistin strahlte Fortman an, als würde er sie zur Hochzeit führen. Dieses Lächeln! ‚Zu Diensten? Wenn du wüsstest, Mädel!‘ Fortman musste zweimal durchatmen, bevor er die richtigen Worte fand. „Wir möchten die Geschäftsleitung der Shining Fortune sprechen.“ Shit! Das klang viel zu spröde! Fortman

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