Coins - Die Spur des Zorns
Show würde erst jetzt beginnen! Er beherrschte dieses Spiel bis zur Perfektion, die Routine Tausender Verhöre machte sich nun bezahlt, wusste er doch, wie man selbst aus verschlossensten Mündern erhoffte Informationen lockte. „Gnädige Frau, Sie gaben uns zwanzig Minuten. Sie haben noch exakt vierzehn Minuten, eine Katastrophe abzuwenden, die gleichbedeutend mit der Einstellung Ihrer Geschäftstätigkeit wäre. Wir sollten also das Geplänkel unterlassen. Natürlich wissen Sie, was das Stichwort ‚Zwillinge‘ bedeutet! Warum sonst sollte Samir Charif uns gebeten haben, mit Ihnen wegen dieses Geschäfts in Verbindung zu treten?“
„Samir Charif, sagen Sie? Er hat Sie beauftragt?“
„Er hat uns gebeten, gnädige Frau. Gebeten, Sie verstehen? Er konnte uns nicht beauftragen. Unsere Geschäftsverbindung findet auf einer anderen Ebene statt. Einer höheren, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Schon, aber Sie werden mir ja keinerlei Namen nennen. Wie wollen Sie sich in diesem Fall legitimieren, meine Herren?“
„Unsere Legitimation ergibt sich aus dem Gespräch, gnädige Frau. Sie werden das gleich feststellen. Aber ich will Ihnen ein wenig helfen. Unser Auftraggeber ist Rechtsanwalt und Unternehmer; unter anderem verchartert er Schiffe. Die Henrietta gehört ihm. Auf ihr waren die Zwillinge untergebracht. Ich darf voraussetzen, dass Sie die Zusammenhänge kennen.“
„Ach, das meinen Sie! Die Zusammenführung von Vater und Töchtern. Ein trauriges Schicksal, das die Kinder nach einer Scheidung selbst auf diesem gesellschaftlichen Niveau zu erleiden haben …“
„Ich sagte doch eben, wir sollten das Geplänkel unterlassen. Sie wissen genau, dass Ihr Auftraggeber nicht der Vater ist.“
„Ich kenne noch immer nicht den Anlass Ihres Besuches.“
‚Die ist härter als eine Kokosnuss …‘ Schöller musste die zweite Stufe zünden. „Ihre Organisation hat versagt, gnädige Frau! Wir wollen ein solches Desaster, wie gerade in der Ostsee erlebt, ein für allemal ausschließen. Aus diesem Grunde wünschen wir den Direktkontakt zu Ihrem Auftraggeber.“
Sadhana Kapoors Gesichtszüge erstarrten. Schöller hielt den Atem an. Aus Fortmans gefalteten Händen wich das Blut, so sehr hatte er vor Anspannung die Kraft der verschränkten Finger erhöht. Wie wird sie reagieren? Das war die alles entscheidende Frage, deren Beantwortung in ein, zwei Sekunden über Erfolg oder Misserfolg ihrer sorgsam geplanten Aktion entscheiden würde. Ihre dunkelbraunen Augen waren starr auf Schöller gerichtet, ihr Blitzen stand in beinahe schmerzhaftem Kontrast zur Wärme ihrer Farbgebung, doch Schöller hielt unbeeindruckt Sadhana Kapoors Blick stand. „Hören Sie, Mister! Die Shining Fortune Pvt. Ltd. ist eine Partnervermittlung und Eventgestalterin der obersten Zehntausend dieser Welt. Wir verfügen in diesen Kreisen über eine Reputation, die ihresgleichen sucht. Oberstes Gebot unserer Geschäftsethik ist Diskretion. Warum sollten wir – ausgerechnet nach Ihrem Vortrag! – Ihnen den Direktkontakt zu unserem Auftraggeber ermöglichen? Dies wäre ein Verstoß getroffener Vereinbarungen mit dramatischen Konsequenzen für unser Haus! Vergessen Sie’s!“
Ihre starren Blicke verzahnten sich. Fortman sah, dass keiner der beiden nachgeben würde. Jetzt stand es auf Messers Schneide! Schöller musste die dritte Stufe zünden. Erwartungsvoll sah er ihn an. Schöller bemerkte es aus den Augenwinkeln. Er war bereit. „Wir wissen, wo sich die Zwillinge aufhalten! Ich vermute, dass dies Ihren Auftraggeber interessiert. Wir könnten liefern! Professionell, diskret, wenn Sie verstehen, was ich meine …“
„Wenn Sie so professionell sind, meine Herren, dann versuchen Sie doch selbst, unseren angeblichen Auftraggeber ausfindig zu machen!“ Nun lächelte sie wieder. Es war ein zynisches, ja, geradezu boshaftes Lächeln. „Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg.“ Sie erhob sich. „Meine Herrschaften, die vierzehn Minuten sind um, ich muss dieses Gespräch leider beenden. Sie sollten jede Minute Ihres Aufenthaltes nutzen, den Adressaten Ihrer Zwillinge in Erfahrung zu bringen! Indien hat da sicherlich einiges zu bieten. Meine Herren …“ Sie wandte sich zur Tür, deren linker Flügel sich auf geheimnisvolle Weise vor ihr öffnete. Schöller hatte noch immer nicht erkannt, wie das funktionierte.
„Einen Moment noch, Madam!“ Fortmans Einsatz! Er verfügte zwar nicht, wie Schöller, über eine dreistufige Rakete, aber er
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