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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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biss sich auf die Unterlippe.
    „Haben Sie einen Termin vereinbart?“
    „Nein, das war zeitlich nicht möglich. Wir sind erst heute aus Europa eingetroffen.“
    „Ich helfe Ihnen gerne. Einen Moment bitte!“
    Ein Tastendruck, schon schaute sie auf die aufleuchtende Telefonliste, klickte auf dem Bildschirm nach kurzer Suche einen Namen an. Offensichtlich verbarg die Schönheit unter ihrer Haarpracht ein Earphone, denn plötzlich begann sie zu sprechen. Erst jetzt entdeckte Fortman das winzige Mikrofon an ihrem Sari. Er wandte sich an Schöller: „Verstehst du, was sie sagt?“
    „Kein Wort. Bei indischen Dialekten muss ich im Unterricht geschlafen haben.“
    „Entschuldigen Sie vielmals, Sahibs! Darf ich Sie unterbrechen?“ Ihr Lächeln galt nun beiden.
    „Natürlich!“
    Fortman setzte sein unschuldig jungenhaftes Grinsen auf. Auf dem Campus hatte er in der Regel damit Erfolg gehabt. Ob es auch in diesem Falle Wirkung erzielte, blieb unergründbar. Die Dame lächelte zwar unentwegt, doch ihre Aktion war eindeutig geschäftlicher Natur: „Es tut mir ausgesprochen leid, Ihnen keine günstige Auskunft geben zu können: Die Herrschaften befinden sich in einer wichtigen Besprechung, die noch den ganzen Tag andauern wird. Darf ich für Sie einen Termin arrangieren? Man sagte mir, möglichst in der kommenden Woche.“ Sie blickte bei der letzten Bemerkung erkennbar unglücklich drein. Vermutlich war das eine Floskel, einer Abfuhr die Schärfe zu nehmen.
    „Hören Sie, das funktioniert nicht. Wie gesagt: Wir kommen aus Europa, halten uns in Jamnagar nur den heutigen Tag auf. Wir haben ein randvolles Programm, werden kommende Woche wieder in Europa zurückerwartet. Das Gespräch ist von außerordentlicher Wichtigkeit, insbesondere für die Shining Fortune! Es sollte unbedingt noch heute stattfinden! Sagen Sie das bitte den Herrschaften.“
    Sie nickte lächelnd, Sekunden später redete sie mit erkennbarem Engagement auf den unbekannten Gesprächspartner ein. Fortman schüttelte den Kopf. „Das wird nichts. Die mauern.“
    „Davon ist auszugehen. Lass‘ mich mal mit der Lady sprechen, sollten wir wieder zurückgewiesen werden. Ich hätte da …“
    Schöller brach ab, als die junge Dame sie aus traurigen Augen anschaute. Sie schien zu Tode betrübt. „Man sagte mir, es sei unmöglich, das Gespräch noch heute zu führen. Man bedaure das außerordentlich. Man fragt, ob es vielleicht schriftlich ginge. Kommende Woche sei ein Mitglied der Geschäftsleitung in London. Vielleicht könne man sich dort treffen. Es wäre günstig, wenn Sie in Ihrem Schreiben den Gesprächsgegenstand erwähnten.“
    Schöller schüttelte den Kopf. „Madam, das ist jetzt die letzte Chance, die wir den Herrschaften einräumen. Sagen sie ihnen bitte, dass Samir Charif uns vor seinem Tod gebeten hat, nach Jamnagar zu reisen, um gemeinsam mit der Geschäftsleitung der Shining Fortune die notwendigen Konsequenzen aus den jüngsten Ereignissen ziehen zu können. Es handelt sich um den aktuellen Auftrag, Stichwort: Zwillinge. Zwillinge – haben Sie’s? Es ist wichtig, dass Sie dies erwähnen.“
    Schöller hatte während seines Vortrags mit zusammengezogenen Brauen verfolgt, wie die junge Dame sich Notizen machte. Er hatte bewusst langsamer als gewöhnlich gesprochen. Kein Detail durfte fehlen! Beim Wort ‚Zwillinge‘ schaute sie verunsichert auf. „Zwillinge? Das ist alles? Hab‘ ich das richtig verstanden?“
    „Ja, das ist korrekt.“
    Sie strahlte, schien glücklich über ihre Tüchtigkeit. Während sie sich in das erneute Gespräch mit der Shining Fortune vertiefte, sahen sich Schöller und Fortman schulterzuckend an. Fortman begann plötzlich zu grinsen. Das tat er stets, wenn ihm etwas gefiel. „Mein lieber Mann, da bist du aber in die Vollen gegangen! Wenn das mal gut geht …“
    „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“
    „Und was machen wir, wenn die erneut ablehnen?“
    „Ein dummes Gesicht, fürchte ich. Schau dir die Fahrstühle an! Es sind vier. Bei Büroschluss halten die vermutlich auf jeder Etage. Da dürfte es nicht einfach sein, diejenigen herauszupicken, die im neunten oder zehnten Stock zugestiegen sind …“
    „Entschuldigung, Sahibs!“
    Schöller erkannte auf Anhieb den gelösten Gesichtsausdruck. War da etwa ‚Frohe Botschaft‘ angesagt? Erwartungsvoll blickte er die junge Dame an.
    „Es wird sich ein Mitglied der Geschäftsleitung aus der Verhandlung ausklinken und Ihnen zwanzig Minuten zur Verfügung

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