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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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ihm eine verschlafene Männerstimme mitgeteilt. Und nun reißt ihn dieser bescheuerte Anruf aus dem Schönsten seiner Träume!
    Nochmals schaute er auf die Uhr. Sechs Stunden voraus ... Mein Gott, fiel ihm das Rechnen schwer! Na klar, es war an der Zeit, Esther anzurufen! Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Rasch durchquerte er die Diele, im Nu hatte er das Handy auf dem Couchtisch ergriffen. Esther stand längst in seiner Kontaktdatei, er musste ihren Namen nur antippen, eine kolossale Erleichterung angesichts seiner weinseligen Verfassung. Schnaufend ließ er sich in die Polster sinken. Sekunden später lauschte er angespannt, zählte ungeduldig die Freizeichen. Vier, fünf … endlich! Sie hatte abgehoben!
    „Hello!“
    „Hallo, Esther! Ich bin’s, Jan.“
    „Jan? Bist du’s wirklich?“
    „Na klar!“
    „Ich fass‘ es nicht! Toll, dass du anrufst! Ich denke oft an euch, mache mir große Sorgen um dich. Wie geht es dir? Konntest du die Kinder befreien?“
    „Ja! Sie sind wohlauf und in Sicherheit!“
    „Yippie Yeah! Sind sie bei dir?“
    „Nein, leider nicht. Ich hab‘ sie zu ihren Paten gebracht. Das Haus, die Ereignisse, du verstehst? Sie werden damit nicht fertig. Ich werde es verkaufen.“
    „Schade. Aber ich kann es verstehen. Weißt du, wo du hinziehen wirst?“
    „Nein. Ich hab‘ mir noch keine Gedanken gemacht.“ Pohl griff sich an die Stirn. ‚Mein Gott, Pohl! Was bist du doch ein Feigling! Natürlich hast du dir Gedanken gemacht! Darum rufst du doch an!‘
    „Weißt du schon, was ihr Weihnachten macht?“
    „Das ist der Grund, warum ich anrufe …“
    „Sag bloß! … Jan, du nimmst mich nicht auf den Arm, hörst du?“
    „Nein! Ich hab‘ schon die Flüge gebucht!“
    „Du hast …“ Ein spitzer Freudenschrei querte den Atlantik. „Du hast wirklich gebucht?“
    „Wenn ich es sage …“
    „Wahnsinn! Ihr seid Weihnachten bei Max und mir?“ Er hörte sie schluchzen. „Entschuldige, Jan. Ich kenne solche Emotionen gar nicht bei mir. Es hat mich überrumpelt. Die Freude, meine ich! Wann fliegt ihr?“
    „Morgen Nachmittag.“
    Stille herrschte über dem Atlantik. Pohl lauschte in das Handy, die Leitung blieb stumm. „Esther, bist du noch dran?“
    Sie weinte, brauchte eine ganze Weile, wieder verständlich sprechen zu können. „Jan, du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich du mich machst! Und erst mal Max! Der wird sich freuen! Er und die Zwillinge werden bestimmt dicke Freunde! Ich bin ganz fest davon überzeugt.“ Pohl lächelte. Das ließ sich ja besser an, als in seinem Traum! „Wie lange bleibt ihr? Wisst ihr das schon?“
    „Ich habe One Way -Tickets gebucht.“
    „Das ist nicht dein Ernst, Jan! Spiel nicht mit mir! Ich bitte dich!“
    „Das ist mein heiliger Ernst. Ich breche die Zelte hier ab.“
    „Und das Haus?“
    „Kriegt ein Makler in Auftrag.“
    „Und die Mädchen? Die müssen zur Schule!“
    „Gibt’s in den Staaten keine Schulen?“
    „Oh, Jan! Ich kann es gar nicht fassen! Du weißt nicht, was du in diesem Moment in mir auslöst!“ Erneutes Schluchzen. „Ich schäm‘ mich so. Ich hab‘ sonst nicht so nah am Wasser gebaut. Wirklich nicht! Das kommt alles sehr plötzlich, verstehst du? Ich bin total verwirrt! Es ist etwas Komisches passiert …“ Sie brach den Satz ab, schwieg. Offensichtlich bereitete es ihr Schwierigkeiten, darüber zu berichten.
    „Nun sag‘ schon! Was war komisch?“
    „Ich weiß nicht …“
    „Esther, du hast mich neugierig gemacht. Ich will das Erlebnis mit dir teilen!“
    „Nun gut, auf deine Verantwortung! Du wirst mich vielleicht für abergläubisch halten. Versprich mir, mit niemandem darüber zu sprechen!“
    „Großes Ehrenwort!“
    „Es mag Zufall sein, aber so recht glaube ich nicht daran. Bevor das Telefon läutete, hab‘ ich ganz fest an dich gedacht. Ich hab‘ mir vorgestellt, wie schön es hier mit dir im Sommer wäre …“
    „Ich weiß. Ich war dabei!“
    „Du warst dabei?“
    „Das erklär ich dir, wenn ich bei dir bin.“
    „Oh ja! Das wirst du müssen! Du machst mich ganz verlegen!“
    „Um Gotteswillen! Das brauchst du nicht! Es war toll!“
    „Jan, nimm mich nicht auf den Arm! … Moment, ich muss zur Haustür. Bleibst du dran?“
    „Na klar!“
    Er hörte, wie Esther im Hintergrund mit jemandem sprach, konnte jedoch nicht verstehen, um was es ging. Helles Geklapper ihrer Absätze verriet, dass sie zurück zum Telefon rannte. „Du bist noch dran, Jan?“
    „Natürlich! Hier

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