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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns
Autoren: Götz Justus
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an den beiden vorbei, nutzte sie mit ihn selbst überraschender Abgebrühtheit, als wäre dies alltägliche Übung. Anna und der Rundenbesteller sahen ihn unverhohlen unfreundlich an, er entschuldigte sich mit Hinweis auf das Gedränge. Seine linke Hand war leer, niemand hatte etwas gemerkt.
    Pohl nahm den Weg zur Kellertreppe; die Tür zum Bierkeller musste wieder verschlossen werden, der Gummihandschuh in der Hosentasche verschwinden! Wenig später hatte er Mühe, sich im Schankraum durch das Gewusel den Weg zur Eingangstür zu bahnen. Endlich stand er vor Kreuzers Kaschemme. Tief sog er den Atem ein. Frische Luft! Oder war es die Erleichterung, den schwierigsten Teil der Aktion unentdeckt vollendet zu haben? Ein prüfender Blick rundum. Nirgends eine Auffälligkeit. Dennoch, er war sich sicher, dass die Duisburger Kripo nicht weit war. Er musste unauffällig zum Auto gelangen, einmal damit um den Block fahren und dann in sicherer Entfernung darin nur noch warten auf das, was da totsicher kommen würde. Er lächelte still in sich hinein. Anna blieben nur noch wenige Stunden.
    Anatol spie angeekelt den Schluck zurück ins Glas. Erschrocken starrte er in sein Bier. Auf dem Boden des Glases schimmerte silbern ein Geldstück. Ohne es genau erkennen zu können, schwante ihm, dass es ein altes, silbernes Fünfmarkstück war. „Verdammte Scheiße!“
    „Was ist los, Anna?“ Mecit, vornübergebeugt auf den Tresen gestützt, hob den Kopf, schaute Anatol überrascht an. Der hielt ihm das Bierglas hin.
    „Sieh selbst!“
    Mecit stierte mit gelangweilter Neugier in das Glas. Plötzlich ging ein Ruck durch ihn. „Sag bloß …“
    Anatol nickte heftig. „Du hast schon richtig gesehen: ein Fünfmarkstück! Scheint, ich soll der Nächste sein.“
    „Dann hatte der Bulle also Recht! Ob der was weiß?“ Mecit schien zutiefst erschrocken. „Aber wie ist es in dein Glas gekommen? Etwa der Arsch neben dir …“
    „Na klar! Wer sonst? Kreuzer wird mir wohl kaum Knete ins Bierglas tun. Schon gar nicht so ein verdammtes Fünfmarkstück!“ Anatol beugte sich nach vorn, ließ den Rest des Biers in die Spüle laufen.
    „Eh! Hast du sie nicht alle?“ Kreuzer stieß sich von der Wand ab, näherte sich mit raschen Schritten, die Hände an seinem ewig feuchten Handtuch trocknend. „Stimmt was mit dem Bier nicht?“
    Die Art, wie Kreuzer die Frage stellte, signalisierte, dass er Kritik an seinem Gesöff nicht duldete. Eigentlich duldete Kreuzer überhaupt keine Kritik, es sei denn, Boris Kustow war der Kritiker. Anatol duckte sich unwillkürlich. „Ne, ne, ist schon alles in Ordnung. Dein Bier, mein‘ ich. Aber kannst du mir mal sagen, wie die Knete in mein Glas gekommen ist?“
    Kreuzer stierte konsterniert in das hingehaltene Glas. „Schon wieder’n Heiermann?“ Er schnappte nach Luft. „Willst du etwa sagen, ich hätt‘ den da ‘reingetan?“ Kreuzer streckte seinen Zeigefinger in Anatols Glas.
    „Ne, will ich nicht. Du hast nicht zufällig gesehen, wer’s getan hat?“
    Kreuzer schüttelte den Kopf. Anatol war sich nun sicher. „Dann war‘s der Typ, der sich vorgestern mit Sascha gezofft hat. Der stand vorhin neben mir. Hat ‘nen paar Bier auf die Schnelle getrunken und ist gleich wieder abgehauen. Wie siehst du das, Grufti?“
    Mecit musste nicht überlegen. „Ganz klar! Der muss es gewesen sein! Aber dass du nichts gemerkt hast …“
    Kreuzer schüttelte missbilligend den Kopf, war offensichtlich anderer Ansicht: „He, Anatol! Komm‘ auf den Boden! Passt du immer auf, wer alles an dir vorbeigeht? Gerade an deiner Ecke, wo zum Pinkeln und Zigarettenziehen alle lang müssen? Passt du nämlich nicht! Das muss nicht unbedingt dieser Typ gewesen sein, da kommen alle möglichen Typen in Frage. Sieh dich doch um! Heute ist Freitag, Mann! Jede Menge Laufkundschaft. Jeder von denen kann dir die Pinke ins Bier getan haben. Will’sten  Neues?“
    „Vergiss es!“
    Anatols Stimme vibrierte, seine Gereiztheit war unüberhörbar. Kreuzer registrierte es mit gespielter Gelassenheit. „Stress?“
    „Lass mich in Ruhe!“
    „Schon gut, Anna. Wenn ich dir einen Rat geben darf: Lass die Finger von dem Fremden! Der ist ‘ne Nummer zu groß für dich! Überlass‘ das Boris!“
    „Das lass‘ mal meine Sorge sein! Mir tut keiner ungestraft so’n … wie sagtest du?“
    „Heiermann.“
    „Heiermann. Wenn ich das schon höre! Mir tut jedenfalls keiner so’n Heiermann in die Plempe! Das ist ja eklig!“
    Kreuzer
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