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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns
Autoren: Götz Justus
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Boris nickte ihm zu. Kreuzer nickte zurück, zapfte unaufgefordert ein Bier an, wies dabei mit dem Kopf hinüber zur Ecke, an der Mecit und Anatol hockten. Die beiden hatten Boris‘ Kommen bemerkt, sahen ihn erwartungsvoll an.
    Boris pflügte sich rücksichtslos durch die Menge, bedeutete dem neben Mecit Hockenden, den Platz zu räumen. Der verstand auf Anhieb, erhob sich und verschwand in der Menge. Er hatte den Gesichtsausdruck des Russen gesehen, da schien es angesagt, zwischen sich und diesen den größtmöglichen Abstand zu bringen. Boris zog den Hocker zu sich heran, setzte sich breitbeinig darauf. Sein Blick glitt argwöhnisch zwischen Anatol und Mecit hin und her. Irgendetwas stimmte nicht, das merkte er sofort. Geriet denn heute die ganze Welt aus den Fugen? Er wollte keine schlechten Nachrichten mehr hören, er hatte die Schnauze voll! Das Gespräch mit Samir steckte ihm noch in den Knochen. „Was ist los?“
    Anatol zeigte ihm das Fünfmarkstück. Boris Augenbrauen schnellten in die Höhe. „Schon wieder eins? Sag bloß … hier?“ Sein Blick kreiste durch das lärmende Umfeld.
    Anatol nickte. „Es war in meinem Bier.“
    „Hast du mitbekommen, wer‘s da reingetan hat?“
    „Nein. Aber hier treibt sich seit Tagen so’n Typ rum, ziemlich groß und kräftig, langes blondes Haar, bis auf die Schultern runter, dunkler Vollbart, irgendwie fiese Augen. Ziemlich auffällig, der Kerl. Kreuzer sagt, der wär nicht koscher, nur mit Vorsicht zu genießen. Ist wahrscheinlich nicht allein hier, hält seine Kettenhunde im Hintergrund. Einer von denen hat Victor die Fresse poliert, einen Tag, bevor er ins Gras biss …“
    „Warum?“
    „Sascha hatte Victor hinter dem Fremden hergeschickt. Er sollte ihn abgreifen. Sascha wollte seine Brieftasche haben, wollte wissen, wer der Typ ist …“
    „… und jetzt ist er tot. Erzähl‘ weiter! Was hat der Typ mit dem Geldstück zu tun?“
    „Er stand die ganze Zeit neben mir. Er war’s wahrscheinlich, der‘s mir ins Bier getan hat. Frag‘ Mecit!“
    Kustows und Mecits Blicke kreuzten sich. Mecit nickte. „Der könnte es gewesen sein. Es stimmt schon: Der Typ stand längere Zeit neben Anna.“ Er wies mit einem Nicken auf Kreuzer, der in diesem Moment Kustows Bier brachte. „Jupp meint allerdings, es hätten bei dem Gedrängel alle hier sein können. Die müssten ja an uns vorbei, wenn sie pinkeln gehen oder Zigaretten ziehen ...“ Mecit brach unvermittelt ab, schien nachzudenken. „Ich weiß nicht – natürlich könnten es alle gewesen sein, aber der Blonde hatte mit Abstand die beste Gelegenheit. Was sollen wir tun, Boris? Das Schwein macht einen nach dem anderen von uns platt, wenn wir ihm nicht rechtzeitig die Fresse polieren …“
    „Die Fresse polieren?“ Boris schüttelte ungläubig den Kopf. „Glaubst du wirklich, damit könntest du das Problem lösen? Den müssen wir aus dem Verkehr ziehen, wenn du verstehst, was ich meine. Für immer!“
    Mecit nickte, doch Anatol sah Kustow erschrocken an. „Du meinst …“
    „Genau das meine ich!“
    „Aber das ist verdammt riskant. Der ist nicht allein! Denk an Victor!“ Anatol stockte, beugte sich nahe an Boris heran, zischelte gegen den Lärm an: „Das wäre nach der Schlampe noch ein Mord! Das kann nicht gut gehen, Boris!“
    „Der oder du, Anna! Wer hat denn das Fünfmarkstück in seinem Glas gefunden? Du doch wohl!“ Er starrte Anatol herausfordernd an. Der schien entsetzt, unfähig, auf Boris‘ provozierende Feststellung zu reagieren. Boris legte ihm die Hand auf die Schulter, schüttelte ihn kurz. „Überleg’s dir, Anna! Du hast die Wahl: der oder du.“
    Anatol nickte verzagt. „Und wie willst du’s machen?“
    „Wieso ich? Wir, Anna! Wir machen das! Genau, wie bei der Frau.“
    „Ist ja schon gut! Also, wie machen wir‘s?“
    Boris zuckte die Schultern. „Weiß ich noch nicht. Wir wissen noch nicht einmal, ob es der Blonde wirklich war. Warten wir, bis er hier wieder aufkreuzt. Ich werde ihn mir dann vorknöpfen. Ich versprech‘ euch: Danach wissen wir, woran wir sind.“
    „Aber zu allererst müssen wir doch Anna verstecken!“ Mecit hatte dem Dialog der beiden ohne äußerlich erkennbare Regung zugehört. Tatsächlich beunruhigte auch ihn das plötzlich aufgetauchte Geldstück in allerhöchstem Maße. Wer es auch immer war, der es in Annas Glas versenkt hat, der Typ war gefährlich und offensichtlich zu allem fähig. Schlimmer noch – er schien sich seiner Sache derart sicher,
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